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IS-Terror in Bayern: Die kaltblütigen Chat-Protokolle der Attentäter

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Von: Xaver Bitz

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Bei der Explosion des Rucksacks am Rande des Festivals in Ansbach verletzten sich 15 Menschen. Der Attentäter kam dabei ums Leben.
Bei der Explosion des Rucksacks am Rande des Festivals in Ansbach verletzten sich 15 Menschen. Der Attentäter kam dabei ums Leben. © dpa

München - Bei den zwei islamistischen Attentaten von Ansbach und Würzburg wurden dutzende Menschen verletzt. Nun wurden die Chat-Protokolle der beiden Terroristen bekannt.

Die zwei Terror-Attacken in Würzburg am 18. Juli 2016 und sechs Tage später in Ansbach hatten dutzende Verletzte zur Folge und sorgten für viel Verunsicherung in der Bevölkerung in ganz Bayern und Deutschland. Es dauerte auch nicht allzu lange, bis die Behörden einen Zusammenhang mit der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) herstellen konnten. Am Donnerstag wurden von der Süddeutschen Zeitung die Chat-Protokolle der beiden Attentäter in Bayern veröffentlich. Diese werfen ein neues Licht auf deren Motive.

Besonders aktiv chattete demnach der Angreifer von Würzburg mit einem "mutmaßlichen Instrukteur des IS". Der erst 17 Jahre alte Riaz Khan A. stand im regen Kontakt mit seinem Anweiser. Auf die Frage, welche Waffen er für sein Attentat nutzen wolle, antwortete der junge Afghane: "Messer und Axt sind bereitgelegt." Sein Gegenüber wies ihn darauf hin, dass ein Anschlag mit einem Auto besser wäre, denn "der Schaden wäre erheblich höher." Riaz A. gab zurück, dass er kein Auto fahren könne und das Erlernen viel Zeit kostet. Außerdem, so der später von SEK-Einheiten erschossene Terrorist: "Ich möchte noch heute Nacht ins Paradies."

Kurze Zeit später kündigte er an, seine Pläne in die Tat umsetzen zu wollen und er schickte seinem Mentor ein Bekennervideo. Dabei bestärkte dieser ihn noch einmal in seinem Vorhaben, den Anschlag mit der Axt durchzuführen. Der versprach ihm den Einzug ins Paradies und dass der IS die Verantwortung für die Tat übernehmen würde. Kurze Zeit später begann Riaz A. seine blutige Tat in der Regionalbahn nach Würzburg und verletzte dabei vier Menschen schwer.

"Töte sie alle"

Auch das Chat-Protokoll des Anschlages von Ansbach bestätigt die Aussage des Verfassungsschutzpräsidenten Hans-Georg Maaßen, dass die Attentäter "virtuell aus dem Ausland über Instant Messaging ferngesteuert werden". Der psychisch sehr labile Mohammad D. kam in Kontakt mit einem IS-Mann, der ihn zu Anschlägen in Deutschland aufforderte und ihm mit den "Ansbach Open 2016" auch gleich ein konkretes Ziel lieferte. Ob der Satz des späteren Attentäters "dieser Platz wird voll von Leuten sein" als Zeichen des Zögerns oder einfach nur als Feststellung zu deuten ist, ist nicht klar. Jedoch bestärkte ihn der IS-Instrukteur in seinem Vorhaben.

"Töte sie alle auf einer großen Fläche, dass sie am Boden liegen", ist in den von der SZ veröffentlichten Protokollen zu lesen. Am Tag des Anschlags kamen Mohammad D. dann offenbar doch Zweifel: "Bete für mich. Du weißt ja nicht, was gerade mit mir passiert." Doch sein Gegenüber bleibt hart. "Tauch in die Menge ein. Durch die Polizei brechen, rennen, und tue es. Vergiss das Fest und gehe zum Restaurant. Mann, was ist los mit dir?"

Chat-Protokolle offenbaren Kaltblütigkeit der Täter und Hintermänner

Wenig später versucht der Syrer auf das Festival-Gelände zu kommen, doch dieser Plan scheitert. Als er dann vor einer Weinstube seine Rucksackbombe vermutlich versehentlich zündet, werden 15 Menschen verletzt. Der IS beansprucht beide Taten für sich. Aus den Chat-Protokollen ist einerseits die Kaltblütigkeit ersichtlich, mit denen die Täter vorgingen, aber auch die der IS-Hintermänner, die ihre Chat-Partner bewusst in den sicheren Tod steuerten.

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