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Hände waschen und Menschenmengen meiden

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- München - Hallen voll mit fiebernden Patienten, die auf notdürftig aufgebauten Feldbetten liegen. U-Bahnschächte als Massenlager für Tote, weil die Bestatter nicht mehr nachkommen. Diese Szenarien stammen von den letzten Grippe-Pandemien. Jetzt steht offenbar eine neue weltweite Influenza-Seuche bevor: Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) stuft die Gefahr für eine Pandemie als "hoch" ein, kann aber keine exakte Vorhersage über den Zeitpunkt des Ausbruchs oder die Schwere machen.

"Wenn eine Pandemie auftritt, dann bricht sie am wahrscheinlichsten in Asien aus", meint Professor Günther Kerscher vom Bayerischen Staatsministerium für Gesundheit auf einer Veranstaltung des GSF-Forschungszentrums. Mensch und Geflügel leben dort oft auf engstem Raum zusammen, so dass das derzeit grassierende Vogelgrippe-Virus H5N1 leicht auf den Menschen überspringen könnte. Das ist bis Ende Oktober weltweit 256 Mal passiert. Mehr als die Hälfte der Erkrankten starb.

Bis jetzt hat sich das Virus noch nicht von Mensch zu Mensch ausgebreitet, weshalb die WHO nicht von einer Grippe-Pandemie spricht. Das Vogelgrippe-Virus könnte sich aber mit einem menschlichen Grippe-Virus vermischen oder sich so weit an den Wirt Mensch anpassen, dass er zu einem gefährlichen neuen Erreger wird. "H5N1 ist der Top-Kandidat für einen Pandemie-Virus", sagt Dr. Petra Graf vom Gesundheitsreferat der Stadt München. "Er trifft die ganze Welt unvorbereitet."

Vorbereitungen trifft dagegen der bayerische Staat: Für ein Fünftel der Bevölkerung habe man Grippe-Medikamente eingelagert, so Kerscher. Da aber jeder Dritte in Bayern an der Grippe erkranken könnte, "mag es zu Versorgungsengpässen kommen", räumt der Mediziner ein. Einen Impfstoff gegen das Pandemie-Virus werde es frühestens drei Monate nach Ausbruch der Grippe geben.

Auch in München rechnet Graf mit bis zu 400 000 Erkrankten. Die Ärztin erwartet nur 6000 zusätzliche Patienten in Münchner Krankenhäusern und 1500 Todesfälle. Doch selbst das könne "eine Klinik lahmlegen", sagt Dr. Wolfgang Guggemos, Oberarzt am Klinikum Schwabing. "Die Zeiten, in denen Kliniken freie Betten hatten, sind vorbei", warnt er. Dennoch ist der Infektiologe zuversichtlich, dass die Kliniken dem Ansturm bei einer Grippe-Pandemie gewachsen wären. Dann müssten Hüft-Operationen etwas länger warten. Übungen für den Ernstfall gab es in Bayern bisher aber noch nicht.

Im Falle einer Pandemie raten die Experten zu Hygienemaßnahmen. Schon einfaches Händewaschen helfe. Von Gesichtsmasken, die einige Länder wie Österreich jetzt bevorraten, hält Graf dagegen gar nichts. "Die schützen wahrscheinlich nicht." Lieber solle man Menschenansammlungen meiden.

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