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Mordfall Kuciak: Angeklagter soll Auftragskiller engagiert haben - jetzt gesteht ein anderer

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Schwer bewaffnete Polizisten beim Prozess um die Ermordung des Investigativ-Journalisten Jan Kuciak
Schwer bewaffnete Polizisten beim Prozess um die Ermordung des Investigativ-Journalisten Jan Kuciak © dpa / V·clav ä·lek

Der Angeklagte erschien mit kugelsicherer Weste und Helm zum Prozess-Auftakt in der Slowakei - und erzielte jetzt im Journalisten-Mordfall eine Einigung.

Update vom 13. Januar 2020:

Im Prozess um den Mord an dem slowakischen

Investigativ-Journalisten Jan Kuciak

hat sich einer der vier Angeklagten schuldig bekannt. „Ich bin schuldig“, sagte der 37-jährige

Ex-Soldat Miroslav Marcek

vor einem Sondergericht nahe der Hauptstadt Bratislava. Er habe Kuciak und dessen Verlobte Martina Kusnirova im Februar 2018 erschossen. Der mutmaßliche Drahtzieher des Doppelmords, der slowakische

Geschäftsmann Marian Kocner

, plädierte hingegen auf nicht schuldig.

Er habe damals an die Tür von Kuciaks Haus in einem Vorort von Bratislava geklopft und dem Journalisten in die Brust geschossen, als dieser geöffnet habe, sagte Marcek vor dem Gericht in Pezinok. Daraufhin habe er gesehen, dass eine weitere Person im Haus gewesen sei. „Sie ist in die Küche gelaufen und ich habe sie dort erschossen“, fügte der 37-Jährige hinzu. Bei den Angehörigen der beiden Opfer entschuldigte er sich.

Mordfall Kuciak: Angeklagter soll Auftragskiller engagiert haben - jetzt gesteht einer der Angeklagten

Der 56-jährige Hauptangeklagte Kocner dagegen erklärte, er habe den Mord an Kuciak nicht angeordnet. Die Staatsanwaltschaft wirft Kocner vor, den Mord an dem Enthüllungsjournalisten in Auftrag gegeben zu haben, nachdem ein Erpressungsversuch gescheitert war.

Der 27-jährige Kuciak und seine Verlobte Kusnirova waren im Februar 2018 erschossen worden. Der Reporter hatte zu Verbindungen zwischen der italienischen Mafia und slowakischen Politikern recherchiert und sich auch mit den Geschäften von Kocners zahlreichen Unternehmen befasst.

Der Mord an Kuciak und die posthume Veröffentlichung eines Artikels hatten Massendemonstrationen gegen die Regierung ausgelöst und schließlich zum Rücktritt des damaligen Ministerpräsidenten Robert Fico geführt. Seine Nachfolge trat im März 2018 Peter Pellegrini an. Die Proteste ebneten den Weg für die Wahl der Rechtsanwältin und Anti-Korruptions-Aktivistin Zuzana Caputova zur Präsidentin im März 2019.

Schwer bewaffnete Polizisten beim Prozess um die Ermordung des Investigativ-Journalisten Jan Kuciak
Schwer bewaffnete Polizisten beim Prozess um die Ermordung des Investigativ-Journalisten Jan Kuciak © dpa / V·clav ä·lek

Mordfall Kuciak: Angeklagter soll Auftragskiller engagiert haben - jetzt fällt Gericht das Urteil

Ursprungsmeldung vom 1. März 2018: 

Pezinok - Unter scharfen Sicherheitsvorkehrungen hat vor wenigen Tagen der Prozess um den Mord an dem Journalisten Jan Kuciak begonnen - nun gibt es ein erstes Urteil. Ein Kronzeuge habe eine Vereinbarung mit der Staatsanwaltschaft unterzeichnet und sei zu 15 Jahren Haft verurteilt worden, berichtete die Agentur TASR. Dem Mann wird zur Last gelegt, den Mordauftrag gegen Bezahlung an die mutmaßlichen Auftragskiller vermittelt zu haben. 

Ein Kronzeuge tritt gegen Zusicherung einer milderen Strafe als Zeuge in einem Prozess um eine Straftat auf, an der er selbst beteiligt war. Das Spezialgericht in Pezinok nördlich der Hauptstadt Bratislava erhöhte die Strafe im konkreten Fall zwar von den zunächst vereinbarten 10 Jahren auf 15 Jahre. Ohne die Kronzeugenregelung hätte der Mann aber mit einer lebenslangen Haftstrafe rechnen müssen.

Journalisten-Mord in der Slowakei: 

Der Journalist Jan Kuciak war im Februar 2018 mit seiner Freundin Martina Kusnirova tot in seinem Haus in einem Vorort von Bratislava aufgefunden worden. Beide wurden erschossen. Der 27 Jahre alte Reporter hatte zu Verbindungen zwischen Mafia und Politik in der Slowakei recherchiert. Unter den Beschuldigten in dem Mordfall ist unter anderem ein umstrittener slowakischer Unternehmer.

Der 42 Jahre alte Verurteilte hatte mit den Ermittlern bei der Aufklärung des Doppelmordes zusammengearbeitet. Die Hauptverhandlung gegen die vier weiteren Angeklagten in dem Fall ist für Anfang Januar geplant.

Erstmeldung vom 1. März 2018: „Italienische Spur“ im Journalisten-Mord - erste Festnahmen

Bratislava - Im Zusammenhang mit dem Mord an dem slowakischen Enthüllungsjournalisten Jan Kuciak hat die Polizei die Festnahme mehrerer italienischer Geschäftsmänner gemeldet. Die Namen der Männer waren auch im letzten Artikel von Kuciak über mutmaßliche Verbindungen zwischen der Regierungspartei der Slowakei zur italienischen Mafia aufgetaucht, sagte Polizeichef Tibor Gaspar am Donnerstag.

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Demonstration in Bratislava am Mittwoch © AFP / VLADIMIR SIMICEK

Demnach gab es Durchsuchungen und Festnahmen in mehreren Orten der Slowakei. "Wir können von einer italienischen Spur sprechen", sagte Gaspar.

Journalist berichtete von Verbindungen von Regierungsmitarbeitern zur ‘Ndrangheta

Kuciak war am Sonntag zusammen mit seiner Verlobten in seinem Haus in einem Vorort von Bratislava erschossen aufgefunden worden. Der Journalist schrieb für das zur deutsch-schweizerischen Mediengruppe Ringier Axel Springer Media gehörende Nachrichtenportal aktuality.sk.

Er hatte vor seiner Ermordung an einem investigativen Bericht zum Einfluss der italienischen Mafia auf die slowakische Regierung gearbeitet. Der 27-jährige Journalist warf engen Mitarbeitern von Regierungschef Robert Fico Verbindungen zu italienischen Geschäftsleuten vor, die mit der Mafia-Organisation 'Ndrangheta in Kontakt stehen sollen. Dabei ging es auch darum, dass die Mafia an EU-Mittel gelangt sein soll, die eigentlich für die Förderung der Landwirtschaft in der Slowakei vorgesehen waren.

Die EU hatte nach dem Bericht über Kuciaks Tod bereits angekündigt, die Ermittlungsarbeiten genau im Auge behalten zu wollen.

Mehr zum Thema im Video: Mordfall Kuciak - Vier Verdächtige angeklagt

AFP

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