„Bla, bla“: Russischer Hardliner und Ex-Offizier Girkin zerlegt Putin-Rede – „kein Wort über Fehler“
Der russische Hardliner Igor Girkin kritisierte die Rede von Putin. Dass der Kreml-Chef die Probleme des Militärs nicht ansprach, empörte ihn wohl.
München – Die rund zwei Stunden lange Rede zur Lage der Nation von Russlands Machthaber Wladimir Putin drehte sich hauptsächlich um die Entwicklungen mit Blick auf den Ukraine-Krieg. Neben Attacken gegen den Westen und der Begründung des Angriffskrieges lautete Putins Botschaft im Grunde: Russland ist stark, hält trotz der westlichen Sanktionen durch und die „militärische Spezialoperation“ läuft ohne Probleme.
Russischer Hardliner empört über Putins Rede – „40 Minuten lang nichts gesagt“
Der russische Hardliner und Ex-Offizier Igor Girkin allerdings war nicht gerade begeistert von der Rede des russischen Machthabers. Girkin galt lange als der Kommandeur von mehreren pro-russischen Milizgruppen in der Ostukraine und soll auch am Abschuss des malaysischen Passagierflugzeugs im Jahr 2014 beteiligt gewesen sein. Dabei ist er ein bekannter Kritiker des Kreml. Er wirft der russischen Führung immer wieder vor, zu unentschlossen und sanft zu agieren. Er fordert ein härteres Durchgreifen, auch in der Ukraine.
Auch nach der jüngsten Rede von Putin versteckte er seine Kritik nicht und äußerte sich im Kurznachrichtendienst Telegram, als die Veranstaltung noch lief. „40 Minuten lang wurde nichts gesagt und mehr als 15 Minuten lang gibt es Beschwerden über Partner“, schrieb Girkin. Zugleich habe sich Putin auch nicht darüber geäußert, wie man auf „Aggressionen und Sanktionen“ genau reagieren werde.
Hardliner Girkin attackiert Putin wegen Rede – „Hör auf zu jammern“
Der russische Hardliner beschwerte sich in seinem Beitrag auch über das von Putin gezeichnete optimistische Bild über das russische Militär. „Bei der Armee ist alles in Ordnung und es wird sogar noch besser“, schrieb er ironisch und ergänzte: „Kein Wort über Niederlagen, Misserfolge, Schwierigkeiten.“ Geht es nach Putin, so Girkin, sei auch in der Militärwirtschaft alles „hervorragend“ und es gebe „stetiges Wachstum“. Tatsächlich lobte der Kreml-Chef in seiner Rede die angebliche Stärke der russischen Wirtschaft.
Über die Fehler im Angriffskrieg und wer die Verantwortung dafür trage, habe Putin ebenfalls kein Wort verloren, bemängelte der russische Ex-Offizier. Hardliner wie Girkin wollen immer wieder eine offizielle Kriegserklärung statt der „militärischen Spezialoperation“, um die Angriffe ausweiten zu können. Bislang ist dies aber nicht geschehen - auch nicht bei Putins neuer Rede. „Man hat den Status der militärischen Spezialoperation nicht einmal in eine Anti-Terror-Operation umgewandelt, geschweige denn es Krieg zu nennen“, wetterte der ehemalige Milizenführer gegen Putin.
„Bla bla, es macht keinen Sinn, weiter zuzuhören“, schloss er seine Nachricht mitten in der Rede von des Kreml-Chefs ab. „Hör auf zu jammern“, schrieb er in einer weiteren kurzen Botschaft und kommentierte in einer weiteren Nachricht: „Der Präsident erwähnte das Wort ‚Ehre‘. Schon lustig in seinem Mund.“ Auch aus der Welt gab es bereits Reaktionen auf Putins Rede. (bb)