Verwirrung um deutsche Panzer: Lambrecht-Veto und geheime Liste?
Verteidigungsminister Pistorius kündigte die Bestandsaufnahme der Kampfpanzer Leopard 2 an. Angeblich hatte Christine Lambrecht die Zählung der Panzer verhindert. Eine aufgetauchte Liste wirft Fragen auf.
München - Die Frage, ob Deutschland Kampfpanzer des Typs Leopard-2 an die Ukraine schicken wird, bleibt ungeklärt. Am Freitag (20. Januar) traf sich die Ukraine-Kontaktgruppe im US-Luftstützpunkt Ramstein, um über die Unterstützung der Ukraine im Krieg gegen Russland zu sprechen. Der neue Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) hat eine Prüfung der Bestände von Leopard-Panzern veranlasst. Offenbar hatte seine Amtsvorgängerin Christine Lambrecht (SPD) eine solche Bestandsaufnahme nicht zugelassen, wie Quellen des Verteidigungsministeriums Business Insider erklärten. Doch laut Spiegel ist der Bestand der Panzer seit dem Frühsommer 2022 klar.
Ukraine-Krieg: Lambrecht soll Bestandsaufnahme von Leopard 2 verhindert haben
Die Ukraine wartet immer noch auf eine Antwort der Bundesregierung. Doch diese wird weiterhin hinausgezögert. Pistorius kündigte am Freitag an, die Bestände der Leopard-Panzer in Deutschland prüfen zu lassen. Lambrecht solle noch vor ihrem Rücktritt die Bestandsaufnahme der Leopard-Panzer 1 und 2 nicht zugelassen haben. Das berichtete der Business Insider und beruft sich auf die Aussagen von mehreren Quellen aus dem Verteidigungsministerium. Zudem habe das Verteidigungsministerium zu Lambrechts Zeiten eine solche Zählung selbst vorgeschlagen.

Der Grund für die fehlende Zählung? Angeblich sollte damit Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) geschützt werden. Denn eine Bestandsaufnahme der Kampfpanzer hätte ihn in der Lieferentscheidung zusätzlich unter Druck gesetzt. Wenn herausgekommen wäre, dass eine solche Zählung stattfindet, dann hätte dies die Bereitschaft der Bundesregierung signalisiert, die Panzer an die Ukraine zu liefern. Um diesen Eindruck zu vermeiden, gab es keine Zählung, wie es aus dem Verteidigungsministerium heißen soll. Wenn dieses Kalkül zutreffen sollte, wäre es eine erneute erklärungsbedürftige Situation, in die sich die ehemalige Verteidigungsministerin gebracht hätte. Auch Scholz müsste die späte Zählung der Panzer erklären.
Bestand der Leopard-2-Panzer offenbar seit Frühsommer 2022 bekannt
Doch dem Spiegel soll eine detaillierte Liste mit den verschiedenen Leopard-Modellen, die für die Ukraine infrage kommen würden, vorliegen. Demnach soll die Bundeswehr über insgesamt 312 verschiedene Leopard-2-Panzer verfügen. Allerdings befanden sich im Mai 2022 ganze 99 Stück für Instandsetzungs- und Reparaturarbeiten bei der Rüstungsindustrie. Damit schrumpft der Anteil der verfügbaren Panzer auf 212. Aufgeführt werden verschiedene Modelle wie 2A5, 2A6, 2A7 und 2A7V, welches als modernste Ausführung das Waffensystem gilt.
Laut Bundeswehr-Insidern wäre die Lieferung von 19 Leopard 2A5-Modellen denkbar. Auf diese könne die Bundeswehr am ehesten verzichten, da die Panzer nur für Übungszwecke eingesetzt werden. Das Auftauchen dieser Liste wirft viele Fragen auf und könnte Pistorius und die Bundesregierung weiter unter Druck setzten, die Panzer so schnell wie möglich an die Ukraine zu liefern. Die Ukraine bittet Deutschland seit Monaten darum, Leopard-2-Panzer zu liefern.
Von der langen Antwortzeit sind nicht nur die Ukraine und ihre Verbündeten genervt. Die Opposition ist entrüstet und auch in der Ampel steigt der Missmut. Allen voran die Vorsitzende des Verteidigungsausschusses, Marie-Agnes Strack-Zimmermann (FDP), die in einem ZDF-Interview sagte, dass Deutschland in Ramstein „leider gerade versagt“ habe. (vk)