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Schweiz Nato-Beitrittskandidat? Biden sorgt mit erneutem Versprecher für Verwirrung – „Mein Gott...“

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Von: Bettina Menzel

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Der US-Präsident Joe Biden während einer Pressekonferenz am Donnerstag (30. Juni), die im Rahmen des Nato-Gipfels in Madrid stattfand. © IMAGO/Jakub Porzycki

Joe Biden machte am Donnerstag kurzzeitig die Schweiz zum Nato-Beitrittskandidaten - und nahm den Fauxpas dann mit Humor. Er habe offenbar große Lust, die Nato zu erweitern, scherzte der US-Präsident.

Madrid - In der Diplomatie kommt es auf jedes Wort an. Ein Versprecher kann schnell für internationale Verwerfungen sorgen - oder ein Weltbild zeichnen, das als Science-Fiction anmutet. So geschehen am Donnerstag im Rahmen des Nato-Gipfels. US-Präsident Joe Biden gab in Madrid eine Pressekonferenz und sprach von der Schweiz als Nato-Beitrittskandidat.

Nato-Gipfel: So wurde die Schweiz kurzzeitig zum Nato-Beitrittskandidaten

Die sehr auf ihre Neutralität bedachte Schweiz ist beim Nato-Gipfel in Madrid kurzzeitig zum Beitrittskandidaten für das Militärbündnis geworden: US-Präsident Joe Biden sprach bei einer Pressekonferenz am Donnerstag darüber, wie es zu der historischen Entscheidung gekommen war, Finnland und Schweden in die Nato aufzunehmen. In einer Situation habe der finnische Präsident Sauli Niinistö vorgeschlagen, „die Regierungschefin der Schweiz wegen ihrer Beitrittsbestrebungen anzurufen“, sagte Biden.

Der US-Präsident bemerkte seinen Versprecher sofort. „Die Schweiz, mein Gott... Ich habe offensichtlich wirklich sehr große Lust, die Nato zu erweitern“, scherzte er und fügte hinzu, er habe natürlich „Schweden“ sagen wollen. Finnland und Schweden hatten nach Jahrzehnten der Bündnisneutralität angesichts des russischen Angriffskrieges in der Ukraine mit dieser Tradition gebrochen und sich um Aufnahme in die Nato bemüht. Ein Beitritt der Schweiz gilt hingegen als diplomatische Science-Fiction.

„Schweiz statt Schweden“ auf dem Nato-Gipfel: Biden-Versprecher kein Einzelfall

„Schweiz statt Schweden“ war längst nicht der erste Versprecher des US-Präsidenten Joe Biden. In seiner über 50-jährigen Karriere kam es bereits zu kleinen Versprechern, aber auch verbalen Entgleisungen. Zuletzt hatte Biden für eine waschechte diplomatische Krise gesorgt, als er über Wladimir Putin die Worte „For God’s sake, this man cannot remain in power“ fallen ließ. Der Ausspruch „Um Gottes willen, dieser Mann kann nicht an der Macht bleiben“ wurde als Aufruf zum Sturz Putins gedeutet. Ranghohe Vertreter des Weißen Hauses versuchten die Wogen zu glätten und betonten, es sei nicht um Putins Macht in Russland oder einen Sturz der Regierung gegangen.

Im März hatte Biden den russischen Präsidenten bei einer Rede als „Schlächter“, „Kriegsverbrecher“ und „mörderischen Diktator“ bezeichnet. Daraufhin distanzierte sich etwa der französische Präsident Emmanuel Macron von diesen Aussagen. Es gelte eine Eskalation der Worte wie der Handlungen im Ukraine-Krieg zu vermeiden, mahnte der französische Staatschef damals.

Manchmal handelte es sich bei Bidens Fauxpas dem Anschein nach auch nur um reine Versprecher. Bei einer Pressekonferenz im Rosengarten des Weißen Hauses im April sprach Biden etwa über strengere Waffengesetze – und nahm plötzlich kontextlos das Wort Prostituierte in den Mund. Bei einer anderen Gelegenheit hatte der 79-Jährige erzählt, dass er seinen „58. Geburtstag“ feiern werde. Einmal vergaß er den Namen des australischen Premierministers Scott Morrison, den er stattdessen als „Kerl aus Down Under“ („That fellow Down Under“) betitelte. Insofern reiht sich die aktuelle Verwechslung von Schweiz und Schweden nahtlos in Bidens Serie von verbalen Ausrutschern ein - und wird in diplomatischen Kreisen wohl nicht mehr als ein Schulterzucken hervorrufen (dpa/bme).

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