Kamala Harris: Politikerin der US-Demokraten mit dem Willen zur Präsidentschaft

Kamala Harris wurde als Politikerin international bekannt, als sie sich um die Präsidentschaftskandidatur der US-Demokraten bewarb. Die Politikerin im Porträt.
- Kamala Harris ist Politikerin der US-Demokraten und Juristin.
- Sie war die zweite afroamerikanische Frau im US-Senat.
- Die frühere Staatsanwältin bewarb sich in ihrer Partei für die Präsidentschaftswahl 2020.
Washington - Nur 24 Stunden nachdem die demokratische Senatorin Kamala Harris bekanntgegeben hatte, dass sie Spitzenkandidatin für die US-Präsidentschaftswahl 2020* werden will, waren bereits 1,5 Millionen Dollar auf ihr Spendenkonto eingegangen. Das war besonders interessant, da diese Spenden nur durch 38.000 Kleinspender erreicht worden sind. Wie immer mehr demokratische Kandidaten lehnte auch die Anwärterin auf den Demokratenplatz im kommenden Präsidentschaftswahlkampf Spenden von großen Investoren ab. Dennoch erreicht sie innerhalb kürzester Zeit eine Rekordsumme an Zuwendungen - nur Bernie Sanders (78) bekam 2016 mehr. Der gehörte letztlich auch mit Joe Biden (76) zu den Schwergewichten bei den Vorwahlen der demokratischen Partei. Politisch steht sie zwischen den beiden Polit-Größen.
Beliebtheitswerte unter der US-Bevölkerung scheint Harris bereits zu haben - doch ob diese ihr auch nachhaltig den Weg an die Spitze der Demokraten sichern können, steht auf einem anderen Blatt. Umfragen vor den Vorwahlen wiesen ihr unter den Bewerbern der Demokraten einen Platz im mittleren Bereich zu - hinter Joe Biden Bernie Sanders und Elizabeth Warren. Auf Kamala Harris folgen Kandidaten wie Pete Buttigieg* und Andrew Yang. Die Umfragewerte für Kamala Harris waren jedoch zu schwach, weshalb sie Anfang Dezember ihre Bewerbung um die Präsidentschaftskandidatur 2020* zurückzog
Eines wurde zumindest klar: Harris war unter den Bewerbern der Demokraten eine der schärfsten Kritikerinnen von US-Präsident Donald Trump. Auch gegen Joe Biden teilte sie bereits heftig aus, weil er mit Politikern zusammengearbeitet habe, die für Rassentrennung eintraten.
Nächstes Karriereziel für Kamala Harris: Vizepräsidentin unter Joe Biden
Nachdem sich der Staub der Vorwahlen gelegt hatte, war zunächst unklar, wen Joe Biden bei seiner Präsidentschaftskandidatur als Vizepräsidentin mit auf das Wahlticket nehmen würde. Nachdem Biden zunächst mitgeteilt hatte, er würde mit einer Frau für den Einzug ins Weiße Haus kandidieren, dauerte es bis in die zweite Augustwoche 2020, bevor er seinen „Running Mate“ offiziell vorstellte.
Das Amt der Vizepräsidentin könnte für Kamala Harris die Zwischenstation zum eigentlichen Ziel ihres Wahlkampfes werden. Die Präsidentschaft würde in greifbare Nähe rücken. „Nichts spricht dafür, dass sie das Interesse an diesem Job verloren hat“, kommentierte die Frankfurter Rundschau nach Harris‘ Ernennung zur Vize-Kandidatin. „Damit weist die Personalentscheidung weit in die Zukunft. Sollte Biden am Ende der ersten Amtszeit mit dann immerhin 81 Jahren nicht noch einmal antreten, stünde seine Stellvertreterin auf dem vordersten Startplatz für die Nachfolge.“

US-Wahl-Kandidatin Kamala Harris: Jugend und Ausbildung
Als Kind eines jamaikanischen Wirtschaftsprofessors und einer indischstämmigen Wissenschaftlerin wurde sie am 20. Oktober 1964 geboren und verbrachte ihre Kindheit in den USA. Politik wurde ihr schon mit in die Wiege gelegt: Sie besuchte bereits im Kinderwagen politische Demonstrationen für Menschenrechte. Als sie zwölf Jahre alt war, stand ein großer Umzug an: Mit ihrer Mutter, die später an Krebs verstarb, und mit ihrer Schwester ging es nach Montreal in Kanada, wo Harris die High School abschloss. Ihre Schwester Maya Harris spielt eine besonders große Rolle - auch als Wahlkampfmanagerin. Damit hatte sie zuvor schon Erfahrung - für Hillary Clinton arbeitete sie 2016 beim Wahlkampf mit.
Nach einem Politik- und Wirtschaftswissenschafts-Studium in Washington D.C. orientierte sich Kamala Harris in Richtung Recht und schloss ein Jura-Studium in Kalifornien ab. Seit den frühen 90er-Jahren ist sie als Anwältin tätig und kann auf eine beachtliche Karriere zurückblicken. Denn obwohl sie unter Aktivisten aufwuchs, wollte sie das System von innen verändern - aus einer Machtposition heraus und nicht im Straßenkampf. Immer mit einem Lächeln - aber auch mit aus der Justiz gewohnter Autorität.
Wie Obama: Kamala Harris‘ beachtliche Karriere als Anwältin
Ihre berufliche Laufbahn startete sie als Staatsanwältin von Alameda County, bevor sie für den Bezirksstaatsanwalt von San Francisco tätig wurde. Von dort stieg sie dann in die Spitze von Kalifornien auf: Im Jahr 2011 kämpfte sich die Powerfrau in das Amt der Generalstaatsanwältin und Justizministerin in dem Bundesstaat auf.
In diesem Posten war sie in vielerlei Hinsicht eine Sensation in Kalifornien: Sie war auf der einen Seite die erste weibliche Bundesstaatsanwältin und auf der anderen Seite die erste Person mit afroamerikanischem und indischem Hintergrund, die das Amt bekleiden durfte. Gemeinhin war sie in dem Amt als besonders taff bekannt - eine Stärke, die sie auch in der TV-Debatte der Demokraten gegen Joe Biden bewies. Scharfe Fragen, ständiges Nachbohren und großer Ehrgeiz gehören mithin zu ihren größten Fähigkeiten. Erst als sie in den US-Senat gewählt wurde, legte sie das Amt im Jahr 2017 nieder.
Demokraten im US-Wahlkampf: Kamala Harris‘ Politikkarriere
Auch nach ihrer Karriere als Staatsanwältin konnte Harris weitere Erfolge erzielen - doch ab da vor allem in der Politik. Als zweite afroamerikanische Frau zog sie in den US-Senat ein. Aus ihrer Rolle heraus machte sie sich unter anderem als scharfe Kritikerin der Einwanderungspolitik von Donald Trump einen Namen.
Ihre Zeit als Staatsanwältin bringt Kamala Harris viel Kritik ein
Die Erzählung einer progressiven Politikerin kann die demokratische US-Vorwahl-Kandidatin aber nicht zu Ende spinnen. Kritiker werfen ihr vor, dass sie als Staatsanwältin selbst systemkonform war und zu wenig dafür tat, den Status Quo zu ändern. Unter anderem unterstützte sie eine Initiative, die Todesstrafe abzuschaffen, nicht. Zwar ist sie gegen diese Art der Bestrafung - aber bei diesem sensiblen Thema wurde sie nicht konkret. Auch bei einem seichteren Drogenrecht hielt sie sich zurück. Eine Linie, die sich durch viele ihrer Entscheidungen als Justizministerin zieht.
Als Anwältin weiß Harris eines: Alles, was sie sagt, kann gegen sie verwendet werden, jeder Fehler findet einen Kritiker. Daher wählt sie ihre Worte und Schritte mit Bedacht, sie konnte als Anwältin nur selten die progressiven Positionen vertreten, für die sie heute einsteht. Mit ihrem vorsichtigen Verhalten ist sie zwar ein erfrischender Kontrast zum amtierenden US-Präsidenten Trump, aber viele ihrer Unterstützer forderten klarere Positionen. Das ist an Harris natürlich nicht vorbeigegangen, sie nahm als Kandidatin um die Präsidentschaftskandidatur immer klarer Stellung.
Kamala Harris: Ihre politischen Positionen
Viele Punkte von Harris Wahlkampf für die Vorwahlen in den USA 2020 erinnern an die politische Vergangenheit von Barack Obama. Auch ihre politischen Ziele haben progressive Hintergründe und befinden sich bei den Demokraten in den USA auf der linken Seite des Spektrums. Überhaupt hat sie mit Obama so einige Ähnlichkeiten: Auch Obama startete während seiner ersten Amtszeit als Senator in den Präsidentschaftswahlkampf - und die juristische Ausbildung haben die beiden auch gemeinsam. Ob das zum Erfolg führen kann? Für diese politischen Kernpositionen steht sie unter anderem ein:
- Gesundheit: Harris setzt sich für eine allgemeine Krankenversicherung für alle US-Amerikaner ein.
- Immigration: In Vergangenheit bezog Harris klare Stellung gegen die geplante Mauer an der mexikanischen Grenze, die eine zentrale Rolle in Trumps Politik spielt. Außerdem setzt sie sich unter anderem für Rechte von Menschen ein, die als Kinder illegalerweise in die USA gekommen sind.
- Klima: Im Februar 2019 hat Harris den „Green New Deal“ unterschrieben - das niedergeschriebene Ziel: Die USA sollen in 10 Jahren zu hundert Prozent auf saubere und erneuerbare Energien setzen.
- Abtreibung: Die US-Politikerin unterstützt das Recht auf Abtreibung und engagiert sich darüber hinaus für Frauenrechte.
- LGBTQ: Harris unterstützt die gleichgeschlechtliche Ehe und macht sich für die Rechte von verschiedenen sexuellen Orientierungen stark.
- Bildung: Gerade für einkommensschwache Familien möchte Harris die Studiengebühren fallen lassen, gleichzeitig setzt sich Harris für frühe Bildung ein, etwa in Form eines Pre-Kindergartens.
- Waffen: Harris unterstützt striktere Waffengesetze, hat als Anwältin aber wie in vielen anderen Punkten in der Vergangenheit schon weniger progressive Positionen vertreten.
In ihren letzten TV-Debatten hat Kamala Harris vor allem durch ihre harschen Attacken und klaren Worte für Aufsehen gesorgt. Gegen Donald Trump könnte sie im Wahlkampf also durchaus antreten - doch ob sie es in Zukunft an die Spitze der Demokraten schafft, ist schwer abzusehen. Denn ihre Vergangenheit brachte ihr schon viel Kritik ein.
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jw