„Fahren Sie nach Bali“: Vielflieger Merz spottet über Klimaaktivisten

Klimaaktivisten stören eine Rede von Friedrich Merz in Mainz. Doch der CDU-Chef spottet über die Letzte Generation – und empfiehlt ihnen eine Reise nach Bali.
Mainz – Strand statt Gerichtssaal: Der Thailand-Trip zweier angeklagter Klimaaktivisten sorgt weiter für Furore. Statt sich in Stuttgart dem Richter zu stellen, flogen die Vertreter der Letzten Generation lieber nach Bali – und lösten damit eine hitzige Debatte über die Doppelmoral ihrer Bewegung aus. Ob zu Recht oder Unrecht – für ihre Kritiker lieferten sie eine Steilvorlage. Und auch für die eigenen Unterstützer wird es nicht einfacher, wie eine Aktion bei einem Parteiauftritt von Friedrich Merz in Mainz zeigt.
Wegen Reise nach Bali: Friedrich Merz spottet bei Auftritt in Mainz über die Klimaaktivisten
Denn eine Protestaktion zweier Klimaaktivisten endete in Hohn und Spott. In Mainz entrollten sie während der Rede von Friedrich Merz bei einer Veranstaltung zur Oberbürgermeisterwahl ein Transparent. Eine junge Aktivistin klebte sich vor dem Rednerpult fest. Merz nahm es gelassen und riss Witze: „Es ist doch schön, dass Sie noch da sind! Ihre Kollegen sind ja zurzeit auf Bali“, sagt er in einem auf Twitter veröffentlichten Video, das umgehend auf den sozialen Medien viral ging.
Die Störaktion dauerte nur wenige Minuten. Saalordner lösten die festgeklebte Hand der Frau mit Öl. Anschließend wurden die Aktivisten aus dem Saal begleitet. Unter dem Gelächter der Unionspolitiker rief Merz ihnen hinterher: „So. Und jetzt raus mit Ihnen. Raus mit Ihnen. Vielen Dank für Ihren Besuch. Fahren Sie auch nach Bali. Grüßen Sie Ihre Freundinnen und Freunde, wenn die dann in zwei bis drei Wochen gut erholt aus dem Urlaub zurückkommen, um sich wieder irgendwo festzukleben.“
Klimaaktivisten: Bali-Urlaub der Letzten Generation heizt Debatte über Doppelmoral an
Hintergrund ist ein Bericht der Bild-Zeitung. Demnach sollen zwei Klimaaktivisten eine Gerichtsverhandlung in Stuttgart geschwänzt haben. Beide sollen sich im Herbst mit anderen Aktivisten auf einer Bundesstraße festgeklebt haben. Dem Bericht zufolge wurde ein Mann angeklagt, eine Frau sollte als Zeugin geladen werden. Doch anstatt vor Gericht zu erscheinen, seien sie über Thailand nach Bali geflogen und hätten dadurch rund 7,9 Tonnen CO₂ verursacht, rechnete das Boulevardblatt vor und löste damit eine hitzige Debatte aus.
Die Letzte Generation hatte zunächst versucht, die Reise zu rechtfertigen. Beide Aktivisten hätten vorgehabt, mehrere Monate auf Bali zu bleiben. Inzwischen sind sie aber wieder zurück in Deutschland, offenbar auch, weil das Amtsgericht in Stuttgart die Reise nicht genehmigt hatte. In einem taz-Beitrag entschuldigten sich die Klimaaktivisten mittlerweile.
Trotz Thailand-Debatte: Klimaaktivisten rufen zu Protesten gegen Autobahn-Ausbau auf
Für die Klimaaktivisten kommt der Aufruhr denkbar ungünstig. Nach den Lützerath-Protesten haben sie für diesen Freitag einen bundesweiten Aktionstag geplant. So hatte die Bewegung Fridays for Future in mehreren Städten zu Demonstrationen gegen den Ausbau von Autobahnen aufgerufen. In Berlin ist eine Kundgebung auf einer Brücke über der Stadtautobahn A100 angedacht. Auch in Hamburg, Wiesbaden und Stuttgart sind Veranstaltungen angekündigt. Doch zuletzt hatte es immer wieder Kritik gegeben, weil sich einige Aktivisten, die auch Gehälter beziehen sollen, wiederholt auf Straßen festklebten und dadurch stundenlang den Verkehr blockierten.
Friedrich Merz: Ärger wegen Reise mit dem Flugzeug – Aktion in Mainz kommt ihm recht
Zu den kritischen Stimmen zählen auch immer wieder prominente Politiker wie Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) oder eben Friedrich Merz (CDU). Beide sind umgekehrt der Letzten Generation ein Dorn im Auge: Lindner als bekennender Porsche-Fahrer und Merz als Besitzer eines Flugscheines. Dass der CDU-Chef mit seinem eigenen Flugzeug zur Lindner-Hochzeit auf Sylt anreiste, sorgte in der Klimaszene für einen Aufschrei. Insofern verwundert es nicht, dass der Unionspolitiker nun seine Retourkutsche genießt. (jkf)