Habeck stürzt in Politiker-Ranking böse ab - Söder und Wagenknecht mischen vorne mit
Über Monate war es wie in Stein gemeißelt: Robert Habeck ist der beliebteste Politiker in Deutschland. Nun verliert er in dem Ranking viele Plätze. Dahinter gibt es einige Überraschungen.
München - Der Absturz kam mit Ansage. Fiel aber äußerst heftig aus. Monatelang lag Robert Habeck an der Spitze des Rankings der beliebtesten Politiker in Deutschland. Vor allem dank seiner rhetorischen Qualitäten, mit denen er in diesen besonderen Zeiten seine Zuhörer in den Bann zog. Auch wenn der ehemalige Grünen-Chef als Wirtschaftsminister nicht nur populäre Entscheidungen treffen konnte.
Doch zuletzt ließ er kaum ein Fettnäpfchen aus. Zunächst musste der Vizekanzler erhebliche Mängel in der geplanten Gas-Umlage zugeben, die auch gesunden Energiekonzernen zusätzliche Einnahmen ermöglicht hätten. Weitere Angriffsfläche bot der 53-Jährige mit der Entscheidung, die noch laufenden Atomkraftwerke trotz der Energiekrise Ende des Jahres vom Netz zu nehmen, lediglich zwei von ihnen auf Reserve laufen zu lassen.
Politikerranking: Habeck verliert viele Plätze und muss Spitze abgeben
Spätestens der Auftritt bei Sandra Maischberger, bei dem der gebürtige Lübecker das Wort Insolvenz etwas uminterpretierte und damit viele Mittelständler brüskierte, ließ das Fass zum Überlaufen bringen. Jetzt bekam Habeck die Quittung in Form der neuesten Umfrage des Meinungsforschungsinstituts INSA im Auftrag der Bild. Er verlor sechs Punkte und rutschte erstmals seit dem 21. März vom Platz an der Sonne ab und findet sich auf Rang sechs wieder. Zuvor hatten ihm bei einer INSA-Umfrage bereits 49 Prozent der Befragten schlechte Arbeit attestiert.
Was ihm besonders wehtun dürfte: Den Thron im Beliebtheitsranking erbt Annalena Baerbock. Bei der jüngsten Bundestagswahl musste Habeck ihr noch den Vortritt als Spitzenkandidatin lassen. Nun gilt es erstmal zu schauen, die Kluft wieder zu verkleinern - was angesichts des anstehenden Winters und der Gasknappheit zumindest in den nächsten Monaten eine Herkulesaufgabe sein dürfte.
Baerbock führt in Umfrage: Sie profitiert „von Habecks Schnitzern und der Energiekrise“
Zwar verlor auch Baerbock einen Punkt im Vergleich zur vorigen Umfrage, doch das sollte sie verkraften können. Negativschlagzeilen bescherte der Außenministerin zuletzt die Aussage, sie werde die Ukraine so lange unterstützen, wie es nötig sei - unabhängig davon, wie ihre deutschen Wähler dazu stünden. Die Entrüstung im Internet wurde erst eingefangen, als sich offenbarte, dass der Satz aus dem Zusammenhang gerissen worden war.
In der Bild sagt INSA-Chef Hermann Binkert: „Annalena Baerbock profitiert von Habecks Absturz. Sie baut auch innerhalb der Grünen-Wählerschaft ihren Vorsprung vor Habeck aus.“ Der Meinungsforscher sieht sie als Profiteurin „von Habecks Schnitzern und der Energiekrise. Es fällt auf, dass sie sich nicht schützend vor Habeck stellt.“ Entzweit sich das einstige politische Traumpaar der Grünen etwa im Ringen um die Wählergunst?
Söeder überrascht im Politikerranking: Aus dem Team Vorsicht auf Platz zwei und Wagenknecht im Nacken
Mit einer Überraschung geht es auf Platz zwei weiter. Dort rangiert Markus Söder. Um den einstigen Kapitän des Teams Vorsicht in der Corona-Pandemie wurde es in diesem Sommer zwar etwas ruhiger. Zuletzt aber verschoss er doch wieder eifrig Giftpfeile - im Gegensatz zu den Wochen vor der Bundestagswahl aber nur in Richtung politische Konkurrenz.
Im Angesicht des letzten Winters vor der Landtagswahl in Bayern gelang ihm der Absprung aus dem Lager der Corona-Mahner, vielmehr zeigt sich der CSU-Chef längst wieder als volksnaher Landesvater auf den diversen Festen. Auch auf der Wiesn ist er natürlich dabei, dort geht bekanntlich die erste Mass an den bayerischen Ministerpräsidenten. Fehlen wird dann seine längst ebenfalls bundesweit bekannte FFP2-Maske mit dem bayerischen Landeswappen, die mittlerweile häufiger zu Hause bleiben muss. Team Vorsicht war gestern.
Während Söder seinen Punktestand hält, verliert auch Cem Özdemir einen Zähler, weshalb der Landwirtschaftsminister trotz des Habeck-Absturzes auf Platz drei verharrt. Einen Sprung von Position sieben auf vier macht - ebenfalls überraschend - die einstige Linke-Fraktionsvorsitzende Sahra Wagenknecht, die vor allem mit ihren Pro-Putin- und Pro-Russland-Positionen in die Schlagzeilen kommt. Das scheint bei nicht wenigen Umfrage-Teilnehmern zu verfangen.

Sonntagsfrage: Nur die Grünen verlieren - Nutznießer ist die FDP
Hinsichtlich der Sonntagsfrage gab es kaum Verschiebungen. Von den 2039 Teilnehmern, die zwischen dem 9. und 12. September ihre Stimme abgaben, würden weiter 28 Prozent ihr Kreuz bei der Union machen. Lediglich die Grünen verlieren einen halben Prozentpunkt und landen nun bei 20 Prozent. Damit sind sie weiter zweitstärkste Kraft vor der SPD mit nach wie vor 18 Prozent. Die AfD bleibt bei 13,5 Prozent, derweil legt die FDP um einen halben Prozentpunkt auf acht Prozent zu. Den Einzug in den Bundestag würde auch die Linke mit weiterhin 5,5 Prozent schaffen. Auf die übrigen Parteien entfallen wie zuvor sieben Prozent.
Für die Ampel würde es mit 46 Prozent somit nicht reichen, um regieren zu können. Auch eine Große Koalition wäre mit ebenfalls 46 Prozent keine Option. Dagegen würde eine Koalition aus Union und Grünen mit 48 Prozent eine parlamentarische Mehrheit stellen, die sogenannte Deutschland-Koalition aus Union, SPD und FDP käme sogar auf 54 Prozent. Zum Vergleich: Bei der Bundestagswahl im vergangenen Jahr erreichten die Ampel-Parteien zusammen 52 Prozent.
Fazit von INSA-Chef Binkert: „Die Union kann sich den oder die Koalitionspartner aussuchen. Ohne und gegen sie könnte keine Regierung gebildet werden.“ Damit würde nur noch ein geeigneter Kanzlerkandidat fehlen - obwohl er beliebtester Union-Politiker ist, hatte Söder zuletzt erneut betont, diesen Posten in seiner Karriere nicht mehr anstreben zu wollen. (mg)