Putins Patriarch ein Spion? Kirill I. soll KGB-Spitzel gewesen sein
Im Ukraine-Krieg gilt er als Scharfmacher: Putin-Freund Kirill I. Der Patriarch hat offenbar eine bewegte Vergangenheit – als Spion beim KGB. So wie der Kremlchef.
Moskau/Genf – Er mag die Luxus-Uhren dort. Und er soll in den Bergen ein Haus haben. Aus seiner Liebe für die Schweiz hat Kirill I. nie einen Hehl gemacht. Immerhin verbrachte der Patriarch der russisch-orthodoxen Kirche einen Teil seiner Karriere in dem Land. Doch offenbar führte er dabei ein Doppelleben. Denn der Kirchenfürst soll damals für den russischen Geheimdienst KGB spioniert haben. Damit hätte er etwas mit Russlands Präsidenten Wladimir Putin gemein. Ein Grund mehr, warum sich die beiden vertrauen?
Seit Beginn des Ukraine-Krieges steht Kirill I. unter Beobachtung. Immerhin unterstützt er Russlands Angriffskrieg mit Hasspredigten. Gerüchte, wonach sich der Patriarch und Putin dank ihrer gemeinsamen KGB-Vergangenheit näher stehen könnten, gab es schon länger. Doch nun haben Schweizer Medien eine Akte im Bundesarchiv ausgegraben, die Kirills Tätigkeit für Russlands Auslandsgeheimdienst beweisen soll.
Wladimir Gundjajew ein Spion? Kirill I. soll für den KGB in der Schweiz als Spitzel gearbeitet haben
Laut Le Matin Dimanche und der Sonntagszeitung hat Wladimir Gundjajew unter dem Decknamen „Michailow“ in Genf für den KGB gearbeitet. Seit 2009 steht Gundjajew als Patriarch Kirill I. der russisch-orthodoxen Kirche vor. Doch Anfang der 1970er Jahre lebte er offiziell in der Schweiz. Dort sollte er das Moskauer Patriarchat beim Ökumenischen Rat der Kirchen (ÖRK) vertreten. Doch in Wahrheit soll es Kirills eigentliche Aufgabe gewesen sein, den vom KGB infiltrierten Rat zu beeinflussen. Das Ziel: die Genfer Institution dazu zu bewegen, die USA und ihre Verbündeten anzuprangern und ihre Kritik an der mangelnden Religionsfreiheit in der UdSSR zu mäßigen.

Die russisch-orthodoxe Kirche lehnte bislang jeden Kommentar zu Kirills mutmaßlicher Spionage-Vergangenheit ab. Auch der ÖRK schwieg. Dafür redete aber einer von Kirills Nachfolger auf dem Genfer Posten: Michail Gundjajew, der Neffe vom Patriarchen. Er bestritt laut dem Medienbericht die Agententätigkeit seines Onkels. Kirill sei trotz der „strengen Kontrolle“ des KGB „nie ein Agent gewesen“.
Gemeinsam für den KGB? Putin und Patriarch Kirill I. gelten als Vertraute im Krieg gegen die Ukraine
Klar ist jedoch, dass sich Russlands Präsident Wladimir Putin gerne mit alten Vertrauten umgibt – erst recht seit Beginn des Ukraine-Krieges. Im Gegensatz zu dem Kirchenfürsten hat er nie einen Hehl aus seiner KGB-Vergangenheit gemacht. Unabhängig von der Spionagetätigkeit steht der Patriach aber fest an der Seite des Kremlchefs. Den Ukraine-Krieg rechtfertigte er mehr als einmal mit propagandareifen Auftritten.
Im Westen hat man das Treiben von Kirill I. schon länger unter die Lupe genommen. Wegen der Putin-Nähe nahmen ihn die Ukraine, Großbritannien und Kanada bereits auf ihre Sanktionslisten. Auch die Europäische Union (EU) wollte bereits Maßnahmen gegen das Oberhaupt der russisch-orthodoxen Kirche verhängen. Neben dem Einfrieren von Vermögen wäre auch seine Reisetätigkeit eingeschränkt worden. Doch ein Veto aus Ungarn verhinderte das.
Sanktionen im Ukraine-Krieg: Kirill i. hat ein Vermögen an Immobilien angehäuft – auch in der Schweiz
Dabei hat Kirill durchaus durch Sanktionen im Zuge des Ukraine-Krieges einiges zu verlieren. Wie der Spiegel berichtet, soll er ein respektables Immobilien-Portfolio angehäuft haben. Neben seinem Amtssitz bei Moskau besitzt er Medienberichte zufolge auch ein Anwesen mit Datscha im Moskauer Nobelquartier Rubljowka sowie ein Anwesen bei Sankt Petersburg, dessen luxuriöser Umbau den Staat etwa 40 Millionen Euro gekostet haben soll. Hinzu kommt ein Haus in den Alpen, das ihm eine Schweizerin geschenkt haben soll. Insgesamt wird sein Vermögen auf vier bis acht Milliarden Dollar geschätzt. Kirill selber wies die Berichte als reine Phantasiegeschichten zurück. (jkf)