„Trump müsste behandelt werden“: Gysis harte Diagnose

Berlin - Ob Trump den Rechtspopulismus bereits diskreditiert hat, wollte Sandra Maischberger in ihrem Talk wissen. An harschen - aber auch besorgten - Antworten mangelte es nicht.
Ging dann ja doch ganz schnell: 100 Tage Trump-Präsidentschaft sind vorbei. 100 Tage Zeit - für die US-Amerikaner genauso wie für die Deutschen -, sich mit dem großen Unbekannten bekannt zu machen. Mit riesigen Hoffnungen und, mehr noch, großen Sorgen war Donald Trump beladen worden. Wie der Unternehmer als Staatsmann auftreten würde, das wusste aber niemand.
Und nun? Vier Tage vor der Stichwahl in Frankreich fragte ZDF-Talkerin Sandra Maischberger ihre Gäste nach dem Ist-Stand und den Auswirkungen: Ist Trump gescheitert? Hat er den Rechtspopulismus bei seinen potenziellen Wählern diskreditiert und sich selbst in Abseits geschossen? Die Antworten fielen spannenderweise zweischneidig aus. Als erfolgreich wollte niemand Trumps Präsidentschaft bezeichnen. Entwarnung wollten aber bei weitem nicht alle Diskutanten geben. Und einer äußerte seine Meinung über Trump besonders klar: Gregor Gysi.
Gysi attestiert Trump „Minderwertigkeitskomplexe“
„Ich würde auch von einem Desaster sprechen“, sagte der stets wortgewaltige Linke-Politiker mit Blick auf Trump. „Ich glaube, der ist psychisch leicht gestört und müsste behandelt werden.“ Der Neu-Präsident leide vermutlich unter Minderwertigkeitskomplexen, erklärte Rechtsanwalt Gysi: „Ich hatte schon solche Mandanten, wissen Sie, die kompensieren das dann in anderer Form und zwar gerade durch eine bestimmte Lautstärke et cetera, um bestimmte Komplexe loszuwerden.“
Vor allem aber warnte Gysi, Trump sei im Präsidentenamt alles andere als harmlos. „Wissen Sie, was das eigentlich Gefährliche ist? Er ist unberechenbar. Und damit kann man ganz schwer umgehen.“ Wenigstens habe Trump seine Machtposition falsch eingeschätzt und müsse nun feststellen, dass Justiz- und Verwaltungsapparat „bremsen“.
Große Sorge bereite ihm nichtsdestotrotz, dass man jetzt schon auf die mäßigende Wirkung von Präsidententochter Ivanka Trump hoffen müsste, sagte Gysi:
Sogar der SVP-Mann sieht Trump kritisch
Auch der langjährige USA-Korrespondent Thomas Roth warnte vor Trump. Der US-Präsident sei inkompetent, lüge die Menschen an und habe den Kern der Demokratie nicht verstanden, „Kompromisse“ nämlich. Wenn er sich vom in der US-Verfassung eingebauten Zwang zum Kompromiss nicht aufhalten lasse, sei Trump ein „gefährlicher Präsident“, warnte Roth.
Selbst Roger Köppel, Politiker der rechten Schweizer SVP, räumte ein: „Trump muss man kritisch sehen.“ Lediglich allzu alarmistische Sichtweisen wies er strikt zurück. Ebenso wie der frühere US-Botschafter und ewige Talkshowgast John Kornblum: „Ich habe Weltuntergangsstimmung erwartet, und Ihre Gäste haben volle Pulle Weltuntergangsstimmung", lästerte er.
Köppel sah immerhin auch etwas Positives an der Trump-Wahl: Die Bürger der USA hätten „Mut zu dieser Alternative gezeigt“, betonte er. Das müsse man in der Demokratie als „Staatsform der Alternative“ respektieren. Das vermutlich intendierte Argument gegen die teils auch heftige Kritik an Trump brachte Köppel damit aber wohl kaum vor - demokratisch gewählt sind schließlich auch sehr viele andere Regierungschefs, die sich oft harsche Kritik anhören müssen.
fn