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Berlin weist russische Diplomaten aus: Auftrag Mord

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Von: Georg Anastasiadis

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Georg Anastasiadis, Chefredakteur des Münchner Merkur.
Georg Anastasiadis, Chefredakteur des Münchner Merkur. © Marcus Schlaf

Es gilt als sicher, dass Moskau hinter dem Mord an einem Exil-Tschetschenen in Berlin steckt. Doch die Bundesregierung hält sich mit einer harten Reaktion darauf zurück, neuer Ärger mit Putin soll offenbar vermieden werden. Ein Kommentar von Merkur-Chefredakteur Georg Anastasiadis.

Die Nato betrachtet nicht mehr Russland, sondern China als ihren Hauptgegner. Frankreichs Premier Macron geht noch weiter: Er sieht in Moskau den Partner, den Europa umwerben solle. Für eine Entspannung im Verhältnis zu Russland gibt es strategische Gründe, doch sollten sich alle darüber im Klaren sein, mit wem man es da zu tun hat. Falls es jemand vergessen haben sollte: Die deutschen Behörden sind sich sicher, dass hinter dem Mord an einem Exil-Tschetschenen in Berlin Putins Geheimdienst steckt.

Nach dem Mord mitten in Berlin bleibt es erstaunlich ruhig

Ein neuer Fall Skripal, und das mitten in der Bundeshauptstadt, ein Auftragsmord, dessen Spur direkt in den Kreml führt: Gemessen an der ungeheuren Dimension des Falles blieb es bis zur gestern verfügten Ausweisung zweier russischer Diplomaten erstaunlich ruhig. Die medialen Geschütze hierzulande sind alle auf Trump gerichtet, für viele Deutsche ist Amerika heute das Feindbild, schlimmer als China und Russland mit ihren vor Mord nicht zurückschreckenden Regimen. Und Merkels Regierung will erkennbar keinen neuen Ärger mit Putin.

Auch dafür gibt es Gründe: Die Bundesregierung ist außenpolitisch isoliert und innerlich zerrissen, ihr Einfluss auf Paris, London und die Osteuropäer schwindet, die Bundeswehr ist in einem jammervollen Zustand. Doch wäre Leisetreterei nach einer dreisten Provokation der falsche Start in eine neue Beziehung. Ein Machtpolitiker wie Putin weiß Signale zu deuten. Europa könne sich nicht verteidigen, sagte die Kanzlerin vor ein paar Tagen (ohne allerdings ihren eigenen Beitrag dazu zu erwähnen). Leider gilt das auch für ausländischen Staatsterror.

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