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Neue Details: Gruppe wollte Lauterbach in Talkshow kidnappen – und plante Umsturz mit Putins Hilfe

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Von: Andreas Schmid

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Karl Lauterbach
Geriet ins Visier einer „terroristischen Vereinigung“: Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD). © Bernd von Jutrczenka/dpa

Eine Terrorgruppe plante die Entführung von Karl Lauterbach. Dank eines verdeckten Ermittlers gibt es nun neue Details. Sie klingen wie im Film.

Berlin - Im April fliegt eine Gruppe auf, die Gesundheitsminister Karl Lauterbach entführen und die Regierung stürzen wollte. Der Plan glich dem Drehbuch eines Action-Thrillers, wie aus den aktuellen Ermittlungen hervorgeht. So sollte der Minister in einer Talkshow überwältigt werden. Die „terroristische Vereinigung“, von der der Bundesgerichtshof spricht, plante offenbar auch einen Besuch bei Wladimir Putin.

Operation „Klabautermann“: Lauterbach sollte in Talkshow entführt werden

Dass der Plan vereitelt werden konnte, liegt auch an einem eingeschleusten LKA-Mann, wie der Bundesgerichtshof in einem Beschluss zum Fall mitteilte. Der Ermittler verschaffte sich demnach Zutritt zur mutmaßlichen Terrorgruppe, die den Minister entführen wollte. Ein halbes Jahr lang habe er sich „im unmittelbaren Umfeld der Beschuldigten“ aufhalten können, nahm an Treffen teil und war Mitglied in internen Chat-Gruppen.

Von diesem LKA-Mann und zwei geständigen Gruppenmitgliedern in U-Haft wissen die Ermittler inzwischen viele Details über die Entführungspläne. Sie sollten mit einem mindestens zweiwöchigen Stromausfall einhergehen und in einen Staatsstreich gipfeln.

Beim Ort der Überwältigung dachte die Gruppe auch an ein Fernsehstudio. Schließlich war „Talkshow-Minister“ Lauterbach allein im Jahr 2021 29 Mal zu Gast bei „Anne Will“ „Hart, aber fair“, „Maischberger“ und „Illner“ („Markus Lanz“ nicht mit eingerechnet). Der SPD-Politiker sollte vor laufenden Kameras abgeführt werden. Bei dieser Mission schreckten die mutmaßlichen Drahtzieher offenbar auch nicht davor zurück, Lauterbachs Personenschützer zu töten.

Laut Ermittlungen wurde intern darüber abgestimmt, welcher Politiker das Entführungsopfer sein soll. Die Mehrheit habe sich dann für Lauterbach als „meistgehasste“ Führungspersönlichkeit entschieden. Intern bezeichnete die Gruppe Lauterbach als „Klabautermann“.

Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) war im ARD-Talk „Anne Will“ zu Gast.
Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) im ARD-Talk „Anne Will“. © Jürgen Heinrich/Imago

Gruppe wollte Lauterbach entführen: „Gemeinsame Ablehnung des deutschen Staates“

Den Kern der Gruppe bildeten vier Deutsche, unter ihnen auch eine Person aus dem niederbayerischen Kreis Landshut. Sie sitzen seit mehr als einem halben Jahr in U-Haft, nachdem sie bei einem Treffen mit dem Ermittler in einem Waffenladen festgenommen wurden. Bei bundesweiten Durchsuchungen waren damals etliche Schusswaffen und Munition, Bargeld, Goldbarren, Silbermünzen und Devisen sichergestellt worden.

Die Männer hatten sich - so steht es in dem BGH-Beschluss zum Fall - über Chat-Gruppen kennengelernt. Sie teilten dieselbe Ideologie und dachten an umfassende Umsturzpläne des „Systems“.

Die bisherigen Ermittlungen zeigen, dass alle Beschuldigten in der Szene derer, die - als sogenannte „Reichsbürger“ oder „Querdenker“, Verschwörungstheoretiker, Anhänger nationalsozialistischen Gedankengutes oder „Corona-Leugner“ - die staatliche Verfasstheit der Bundesrepublik und deren freiheitlich-demokratische Grundordnung ablehnen.

Der Bundesgerichtshof in seinem Beschluss

Geplante Lauterbach-Entführung: Gruppe plante Visite bei Putin

Eine neue Verfassung sollte her. Sie sollte sich an der Reichsverfassung von 1871 orientieren - nur ohne König oder Kaiser. Dafür sei „als notwendige Anpassung an die moderne Zeit“ ein Frauenwahlrecht geplant gewesen.

Vorher habe man sich aber die Anerkennung der neuen Regierung im Ausland sichern wollen. Dazu sollte den Ermittlungen zufolge eine Gruppe von etwa fünf Entsandten mit einem Schiff über die Ostsee fahren, um sich vor der russischen Exklave Kaliningrad von der Marine aufbringen zu lassen. So habe die Gruppe gehofft, bei Präsident Wladimir Putin im Kreml vorsprechen zu können.

Der Plan scheiterte, die Ermittlungen dauern an. Die Staatsanwaltschaft geht bisher davon aus, dass die Tat noch „nicht weiter konkretisiert“ gewesen sei. „Insbesondere waren weder ein Zeitpunkt noch ein Ort für die intendierte Entführung in Aussicht genommen“, heißt es in dem öffentlich zugänglichen Bericht. (as mit Material der dpa)

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