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Lauterbach wird Gesundheitsminister - Kritiker werfen ihm Ausverkauf der Krankenhäuser vor

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Von: Matthias Schneider

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Nach langem Warten ist er am Ziel: Karl Lauterbach soll die Nachfolge von Jens Spahn antreten. Viele hatten seine Ernennung gefordert, doch es gibt auch kritische Stimmen.

Berlin - Es blieb spannend bis zuletzt. Erst am Montagvormittag verkündete SPD-Kanzler Olaf Scholz die Ernennung von Karl Lauterbach zum Bundesgesundheitsminister. Damit folgte er vielen Stimmen aus der Bevölkerung, wie er gestern laut tagesschau.de sagte: „Und deshalb haben sich, anders kann man das gar nicht sagen, bestimmt die meisten Bürgerinnen und Bürger dieses Landes gewünscht, dass der nächste Gesundheitsminister vom Fach ist, es wirklich gut kann und, dass er Karl Lauterbach heißt.“

Der künftige SPD-Generalsekretär Kevin Kühnert gab sich als Showmeister und schrieb am Montag auf Twitter: „Nikolaus ist, wenn Wünsche erfüllt werden. Ihr wolltet ihn - ihr kriegt ihn. Gesundheitsminister Karl Lauterbach!“ Damit folgt die SPD dem Wunsch vieler Bürger, die Bekämpfung der Corona-Pandemie nach dem Bankkaufmann Jens Spahn (CDU) in die Hände eines Gesundheitsexperten zu legen. Der 58-jährige Lauterbach war in den vergangenen eineinhalb Jahren als einer der prominentesten Befürworter strenger Corona-Maßnahmen in diversen Talkshows zu sehen.

Knapper Sieg für den Experten

Es war scheinbar ein Kopf-an-Kopf-Rennen mit Parteikollegin Andrea Nahles, der schlussendlich die Führung der Bundesagentur für Arbeit zugeschlagen wurde. Dass der 58-Jährige nicht von Anfang an als Kandidat gehandelt wurde stieß vielen sauer auf, unter anderem CDU-Politiker Friedrich Merz, wie er am 3. Dezember auf Twitter schrieb: „Bei der Ampel spielt Kompetenz offenbar fast keine Rolle mehr, nur noch Geschlecht. Man kann von Karl Lauterbach halten, was man will. Aber, dass er als Gesicht der SPD-Gesundheitspolitik nicht Minister wird, nur weil er nicht Karoline heißt, ist absurd.“ Kevin Kühnert kommentierte nach Lauterbachs Ernennung mit einem schlichten: „Düdüm“.

Lauterbach hat sich hochgearbeitet

Der Weg zum Spitzenpolitiker war lang: 1963 im nordrhein-westfälischen Düren geboren, hätte Lauterbach auf die Hauptschule gehen sollen. Sein Vater, ein Vorarbeiter, hatte erstmal keine akademische Karriere für seinen Sohn vorgesehen. Doch dieser setzte sich durch, machte sein Abitur, studierte in Düsseldorf, in Texas und an der berühmten Harvard-Universität (Wir berichteten) . Das Ergebnis sind viele Titel: Prof. Dr. med. Dr. sc. - seinen Schwerpunkt hatte er dabei auf Epidemiologie und öffentliches Gesundheitsmanagement gelegt. Das machte ihn zum idealen Gesundheitspolitiker - und vom Hinterbänkler zum Star in der Corona-Pandemie.

Kritik an Einsparungen im Gesundheitswesen

Kurz vor seinem steilen Aufstieg war Lauterbach wegen einiger Thesen in die Kritik geraten: „Jeder weiß, dass wir in Deutschland mindestens jede dritte, eigentlich jede zweite, Klinik schließen sollten. Dann hätten wir geringere Kosten, bessere Qualität und nicht so viel Überflüssiges“, schrieb er im Juni 2019 auf Twitter. Damit bezog er sich auf eine Studie der Bertelsmann-Stiftung, nach der 40 Prozent der Kliniken ohne die gesetzlich vorgeschriebenen Mindestmengen an Personal operieren. Viele Stimmen warfen ihm darauf Sparpläne auf Kosten der Patienten vor. Lauterbach selbst versteht sich jedoch als Anwalt der Bürger. So setzt er sich nach eigenen Angaben seit 2003 für eine Bürgerversicherung ein, um eine Zwei-Klassen-Versorgung von Privat- und Kassenpatienten zu verhindern. Dadurch will er das Gesundheitssystem - auch für kommende Pandemien - robust machen, wie er am Montag sagte. Mit ihm werde es keine Abstriche bei den Leistungen für Patienten geben.

2022 sorgen die Bonuszahlungen für Beschäftigte im Gesundheitssektor für Unmut. Manchen geht es nicht schnell genug - andere möchten auch etwas vom Kuchen haben.

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