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Greta Thunberg: Wie eine junge Schwedin die Klimapolitik veränderte

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Sie spricht, sie segelt, sie polarisiert. Greta Thunberg ist Klimaaktivistin, Preisträgerin sowie Gründerin der globalen „Fridays for Future“-Bewegung.

Stockholm - Sie ist Galionsfigur und Ikone einer ganzen Bewegung: Die Umweltaktivistin Greta Thunberg hat im Alter von gerade einmal 17 Jahren im Rahmen der „Fridays for Future“-Bewegung einen weltweiten Protestzug von Schülern ausgelöst. Doch wer ist die Person, die Millionen von jungen Menschen dazu bewegt, sich für das Klima zu engagieren? 

Greta Thunberg: Der Spross einer bekannten schwedischen Familie 

Greta Thunberg wird am 3. Januar 2003 als Tochter der Opernsängerin Malena Ernmann und des Schauspielers Svante Thunberg geboren. Nach eigenen Angaben erfährt sie im Alter von acht Jahren zum ersten Mal von der globalen Erderwärmung. Mit elf Jahren hört sie plötzlich auf zu reden und zu essen, wie ihre Eltern in ihrem Buch „Szenen aus dem Herzen - Ein Leben für das Klima“ beschreiben. Ärzte diagnostizieren bei ihr das Asperger-Syndrom, eine Form des Autismus. 

Diese Beeinträchtigung wird zum Teil ihrer persönlichen Identität – und zum Stigma. Gegner beleidigen sie wegen des Asperger-Syndroms. Greta Thunberg sei ein Roboter, gehöre in die Psychiatrie, projiziere ihre Probleme auf den Klimawandel. „Ohne Asperger wäre das hier nicht möglich“, sagt Greta Thunberg gegenüber dem ZDF. „Ich sehe die Welt aus einer anderen Perspektive – Schwarz und Weiß“. Vater Svante Thunberg steht hinter ihr. Seit sie angefangen hat, sich für den Klimaschutz zu engagieren, sei sie aber „viel glücklicher“ geworden.

Thunberg besucht damals die Schule Kringlaskolan in der schwedischen Stadt Södertälje, südwestlich von Stockholm. Trotz vieler Fehlstunden absolviert sie die neunte Klasse mit Bravour – ihre Noten waren offenbar exzellent. Wie die schwedische Zeitung „Dagens Nyheter“ berichtet, hat Greta Thunberg in 14 von 17 Fächern ein „A“, also die Bestnote bekommen. Unter anderem glänzt sie in den Fächern Mathematik, Englisch, Französisch, Physik und Geschichte.

„Schulstreik fürs Klima“ – Greta Thunberg demonstriert für Umsetzung des Klimaabkommens 

Ihr Engagement für den Klimaschutz beginnt damit, die Beleuchtung im Haus ihrer Familie auszuschalten. Zu einem späteren Zeitpunkt beschließt sie, künftig nicht mehr zu fliegen und sich fortan vegan zu ernähren. 

Im Mai 2018 belegt Greta Thunberg bei einem Schreibwettbewerb zur Thematik Umweltpolitik, der von der schwedischen Tageszeitung „Svenska Dagbladet“ initiiert wurde, den zweiten Platz. Daraufhin kontaktiert sie der Umweltaktivist Bo Thorén – und schlägt ihr den Schulstreik vor. Er lässt sich dabei von den Protesten gegen den Waffenbesitz nach einem Schulmassaker in Florida inspirieren. 

Im August 2018 setzt sie Thoréns Vorschlag in die Tat um. Zur Zeit einer großen Dürreperiode setzt sie sich vor den schwedischen Reichstag in Stockholm – in der Hand ihr heute ikonisches Schild mit der Aufschrift „Skolstrejk för klimatet“ – Schulstreik für das Klima. Bald darauf versammeln sich in Schweden hunderte Schüler vor den Rathäusern von rund hundert schwedischen Kommunen und schließen sich ihrem Protest an. 

Greta Thunberg: „Ihr seid nicht einmal erwachsen genug, die Wahrheit zu sagen“ 

Im Dezember 2018 reist sie zusammen mit ihrem Vater zur UN-Klimakonferenz im polnischen Kattowitz. Dort findet sie klare Worte: „Ich will Gerechtigkeit in der Klimafrage und einen Planeten, auf dem wir leben können“, erklärt sie während einer Rede. Dabei richtet sie sich auch direkt an die Delegierten: „Ihr seid nicht einmal erwachsen genug, die Wahrheit zu sagen. Sogar diese Bürde überlasst ihr uns Kindern. Aber mir ist es egal, ob ich beliebt bin.“ Über die Rede berichten Medien aus aller Welt. In den sozialen Netzwerken erhält Thunberg Zuspruch. 

Die schwedische Klimaaktivistin Greta Thunberg kommt zur 49. Jahrestagung des Weltwirtschaftsforums an.
Die schwedische Klimaaktivistin Greta Thunberg kommt zur 49. Jahrestagung des Weltwirtschaftsforums an. © dpa / Valentin Flauraud

Ende Januar nimmt sie am 49. Jahrestreffen des Weltwirtschaftsforums in Davos teil. Um die hohe Emission einer Flugreise zu vermeiden, nimmt sie den Zug. Und übertrifft ihre Rede in Kattowitz mit resoluter Eindringlichkeit: „Ich will, dass ihr in Panik geratet.“ Alle sollen die Angst spüren, die sie selbst jeden Tag spüre. „Unser Haus brennt“. 

„Fridays for Future“: Eine ganze Organisation hinter Greta Thunberg 

Immer mehr Schüler und junge Menschen schließen sich der Idee des Klimastreiks an und ziehen im Frühjahr 2019 unter dem Namen „Fridays for Future“ auf die Straßen, um für eine bessere Klimapolitik zu demonstrieren. Beim ersten weltweit organisierten Klimastreik (15. März 2019) sollen fast 1,8 Millionen Menschen an den Demonstrationen von „Fridays for Future“ teilgenommen haben.  

Ihr Einsatz bringt der jungen Aktivistin eine Nominierung für den Friedensnobelpreis ein. Drei Abgeordnete der norwegischen sozialistischen Linkspartei sprachen sich dafür aus, dass Thunberg die renommierte Auszeichnung überreicht werden solle. Thunberg teilt via Twitter mit, dass sie sich für die Nominierung geehrt fühle.

Obwohl Thunberg zu diesem Zeitpunkt bereits hohe mediale Aufmerksamkeit genießt, sollte ein Ereignis im August eben diese Aufmerksamkeit noch einmal verstärken. Da sie  am UN-Klimagipfel im Rahmen der jährlichen Climate Week NYC vom 23. bis zum 29. September 2019 in New York teilzunehmen will, erklärt sie, dass ihre Teilnahme an eine zeitaufwändige Anreise gebunden sei, da sie Flugreisen ablehne. Kurzum erklärt sich der deutsche Segler Boris Herrmann bereit, Greta Thunberg über den Atlantik zu bringen. Am 14. August 2019 legt das Segelboot für eine zweiwöchige Reise ab. 

Greta Thunberg hält flammende Rede auf UN-Weltklimagipfel 

Kritiker werfen der Klimaaktivistin vor, dass ihr Segeltörn weitaus weniger klimafreundlich ist, als er den Anschein erweckte, wie die „taz“ berichtete. Da das Boot nach der Reise wieder zurück nach Europa transportiert werden musste, flogen fünf Segler aus Europa in die USA. Auch Thunbergs Skipper trat die Rückreise nach Europa mit dem Flugzeug an – statt einem Flug löste der Segeltörn also sechs Flugreisen aus.

Zum Auftakt des Weltklimagipfels hält die 16-jährige Schwedin eine emotionale und bemerkenswerte Rede. Die viel beachtete Wutrede wird zu einer Generalabrechnung mit der Umweltpolitik. „Wie konntet Ihr es wagen, meine Träume und meine Kindheit zu stehlen mit Euren leeren Worten? Wir stehen am Anfang eines Massenaussterbens und alles, worüber Ihr reden könnt, ist Geld und die Märchen von einem für immer anhaltenden wirtschaftlichen Wachstum - wie könnt Ihr es wagen?“ Auch der weitere Wortlaut von Greta Thunbergs Rede in New York fällt drastisch aus. Ihre Botschaft an die Politiker ist klar: „Ihr lasst uns im Stich.“ 

„Time“ kürt Greta Thunberg zur Person des Jahres 

Anschließend will Greta Thunberg an der 25. UN-Klimakonferenz teilnehmen, die ursprünglich in der chilenischen Hauptstadt Santiago de Chile stattfinden sollte. Sie befindet sich bereits auf dem Weg dorthin, als die Konferenz wegen politischen Spannungen am 30. Oktober 2019 abgesagt wird. Zwei Tage später wird Madrid als neuer Tagungsort für die Konferenz festgelegt. Erneut überquert Greta Thunberg den Atlantik – diesmal nimmt sie das Angebot von australischen Video-Bloggern an, mit ihnen zu segeln. 

Im Dezember 2019 wird sie vom US-Magazin „Time“ zur Persönlichkeit des Jahres gekürt. Zur Begründung erklärt das Nachrichtenmagazin, der jungen Schwedin sei es gelungen, „Sorgen über den Planeten in eine weltweite Bewegung zu verwandeln, die einen globalen Wandel verlangt“. 

Mit dem Klimagesetz übernehme die EU eine führende Rolle, ist sich Kommissionschefin Ursula von der Leyen sicher. Greta Thunberg bemüht dagegen das Bild eines „brennenden Hauses“.

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