1. Startseite
  2. Politik

Ukraine feiert „Iris“-Lieferung aus Deutschland – was kann das Flugabwehrsystem?

Erstellt:

Von: Felix Durach, Felix Busjaeger

Kommentare

Deutschland hat das erste Luftabwehrsystem vom Typ Iris-T-SLM an die Ukraine geliefert. Dort soll es zu Verteidigung ganzer Städte genutzt werden. Doch was kann das neue System?

Kiew – Das erste von Deutschland bereitgestellte Luftabwehrsystem vom Typ Iris-T SLM ist in der Ukraine eingetroffen. Das bestätigte der ukrainische Verteidigungsminister Oleksij Resnikow am Dienstag über Twitter. Dass das Land Bedarf für ein solches System hat, haben nicht zuletzt die verheerenden russischen Angriffe auf ukrainische Großstädte zum Beginn der Woche gezeigt.

„Eine neue Ära der Luftabwehr hat begonnen“, erklärte Resnikow mit Blick auf die Iris-T-Lieferung. Diese könne jedoch „nur ein Anfang sein“, sagte der Verteidigungsminister weiter: „Wir brauchen mehr.“ Nach den Lieferungen der Panzerhaubitze 2000, des Flak-Panzers Gepard und des Mehrfachraketenwerfer MARS-II stellt die Lieferung von Iris-T-Systemen die nächste Stufe deutscher Waffenlieferungen im Rahmen des Ukraine-Kriegs dar. Doch was kann das Flugabwehrsystem überhaupt und wie wird es eingesetzt?

Ein Launcher des Luftabwehrsystems Iris-T-SLM wird auf der Internationale Luft- und Raumfahrtausstellung in Berlin präsentiert.
Ein Launcher des Luftabwehrsystems Iris-T-SLM wird auf der Internationale Luft- und Raumfahrtausstellung in Berlin präsentiert. © Political Moments/imago-images

Iris-T-Raketen: Was können die Lenkflugkörper?

Mit „Iris-T“ werden eigentlich nur die Lenkflugkörper des Systems bezeichnet. Sie werden vom deutschen Rüstungskonzern Diel Defence produziert und kommen unter anderem bei der Bundeswehr zum Einsatz. Die knapp drei Meter langen Raketen sind 88 Kilogramm schwer und dienen zur Bekämpfung von Flugzielen. Auf der offiziellen Homepage der Bundeswehr wird Iris-T als ein „Fire-and-Forget“-Lenkflugkörper mit kurzer Reichweite bezeichnet. Die Luftwaffe rüstet mit Iris-T-Raketen ihre Kampfflugzeuge vom Typ Eurofighter und Tornado aus.

Der Lenkflugkörper Iris-T wurde nach Angaben des Herstellers im Rahmen eines europäischen Kooperationsprogramms als Flugzeugbewaffnung entwickelt. Mittlerweile setzten diverse Länder das Gerät in ihrem Militär ein. Darunter etwa Griechenland, Italien, Norwegen, Schweden und Spanien. Die Reichweite der Iris-T-Flugkörper gibt der Hersteller mit etwa 25 Kilometern an. Die deutsche Politik hat auch die Lieferung an andere Nationen freigegeben.

Luftabwehrsystem Iris-T-SLM geliefert – soll „ganze Großstadt vor russischen Luftangriffen“ schützen

Die Ukraine erhält von Deutschland jedoch nicht nur die Flugkörper, sondern das komplette Luftabwehrsystem. Sein vollständiger Name: Iris-T-SLM. Es ist ein mobiles Luftabwehrsystem, das die Flugkörper vom Boden aus abfeuern kann. Das System setzt sich aus einer Abschussvorrichtung (Launcher), einem Radar und einer von zwei Personen besetzten Operationszentrale (Tatical Operation Center) zusammen.

Iris-T-SLM kann beispielsweise flexibel in Städten positioniert werden und anfliegende feindliche Raketen abfangen. Das System dient also dem Schutz der Bevölkerung, wichtiger Gebäude und Objekte und soll in der Lage sein, auch über längere Zeiträume eine Region effektiv gegen Luftangriffe zu schützen. Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) sprach im Vorlauf der Lieferungen davon, dass das System „eine ganze Großstadt vor russischen Luftangriffen“ schützen könne.

Iris-T-SLM: Alle Informationen zum deutschen Luftabwehrsystem

Eine Besonderheit von Iris-T-SLM ist die 360-Grad-Überwachung. Dadurch kann das System mehrere Ziele gleichzeitig bekämpfen. Zum Einsatz kommen dabei leistungsgesteigerte Versionen der Iris-T-Raketen mit der Modellbezeichnung Iris-T SL. Diese sollen die Reichweite des Systems auf ca. 40 Kilometer erhöhen.

Name:IRIS-T Surface Launched Medium Range (SLM)
Hersteller:Diehl Defence
Typ:Luftverteidigungssystem
Besatzung:2 Operateure
Reichweite:ca. 40 km
Kosten:ca. 140 Millionen Euro pro System

Deutschland liefert Luftverteidigungssystem in die Ukraine – Was kostet Iris-T?

Hochmoderne Luftverteidigung ist jedoch eine teure Angelegenheit. Aufgrund der hohen Technologiekosten und der Entwicklungsdauer ist der Preis für Raketen des Typs Iris-T auf den ersten Blick sehr hoch. Der Stückpreis eines Flugkörpers wird mehreren Quellen zu Folge auf etwa 400.000 Euro geschätzt. Wie teuer die leistungsgesteigerten Boden/Luft-Raketen vom Typ Iris-T SL tatsächlich sind, ist bisher nicht bekannt. Schätzungen gehen aber davon aus, dass der Preis deutlich über dem der Standardversion liegen dürfte.

Der frühere ukrainische Botschafter in Deutschland, Andrij Melnyk, gab im Juni gegenüber der Wirtschaftswoche den Preis für ein Iris-T-SLM-System samt Raketen mit circa 140 Millionen Euro an.

Auch wegen der hohen Kosten wird Kiew nach der Lieferung weiter auf die Unterstützung des Westens angewiesen sein. Zumal eine hochmoderne Luftverteidigung oft deutlich kostspieliger ist, als die Angriffswaffen, die sie zu abzuwehren versucht. So flog Russland in der Vergangenheit Angriffe auf ukrainische Großstädte auch mit vergleichsweise billigen iranischen Drohnen. Um ein ganzes Land gegen feindliche Luftangriffe zu verteidigen, wird jedoch eine Vielzahl von Systemen vom Typ Iris-T-SLM benötigt.

Auch interessant

Kommentare