Österreich-Urlaub bei Orbáns? Getreue übernehmen wohl Vorzeige-Hotels – auch der „Installateur“ mischt mit

Die EU rügt Korruptionsprobleme in Ungarn. Doch Viktor Orbáns Netzwerk reicht weit über Budapest hinaus: In Österreich sind Vertraute recht groß im Urlaubsgeschäft.
Wien/München – Der Tourismus ist für Österreich eine wichtige Angelegenheit: 7,5 Prozent des Bruttoinlandsprodukts macht die Reiselust nach Angaben des Österreichischen Instituts für Wirtschaftsforschung aus. Entsprechend sensibel ist das Land bei unerwarteten Entwicklungen in der Reisebranche.
Und die gibt es laut einem Bericht des Standard jedenfalls im Hintergrund – vor allem im Osten des Landes hätten zuletzt Getreue des ungarischen Ministerpräsident Viktor Orbán mehrfach das Ruder übernommen. In „prominent gelegenen Hotels“. Sogar Orbáns Schwiegersohn mische mit, schreibt die Zeitung. Ebenso wie sein „Installateur“.
Österreich: „Orbáns Installateur“ mischt indirekt wohl bei „gut gelegenen Hotels“ mit
„Es gibt schon länger Gerüchte, dass einige Hotels von Ungarn gekauft worden sind“, zitierte der Standard einen Einheimischen aus dem kärtnerischen Urlaubsort Heiligenblut – nicht allzu weit vom Großglockner und nahe der Salzburger Grenze. „Aber welche Ungarn genau das sind, weiß man nicht.“
Recherchen des Blattes legten die unerwarteten Besitzerverhältnisse aber recht deutlich offen. Unter anderem aus Firmenverzeichnissen gehe hervor, dass Lőrinc Mészáros über Firmengeflechte an „gleich zwei großen und gut gelegenen Hotels“ in dem Ort beteiligt sei. Mészáros ist kein Unbekannter: Der Mann mit dem Spitznamen „Orbáns Installateur“ gilt als Freund des ungarischen Regierungschefs – und vor allem als dessen Helfer in wirtschaftlichen Belangen. Mit Orbáns Hilfe hat er den Sprung vom Handwerker zu einem der reichsten Ungarn geschafft.
Die Hotels seien über Zwischenunternehmen – darunter die „Hunguest Hotels“ – in der Kontrolle der „Opus Global“. Und diese Holding wiederum, teils über Umwege, zu sehr relevanten Teilen der Hand Mészáros‘, schreibt das Blatt. Vorständin des Unternehmens war bis Anfang 2022 seine Tochter Beatrix. Doch regierungsnahe Leute aus Ungarn seien auch an anderer Stelle in der österreichischen Hotellerie zugange, heißt es: Etwa in der Steiermark.
Viktor Orbán: Schwiegersohn-Unternehmen verdient wohl am Tourismus in Österreich
Im Skigebiet Kreischberg nahe des Ortes St. Georgen ob Murau gibt es laut Standard ebenfalls zwei Hotels in ungarischem Besitz – und zwar schon seit 2017. Sie gehörten der Budapester Immobilienkonzern BDPST. Das ist tatsächlich auch auf der Webseite BDPSTs nachzulesen. Konzern-Mehrheitseigentürmer ist nach Angaben des Unternehmens István Tiborcz, kein Geringerer als Orbáns Schwiegersohn. Auch er ist immer wieder in kritikträchtige Projekte involviert.
Der Bericht der Zeitung erhitzte offenbar die Gemüter: Hundertfach kommentierten Leser. Er weist aber durchaus über die österreichische Wirtschaft hinaus. Die EU hat aktuell Milliardengelder für Ungarn eingefroren, nicht zuletzt aus Sorge vor Korruption – und dem Abfluss von Steuergeldern in undurchsichtige Kanäle. Das Handelsblatt nannte vor einiger Zeit Tiborcz als einen der Akteure im „Selbstbedienungsladen Ungarn“. Ein ordentliches Vermögen dürfte beim Einstieg in den Austria-Tourismus nicht schaden. (fn)