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Russische Hyperschallraketen im Ukraine-Krieg? Experten zweifeln nun - und sehen „Signal an den Westen“

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Von: Linus Prien

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Russland teilte ein Video, in dem im Ukraine-Krieg angeblich ein Waffendepot mit „Kinschal“-Hyperschallraketen zerstört wurde. Experten zweifeln.

Washington, DC - Das russische Verteidigungsministerium twitterte, im Ukraine-Konflikt Hyperschallraketen zu verwenden und ein ukrainisches Waffendepot zerstört zu haben. Experten bezweifeln jedoch, ob Russland tatsächlich Raketen des Typs „Kinschal“ verwendet hatte – und ob es sich beim zerstörten Gebäude tatsächlich um ein ukrainisches Waffendepot handelt.

Ukraine-Krieg: Verwendet Russland Hyperschallraketen?

Russland hatte die neue Waffe in den vergangenen Tagen nach eigenen Angaben zweimal in der Ukraine eingesetzt. Nach russischen Angaben fliegen die etwa acht Meter langen Raketen extrem schnell und hoch, bleiben dabei aber manövrierfähig. Sie sind daher nur sehr schwer abzufangen. Der Sprecher des US-Verteidigungsministeriums, John Kirby, bestätigte den Einsatz der „Kinschal“-Rakete am Montag nicht direkt. „Wir haben die Behauptung der Russen gesehen, dass sie eine Hyperschallrakete benutzen. Wir sind nicht in der Lage, diese Behauptung zu widerlegen, aber wir sind auch nicht in der Lage, sie unabhängig zu verifizieren“, sagte er.

Ukraine-Krieg: Experte sieht „Signal an den Westen“

Der Rüstungsexperte Frank Sauer von der Universität der Bundeswehr in München sagte derTagesschau“: „Es ist keine High-Tech-Wunderwaffe, sondern geht auf Technologie aus den 1980er-Jahren zurück, die die russische Armee adaptiert hat. Wir wissen - das muss man auch ganz offen sagen - nicht alles, was diese Rakete auszeichnet. Aber man kann trotzdem sagen: Sie ist militärisch im Ukraine-Krieg kein „Game-Changer“, sondern primär ein politisches Signal an den Westen, denn das System kann auch jede beliebige Stadt in Europa innerhalb weniger Minuten erreichen. Aber das war natürlich schon vor dem Krieg so.“

Ukraine-Krieg: Zweifel an russischem Video zum Kinschal-Angriff eines ukrainischen Waffendepots

Das Verteidigungsministerium des Kreml-Chefs Wladimir Putin behauptete am vergangenen Samstag via Twitter, dass die Hyperschallrakete eingesetzt wurde, um ein ukrainisches Waffenlager zu zerstören. Das Ministerium veröffentlichte ein 27-sekündiges Video, welches den vermeintlichen Angriff dokumentiert haben soll. Experten zweifelten jedoch sofort daran, ob in dem Video tatsächlich das zu sehen war, was das russische Verteidigungsministerium behauptet hatte.

Zum einen fiel mehreren Experten auf, dass es keine Folgedetonationen gab. Munitionslager hätten bei einem Brand, wie dem im Video sichtbaren, zu mehreren Detonationen geführt. Im Video bleiben diese aus. Zum anderen hat die Plattform The War Zone die Drohne, welche das Video aufgenommen hat, als Orlan-10 identifiziert. Die Drohne hat jedoch nur eine Reichweite von 120 bis 150 Kilometern. Die Reichweite kann auch bis zu 600 Kilometer steigen. In diesen Fällen geht die Drohne jedoch verloren. Das Waffendepot, welches angeblich zerstört wurde, befindet sich im Westen der Ukraine. Die Drohne hätte also aus Belarus oder pro-russischen Teilen der Republik Moldau starten müssen.

The War Zone geht davon aus, dass es sich beim Video um ein Fake handle. Tatsächlich werde ein Bauernhof gezeigt, der bereits vor einer Woche mit konventionellem Bombardement zerstört wurde.

Ukraine-Krieg: Hyperschallraketen? Experte vermutet russische Propaganda-Strategie

Sauer schloss die russische Verwendung von Hyperschallraketen nicht aus. Im Gespräch mit n-tv zweifelte Sauer jedoch an den Aussagen des russischen Verteidigungsministeriums. Der Beschuss eines Bauernhofes mit „Kinschal-Raketen“ sei nicht wahrscheinlich: „Wir haben von Anfang an beobachtet, dass bestimmte Propaganda schlecht gemacht ist. Es passt in das allgemeine Muster: ein ständiger Strom von Falschinformationen, sodass irgendwann niemand mehr weiß, was stimmt und was nicht.“ (dpa/lp)

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