Aktualisiert:
„Für Verstimmungen gibt es keinen Grund“
Der USA-Koordinator der Bundesregierung, Karsten Voigt, über den Blitzbesuch von Barack Obama in Deutschland.
US-Präsident Barack Obama legt am Donnerstag und Freitag einen kurzen Zwischenstopp in Deutschland ein – mehr Zeit ist nicht drin. Welchen Stellenwert hat der Blitzbesuch? Ein Interview mit dem Koordinator der Bundesregierung für die deutsch-amerikanische Zusammenarbeit, Karsten Voigt (SPD).
Barack Obama wird eine sehr wichtige Rede halten, aber sie kann natürlich nur Teil eines längerfristigen Prozesses sein. Es erfordert große Anstrengungen, das negative Urteil der islamischen Welt über die USA zu korrigieren. Dass Obama es ernst meint damit, ist nicht nur im amerikanischen, sondern auch im europäischen Interesse.
Ich freue mich sehr, dass Obama wieder nach Deutschland kommt und diesmal auch den Osten des Landes kennenlernt. Der Besuch des Präsidenten im früheren Konzentrationslager Buchenwald wird auch in den USA mit großem Interesse verfolgt, denn Obamas Großonkel war 1945 an der Befreiung des KZ beteiligt. Indem er selbst an diesen Ort reist, macht Obama deutlich, wie Amerika und auch seine eigene Familie gegen das Böse und für die Freiheit gekämpft haben. Natürlich ist auch der Besuch von Dresden von hoher symbolischer Bedeutung. Diese Stadt steht für die Höhepunkte deutscher Kultur, aber auch für die Leiden der deutschen Zivilbevölkerung während des Zweiten Weltkriegs.
Ich kann nicht für die gesamte Regierung sprechen. Doch im Auswärtigen Amt ist mir niemand bekannt, der verstimmt wäre. Es gäbe auch überhaupt keinen Grund dazu. Obama kommt nun zum dritten Mal innerhalb eines Jahres nach Deutschland. Nach der tiefen Krise wegen des Irak-Kriegs haben sich die Beziehungen zwischen Deutschland und Amerika wieder voll erholt, seit dem Amtswechsel im Weißen Haus sind die Kontakte noch enger und herzlicher geworden.
Gefühle kann ich nicht beurteilen, ich achte immer auf die politische Wirkung. Und die ist klar erkennbar: Angela Merkel und Barack Obama haben sich mehrfach getroffen, sie telefonieren häufig miteinander, die Abstimmung funktioniert. Dasselbe gilt für Außenminister Frank-Walter Steinmeier und seine Amtskollegin Hillary Clinton.
Das ist eine Frage, die nur die Medien beschäftigt. Die Bundeskanzlerin und der US-Präsident sind politische Profis. Sie haben ein hohes Maß an Sympathie füreinander, vergessen dabei aber nie, dass sie stets die Interessen ihrer Nation zu vertreten haben.
Interview: Holger Eichele