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Sieg um jeden Preis: Russland wohl bereit, 100.000 Mobilisierte für Frühjahrs-Offensive zu opfern

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Von: Magdalena Fürthauer

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Laut zwei russischen Informanten will Putin für den Ukraine-Krieg weiter mobilmachen. Bis ins Frühjahr nimmt Moskau demnach bis zu 100.000 Verluste in Kauf.

Moskau - Ende Oktober verkündete Russlands Präsident Wladimir Putin das Ende der Teilmobilmachung für den Krieg in der Ukraine, allerdings vermuteten schon bei dieser Ankündigung einige Militärexperten, dass die Mobilmachung verdeckt weitergehe. Laut dem russischen Investigativportal Important Stories dürfte dies auch der Fall sein.

Ukraine-Krieg: Russland wohl bereit, 100.000 Mobilisierte bis zum Frühjahr zu opfern

300.000 Reservisten seien per Dekret vom 21. September 2022 für den Ukraine-Krieg eingezogen worden, so das russische Verteidigungsministerium. Bis zum kommenden Frühjahr rechneten die Behörden mit dem Verlust von jedem dritten dieser Männer, wie zwei Informanten nun dem Portal bestätigt haben sollen. Einer stehe dem Generalstab nahe, der andere dem russischen Inlandsgeheimdienst FSB, der Putin als „narzisstisch“ einstufen soll.

Russischer Rekrut erhält Uniform
Weiterhin werden offenbar russische Reservisten für den Ukraine-Krieg einbezogen. Hier erhält ein Rekrut seine Uniform. © IMAGO/Yegor Aleyev/ITAR-TASS

Als „unwiederbringlicher Verlust“ zählen demnach sowohl Tote als auch Verwundete. Weiters plane Russland, die rund 100.000 Menschen durch neue Wehrpflichtige zu ersetzen. Dies soll allen voran Putins Plänen zur Einnahme Kiew dienen. Einen Erfolg dürfte der russische Präsident sicherlich brauchen, gibt es doch Berichte von angeblichen Intrigen, um Putin zu stürzen.

Ukraine-Krieg: Russland wolle Lücken in Verteidigungslinie mit weiteren Mobilisierten füllen

Viele der Reservisten, die im September eingezogen wurden, seien ohne jegliche Vorbereitung an die Front geschickt worden, so die Informanten weiter. Auch deshalb rechne die russische Führung mit so hohen Verlusten. „Ganz allgemein lautet der Plan etwa so: Zeit gewinnen und mit Hilfe der Mobilisierten die Front stabilisieren. Und dann im Frühjahr wieder von vorne beginnen“, zitiert Important Stories denjenigen, der Kontakte zum FSB haben soll.

Die Quelle, die dem Generalstab nahestehe, bestätige dies: „Jetzt geht es darum, die Frontlinie abzudichten und zu sichern. Aufgrund des Personalmangels hatten wir manchmal überhaupt keine Leute in der zweiten Verteidigungslinie. An manchen Stellen war es in Abständen von bis zu 20 Kilometern leer. Jetzt werden diese Orte mit mobilisierten Menschen gefüllt.“

Krieg in der Ukraine: Russland will Armee offenbar auf zwei Millionen Soldaten aufstocken

Bis zum nächsten Frühjahr sollen 120.000 Wehrpflichtige für den Einsatz in der Ukraine ausgebildet werden. Um die prognostizierten Verluste auszugleichen, brauche es demnach die Mobilmachung in Russland. Ende Oktober prognostizierte außerdem das American Institute for the Study of War (ISW) eine ähnliche Strategie Putins.

Laut RND will Russland die Armee sogar auf bis zu zwei Millionen Soldaten aufstocken, die weitere Mobilmachung wäre in diesem Fall unumgänglich. Das britische Verteidigungsministerium gehe jedoch davon aus, dass Putin selbst in diesem Fall die Kampfkraft seiner Truppen in der Ukraine nicht steigern könne.

Zu Beginn des Krieges rückten bereits russische Truppen über Belarus vor, dies könnte auch jetzt wieder der Fall sein. Nun ist allerdings der belarusische Außenminister Makej „plötzlich“ gestorben.

Ukraine-Krieg: Offenbar schon 90.000 Russen tot oder schwer verletzt

Die Befürchtung, dass unvorbereitete Mobilisierte die Verluste an der Front erhöhen könnten, äußerte zuletzt offenbar ein Soldat der russischen Armee gegenüber dem Onlineportal Meduza. „Um ehrlich zu sein, werden sie alle dort sterben. Dies ist eine unvorbereitete Armee!“, wird der Soldat zitiert. Schon am ersten Einsatztag in der Ukraine habe er sich gedacht, den „größten Fehler meines Lebens“ begangen zu haben.

Insgesamt seien seit Kriegsbeginn in der Ukraine laut Important Stories rund 90.000 Russen getötet oder so stark verletzt worden, dass sie nicht mehr einsatzbereit seien. Worauf das Portal diese Schätzung bezieht, wird allerdings nicht genannt. Important Stories selbst wurde bereits 2020 in Russland gegründet, nach eigenen Angaben würden allerdings mittlerweile die meisten der unabhängigen Journalisten aus Sicherheitsgründen vom Ausland aus arbeiten. (mef)

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