NSU-Helfer: Hinweis auf weiteren V-Mann
Berlin - Erst kommt ans Licht, dass die Berliner Polizei jahrelang einen NSU-Helfer als V-Mann führte, nun sollen auch die Verfassungsschützer im Bund eine Quelle im Umfeld der Terrorzelle gehabt haben.
Neben der V-Mann-Affäre in Berlin sorgen Hinweise auf einen weiteren Informanten aus dem Umfeld der Terrorzelle für Aufregung. Medienberichten zufolge soll ein bekannter Neonazi aus Sachsen-Anhalt und NSU-Unterstützer von 1997 bis 2007 als V-Mann für die Verfassungsschützer im Bund aktiv gewesen sein - unter dem Decknamen „Corelli“. Die Grünen forderten dazu am Donnerstag Aufklärung von Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich (CSU). Der Grünen-Abgeordnete Hans-Christian Ströbele beantragte einen Regierungsbericht an das Parlamentarische Kontrollgremium.
Erst vor wenigen Tagen war bekanntgeworden, dass ein Helfer des Nationalsozialistischen Untergrunds (NSU) jahrelang als V-Mann für das Landeskriminalamt Berlin aktiv gewesen war. Inzwischen sind Hinweise aufgetaucht, dass auch das Bundesamt für Verfassungsschutz einen bezahlten Informanten aus dem Umfeld der Terrorzelle gehabt haben könnte. Der Mann soll ein ehemaliger Freund des NSU-Mitglieds Uwe Mundlos gewesen sein.
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Ströbele verlangte Aufklärung vom Innenminister, der für den Verfassungsschutz im Bund zuständig ist. „Friedrich trägt die Verantwortung dafür“, sagte der Grünen-Politiker. „Er muss sagen, wann er was über den nun berichteten Einsatz dieses V-Manns erfahren hat und warum er nicht für die umfassende sofortige Unterrichtung des Bundestages gesorgt hat.“
Der Ressortchef müsse sich umgehend dazu erklären und dem Neonazi-Untersuchungsausschuss die vollständigen Akten weitergeben. Ströbele sitzt sowohl in dem Untersuchungsausschuss als auch im Parlamentarischen Kontrollgremium für die Nachrichtendienste, dem die Regierung nun einen Bericht zu dem Fall liefern soll.
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Das Bundesamt für Verfassungsschutz hielt sich bedeckt. Eine Sprecherin sagte auf dpa-Anfrage, die Behörde könne grundsätzlich nicht öffentlich zu Einzelheiten ihres nachrichtendienstlichen Handelns Stellung nehmen. Das Amt habe aber „zu keiner Zeit einen nachrichtendienstlichen Zugang zum NSU“ gehabt.
dpa