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Kommentar: Was Deutschland aus der Katastrophe lernen muss

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Von: Georg Anastasiadis

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München - Es braucht nicht den IS, um Terror und Schrecken zu verbreiten. Dafür reicht ein radikalisierter Einzeltäter. Warum Deutschland aus Frankreichs Katastrophe schnellstmöglich lernen muss, erklärt Merkur-Chefredakteur Georg Anastasiadis.

Die Toten an Nizzas Strandpromenade waren noch nicht gezählt, da posaunten manche schon die vermeintlich gute Nachricht hinaus: Der Mörder Mohamed L. sei kein Islamist gewesen, sondern nur ein gewöhnlicher Durchgedrehter. Im Lichte neuester Erkenntnisse sieht das schon wieder anders aus: Der gebürtige Tunesier war lange nicht als Islamist bekannt, hat sich aber in kürzester Zeit radikalisiert. Damit verkehrt sich die anfängliche Erleichterung darüber, es diesmal nicht mit einem IS-Terrorgesellen zu tun zu haben, in ihr Gegenteil: Um Unschuldige in großer Zahl zu töten, braucht es keine vom IS im Mordhandwerk geschulten Kämpfer. Das können auch ganz gewöhnliche Verlierer, wie sie in Frankreichs Banlieus zu Hunderttausenden leben. Ihnen reicht ein Lkw und ein Hetzvideo im Internet. Wenn demnächst noch ein paar mehr dieser tickenden Zeitbomben ihre Erweckungserlebnisse haben, steht das gepeinigte Land an der Schwelle zum Bürgerkrieg.

Gegen diese Realität helfen keine wohlfeilen Mahnungen, Muslime nicht unter Generalverdacht zu stellen – da stehen sie in Frankreich längst. Das Problem der zornigen jungen Männer lässt sich kurzfristig nur durch noch mehr Polizei und Überwachung angehen, vor allem aber muss die Regierung in Paris endlich die gescheiterte Integration anpacken. Deutschland bleibt im besten Fall noch eine kurze Frist, um aus der französischen Katastrophe zu lernen. Wir müssen uns genau überlegen, wie viele wir in unser Land lassen wollen, von denen der eine oder andere in zehn Jahren, frustriert von der tristen Realität, als einsamer Wolf mit bösen Absichten umherstreift. Und die politische Linke muss endlich begreifen, dass eine sanktionsbewehrte Integrationspflicht keine Zumutung für die zu uns Kommenden ist, sondern das beste Mittel, ihre Chancen zu verbessern und sie gegen die Hassmaschine IS zu immunisieren.

Alle Informationen zu Nizza finden Sie hier.

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