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"Widerliches Gewürm": So hetzt ein AfD-Abgeordneter auf Facebook

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Von: Haakon Nogge

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Fünf AfD-Kandidaten direkt in Stadtrand-Wahlkreisen gewählt
Kay Nerstheimer (AfD). © dpa

Berlin - Unter den AfD-Kandidaten, die bei der Abgeordnetenwahl in Berlin Direktmandate gewonnen haben, ist Kay Nerstheimer besonders umstritten. Auf Facebook sympathisiert er mit Holocaust-Leugnern und hetzt gegen Schwule und Flüchtlinge.

26 Prozent der Stimmen im Berliner Wahlkreis Lichtenberg 1 hatte Kay Nerstheimer, der für die rechtspopulistische AfD antrat, am 18. September bekommen. Doch möglicherweise wissen nicht alle Wähler, für wen sie das Kreuz gemacht haben. Die Vergangenheit des AfD-Mannes ist genauso fragwürdig wie seine Haltung gegenüber Kriegsrevisionisten, Schwulen und Flüchtlingen, aus der er auf Facebook keinen Hehl macht. 

Der AfD-Landesvorsitzende Georg Pazderski bestätigte am Montag, dass Nerstheimer 2012 Mitglied der "German Defence League" war. Die Gruppe, die der 1964 Geborene nach eigener Aussage zur "Miliz" hatte ausbauen wollen, gilt als rechtsextremistisch und islamfeindlich. Als die Organisation 2013 ins Visier des Verfassungsschutzes geraten sei, habe Nerstheimer seine Aktivitäten für die Gruppe aber schon beendet gehabt, betonte Pazderski. 

Ein "Like" für den Holocaust-Leugner

Darüber hinaus hat sich Nerstheimer als Fan von kriegsrevisionistischen, antisemitischen Verschwörungstheorien hervorgetan. Das Hamburger Abendblatt hat herausgefunden, dass der Politiker im Juli auf Facebook ein Youtube-Video mit dem Titel: "Alles eine LÜGE! – die echten Kriegsursachen von 1939" gepostet hatte. 

Passend dazu fand der Stern heraus, dass Nerstheimer für einen auf Facebook verbreiteten Text des Holocaust-Leugners Elmer Barnes, in dem der US-Soziologe die Kriegsschuld Hitlers verharmlost, ein "Like" vergeben hatte.

Damit nicht genug: Unter einem Bild von Wehrmachts-Wachsoldaten auf dem sozialen Netzwerk schrieb er der Süddeutschen Zeitung zufolge begeistert: "Jeder einzelne eine Zierde des Volkes". Im Januar hatte der AfD-Mann mit der Bezeichnung "Polithuren der BRD Treuhand mit Sitz in Frankfurt am Main" seine Ansicht verdeutlicht, dass die Bundesrepublik aus der Bankenstadt gesteuert werde.

Hetze gegen Schwule und Flüchtlinge

Ebenfalls auf Facebook hinterließ der gelernte Maurer 2014 einem Bericht des Tagesspiegel zufolge schwulenfeindliche Kommentare auf der Seite seiner Parteikollegin Beatrix von Storch. Nachdem der Grünen-Bundestagsabgeordnete Volker Beck auch für lesbische Lebenspartnerinnen einen Rechtsanspruch auf ein Kind gefordert hatte, sprach Nerstheimer von Homosexuellen als "degenerierte Spezies". Ihre "Veranlagung" nannte er "widernatürlich".

Mit menschenverachtenden Begriffen wie "widerliches Gewürm" und "schwarze Bimbos" hatte sich Nerstheimer laut der SZ auch über Flüchtlinge aus Syrien geäußert, Asylbewerber bezeichnete er demnach als "Parasiten, die sich von den Lebenssäften des deutschen Volkes ernähren".

Nerstheimer droht der Ausschluss aus der AfD

Für die AfD sei der Fall dennoch noch nicht abgeschlossen, so Pazderski. Man werde das untersuchen und eine Lösung finden. Auf die Frage, ob gegen Nerstheimer ein Parteiausschlussverfahren laufe, wollte AfD-Chefin Frauke Petry am Montag keine Antwort geben. Zuvor hatte der AfD-Sprecher Ronald Gläser der B.Z. gegenüber dies jedoch bereits bestätigt.

hn/dpa

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