Kommentar: Die düstere Siko-Bilanz

Es war eine Sicherheitskonferenz voller gegenseitiger Drohungen und Beschimpfungen. Ein Kommentar von Klaus Rimpel.
Israel gegen den Iran, USA gegen die Türkei – und alle in Sorge vor dem wachsenden aggressiven Machtstreben Russlands und Chinas. Die bedrohlichen Krisen sind so zahlreich, dass der einzelne Konflikt im Wust fast schon untergeht: Ukraine, Nordkorea, in Afghanistan so viele Terror-Tote wie noch nie… Und in Syrien ist der laut Putin und Assad schon beendete Krieg auf dem blutigen Tiefpunkt angelangt.
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All das passiert vor dem Hintergrund eines Nato-Bündnisses, das sich dank wachsendem Nationalismus in den Mitgliedsländern in Einzelinteressen und Gegnerschaft aufzulösen droht.
Es war eine wenig beachtete Gegen-Veranstaltung zum Mega-Spektakel Siko, bei dem eine mögliche positive Antwort auf all diese deprimierenden Botschaften geboten wurde: Im Alten Rathaus in München überbrachte Franz Alt bei der „Friedenskonferenz“ eine Botschaft von Michail Gorbatschow. Der 87-Jährige warnte dabei vor der neuen atomaren Rüstungsspirale und erinnerte daran, wie er und Ronald Reagan Ende der 80er den nuklearen Wahnsinn beendeten: „Einer muss anfangen aufzuhören!“ Das heißt: Es braucht kluge, besonnene Politiker, die die globalen Herausforderungen erkennen und sich in die andere Seite hineinzusetzen versuchen – und die dann einen Vertrauensvorschuss wagen. Derzeit haben leider von Washington bis Moskau nationalistische, engstirnigen Scharfmacher das Sagen. Ein neuer Gorbi ist weit und breit nicht in Sicht. Aber das Beispiel Gorbatschow/Reagan zeigt, dass es letztlich nur an einzelnen vernünftigen Politikern liegt, ob wir in Richtung Krieg oder Frieden marschieren. Und zumindest wir im Westen hätten es in der Hand, solche Führer zu wählen.