„Der russische Bär geht niemals“: Tschetschenen auf ukrainischer Seite kämpfen gegen Putins Militär

In der Ukraine kämpfen tausende Tschetschenen: Wegen Kadyrow an der Seite Putins, oder als freiwillige Kämpfer auf ukrainischer Seite.
Kiew - Der tschetschenische Machthaber Ramsan Kadyrow ist seit Beginn von Russlands Angriffskrieg gegen die Ukraine einer der eifrigsten Unterstützer von Wladimir Putin. Tschetschenische Truppen unterstützen die russische Armee und Kadyorow war Anfang Oktober von Putin zum Generaloberst befördert worden. Aber es gibt auch Kämpfer aus Tschetschenien, die auf der Seite der Ukraine gegen Russland kämpfen.

Wie Radio free Europe berichtet, sei der Kampf gegen Russland in der Ukraine für viele Tschetschenen zu einer Lebensaufgabe geworden. Nicht nur Tschetschenen, die zu Beginn des Krieges in der Ukraine lebten, hätten sich der ukrainischen Armee angeschlossen. Auch aus ganz Europa seien Tschetschenen angereist. Das freiwillige Bataillon sei Teil der Befreiung Chersons gewesen. Wer mit den Medien spricht, wählt häufig einen Decknamen, aus Angst vor Verfolgung durch die Machthaber in der russischen Teilrepublik Tschetschenien. „Ich kämpfe in der Ukraine an der Seite meiner Brüder“, meint ein Mann, der sich Akhmed nennt und vor dem Ukraine-Krieg in Deutschland lebte.
Tschetschenen kämpfen für die Ukraine – und wollen auch ihr eigenes Land retten
Hunderte Tschetschenen würden an der Seite der Ukraine kämpfen, sagten zwei Männer mit den Decknamen Thor und Maga, mit denen das Redaktionsnetzwerk Deutschland sprach. Die beiden gehören zum Dschochar-Dudajew-Bataillon, das nach dem ersten tschetschenischen Präsidenten benannt worden sei. „Thor“ sagte demnach, er würde nicht nur für die Ukraine kämpfen. „Wir wollen unser Mutterland retten“, sagt er. „Die Völker im Kaukasus wollen in Freiheit leben. Wir sind keine Russen.“ Aus seiner Heimat sei ein „Konzentrationslager mit nordkoreanischen Elementen“ geworden.
Aktuell sei das Bataillon unter den ersten, das in neu eroberte Gebiete vordringe. „Unsere Aufgabe ist es, das Gebiet zu stürmen und zu räumen. Danach kommen andere Gruppen und erledigen ihre Arbeit“, meint „Maga“ aus dem Dschochar-Dudajew-Bataillon gegenüber der Deutschen Welle. Er habe schon immer davon geträumt, gegen Russland zu kämpfen und sei nach der Annexion der Krim im Jahr 2014 in die Ukraine gezogen.
Schon seit Beginn des Konflikts in der Ostukraine im Jahr 2014 kämpften einige in der Ukraine lebende Tschetschenen in der Ukraine gegen russische Separatisten – viele von ihnen auch aus Dankbarkeit, weil die Ukraine sie nach dem Tschetschenien-Krieg aufgenommen hatte. „Die Ukraine ist mein Haus. Sie hat mich und andere tschetschenische Flüchtlinge aufgenommen, wie andere europäischen Länder auch. So konnten unsere Kinder vor dem grausamen Morden des Kreml gerettet werden“, sagte der Kämpfer Kasbek im Jahr 2015 dem Deutschlandfunk. Er meinte: „Dass ich für die Freiheit der Ukraine und für die Freiheit meines Volkes kämpfe – darin sehe ich keinen Widerspruch. Beides ergänzt sich.“
Ukraine erkennt tschetschenische Unabhängigkeitsbestrebungen an – „Der russische Bär geht niemals“
Nach Informationen von Radio free Europe unterstützt die ukrainische Regierung in Kiew Unabhängigkeitsbestrebungen in Tschetschenien auf ihre Weise: Im Oktober 2022 sei ein Gesetz verabschiedet worden, das die tschetschenische Region Itschkerien als unabhängig von Russland anerkennt. Itschkerien war 1991 von Separatisten in Tschetschenien als unabhängiger Staat ausgerufen worden, international aber nie anerkannt. Im Oktober 1999 war diese de-facto Unabhängigkeit im zweiten Tschetschenien-Krieg durch russische Truppen beendet worden. Seither gibt es eine selbst ernannte Exilregierung.
Wie Khusein Dzhambetov, Kommandeur des itschkerischen Bataillons in der Ukraine gegenüber Radio Free Europe sagt, sei die Welt in den Tschetschenien-Kriegen nicht bereit gewesen, sich gegen Russland zu erheben. Das habe sich jetzt im Ukraine-Krieg geändert. „Das ist so, weil jeder weiß, dass der verrückte russische Bär morgen zu ihnen kommen wird, wenn sie ihn nicht stoppen... nach Frankreich, Polen, Tschechien. Der russische Bär geht niemals, er muss mit einem Stock vertrieben werden“, so der Mann, der als einer von Hunderten Tschetschenen freiwillig in der Ukraine kämpft.