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Schröder berichtet von Putin-Treffen – und kanzelt Distanz-Kritik ab: „Würde das wirklich etwas bringen?“

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Von: Franziska Schwarz

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Gerhard Schröder und Wladimir Putin: Treffen im Januar 2009 in St. Petersburg
Archivbild von 2009: Gerhard Schröder (l.) und Wladimir Putin in St. Petersburg © Alexey Druzhinin/AFP

Mit seiner Nähe zum Kremlchef Putin hat der Altkanzler gerade im Ukraine-Krieg viel Ansehen verloren - doch als Privatperson könne er den Konflikt nicht beenden, sagt Schröder nun.

Berlin - Altkanzler Gerhard Schröder (SPD) hat Wladimir Putin erneut während der russischen Invasion in die Ukraine getroffen und sieht trotzdem keinen Anlass, sich von vom Kremlchef zu distanzieren. „Ich habe mehrfach den Krieg verurteilt, das wissen Sie. Aber würde eine persönliche Distanzierung von Wladimir Putin wirklich irgendjemandem etwas bringen?“, fragte Schröder in einem am 3. August publizierten Interview mit Stern und RTL/ntv.

„Muss ich denn über jedes Stöckchen springen, das mir hingehalten wird? So bin ich nicht“, führte Schröder auf die Frage nach Distanzierung von Putin aus. „Ich habe da Entscheidungen getroffen, und dazu stehe ich, und ich habe klargemacht: Vielleicht kann ich noch mal nützlich sein. Warum soll ich mich also entschuldigen“, fügte Schröder hinzu und verwies darauf, dass er aus Deutschland Zustimmung erfahre. „Ich kriege auch viele Briefe aus Deutschland, in denen steht: Gut, dass es noch jemanden gibt, der Gesprächskanäle mit Russland im aktuellen Konflikt offenhält.“

Schröder war in der vergangenen Woche in Moskau. „Die gute Nachricht heißt: Der Kreml will eine Verhandlungslösung“, lautete Schröders Fazit. „Ich halte diesen Krieg für einen Fehler der russischen Regierung“, machte der 78-Jährige zugleich deutlich.

Schröder trifft Putin - und ist für Betrieb von Nord Stream 2

Es sei „ein großer Fehler, mögliche Zugeständnisse der Ukraine als russischen „Diktatfrieden“ vorab zu verunglimpfen“, sagte Schröder weiter. Die wirklich relevanten Probleme seien lösbar, darunter ein Kompromiss für die ostukrainische Region Donbass sowie die Frage einer möglichen „bewaffneten Neutralität“ für die Ukraine als Alternative zu einer Nato-Mitgliedschaft.

Bei Deutschland und Frankreich sieht Schröder eine besondere Verantwortung, zu einer Beendigung des Krieges beizutragen. „Da geschieht derzeit nicht genug, ist mein Eindruck, denn eines ist doch klar: Es wird nicht ohne Gespräche gehen.“

In dem Interview plädiert Schröder dafür, die auf Eis gelegte Ostseepipeline Nord Stream 2 in Betrieb zu nehmen. Der Altkanzler ist dort Präsident des Verwaltungsrates. Das wäre die „einfachste Lösung“ bei möglichen Gasengpässen, so Schröder.

Ukraine-Russland-Verhandlungen: Schröder lobt Erdogan

Ausdrücklich lobte Schröder die Vermittlungsbemühungen des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan: „Die Türken waren sehr hilfreich, wie sie auch in der Verhandlung über Getreidelieferungen aktuell sehr hilfreich sind.“ Schröder schränkte mit Blick auf die Haltung der US-Regierung unter Präsident Joe Biden jedoch ein: „Aber ohne ein Ja aus Washington wird es nicht gehen“, s

Es gebe in Russland „wirkliche Einkreisungsängste, die aus der Geschichte gespeist sind“, sagte Schröder außerdem und fügte hinzu: „Und die haben ja leider auch ihre Berechtigung.“

Schröder trifft Putin in Moskau - SPD-Parteiausschlussverfahren folgt

Schröder war bereits Anfang März nach Moskau gereist und hatte mit Putin über den Ukraine-Krieg gesprochen. Auch danach hatte er von einem Interesse Putins an einer Verhandlungslösung berichtet. Gegen Schröder läuft derzeit ein Parteiausschlussverfahren wegen seiner Nähe zu Putin und seines Engagements für russische Staatskonzerne. Aus der SPD waren insgesamt 17 entsprechende Anträge von Kreis- und Ortsverbänden eingegangen. (frs/AFP/dpa)

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