Sechs Fragen - sechs Antworten: Dreikampf um Karlsfeld

Wir haben den drei Bürgermeisterkandidaten in Karlsfeld, Bernhard Goodwin, Stefan Kolbe und Birgit Piroué sechs Fragen rund um ihre Gemeinde gestellt.
- In Karlsfeld stehen Bernhard Goodwin, Stefan Kolbe und Birgit Piroué zur Wahl des Bürgermeisters bzw. der Bürgermeisterin.
- Wir haben den Kandidaten sechs Fragen rund um ihre Gemeinde gestellt.
- Wer ins Rathaus einzieht, entscheidet sich am 15. März.
Karlsfeld - Unsere Redaktion hat die Bürgermeisterkandidaten in Karlsfeld befragt. Gegen Amtsinhaber Stefan Kolbe (CSU) treten Bernhard Goodwin (SPD) und Birgit Piroué (Bündnis für Karlsfeld) an. Sechs Fragen - sechs Antworten. Die Kandidaten antworten nach alphabetischer Reihenfolge des Nachnamens.
Bernhard Goodwin: 41 Jahre, liiert, keine Kinder, Kommunikationswissenschaftler Stefan Kolbe: Bürgermeister, 55 Jahre, verheiratet, zwei Kinder, Verwaltungsfachwirt Birgit Piroué: 62 Jahre, verheiratet, vier Kinder, Kauffrau
Die Karlsfelder Gemeindekasse ist leer, vor allem wegen des Schulneubaus an der Krenmoosstraße. Was muss geschehen, damit sich die Finanzlage bessert?
Bernhard Goodwin: Als gebürtiger Schwabe weiß ich, dass man nichts spart, wenn man notwendige Ausgaben aufschiebt. Wir müssen aber besser hinsehen, was wirklich nötig ist. Gleichzeitig sollten wir parteiübergreifend bei Bund und Freistaat klar machen, dass die Kommunen mit wachsenden Aufgaben auch wachsende Einnahmen brauchen.
Stefan Kolbe: Wir brauchen mehr Unterstützung durch Bund und Land. Viele Aufgaben, wie Kinderbetreuung, Schulen, müssen geschultert werden. Allein durch Steuer- und Gebührenerhöhungen ist das nicht zu schaffen und das will ich den Bürgern auch nicht zumuten. Natürlich werden wir weiterhin sehr sparsam sein müssen. Manche tollen Projekte sind leider unter diesen Bedingungen nicht machbar.
Birgit Piroué: Zunächst müssen alle Kostenträger in der Gemeinde auf ihre Einsparpotenziale durchleuchtet werden und entsprechende Maßnahmen angegangen werden. Zudem ist ein Baustopp für größere Bauprojekte zu verhängen, bzw. auf absehbare Zeit keine neuen Baugebiete auszuweisen, da die Folgekosten für die Infrastruktur (z.B. Kindergärten) die Gemeindekasse aktuell überfordern.
Karlsfeld entwickelt mit dem Ludl-Gelände auf der Westseite der Münchner Straße einen weiteren Gemeindeteil, vergleichbar mit der Neuen Mitte auf der Ostseite. Welche Bedeutung hat die Neue Mitte für Karlsfeld?
Bernhard Goodwin: Wir sollten auf dem Ludl-Gelände nicht die Fehler aus der Neuen Mitte wiederholen. Dennoch halte ich diese Entwicklung für eine wichtige Chance. Die Münchner Straße durchschneidet aber weiter die Gemeinde und den nun wachsenden Kern. Das Primat für den Durchgangsverkehr muss ein Ende haben.
Stefan Kolbe: Die Neue Mitte stellt das Zentrum der Gemeinde dar, durch die Ausweisung des Ludl-Geländes wird dieses gemeindliche Zentrum erweitert. Dies ist für die Ortsentwicklung sehr wichtig. Die Nahversorgung konnte durch die Ansiedlung von Edeka, Aldi und Müller in der Neuen Mitte deutlich verbessert werden.
Birgit Piroué: Leider ist die Neue Mitte nicht der Ortskern geworden, der den den Karlsfeldern versprochen wurde. So hat er keine Bedeutung erlangt, da er leider nur ein schattiger, unattraktiver Ort geworden ist, dessen Platz wenige Male im Jahr für gemeindliche Events mit viel Aufwand belebt wird.
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Stillstand auf der Westseite der Bahn auf dem Grundstück der Erlbau – ein Ärgernis für viele. Wie lässt sich die Misere lösen?
Bernhard Goodwin: Wir brauchen kurzfristig einen provisorischen Nahversorger auf dem Gelände. Dafür werde ich als Bürgermeister unverzüglich Gespräche mit dem Eigentümer aufnehmen. Die Kommunikationsblockade zwischen Investor, Gemeinde und Anwohnern muss aufgebrochen und eine pragmatische und faire Lösung gefunden werden
Stefan Kolbe: Ich bin immer wieder in Kontakt mit der Fa. Erl/Streicher. Das Baurecht für einen Nahversorger ist ja vorhanden, nach dem jetzigen Bebauungsplan könnte sofort begonnen werden. Der Gemeinderat hat seinen Standpunkt einstimmig dargelegt. Die Nahversorgung ist uns sehr wichtig, dennoch muss sich ein schlüssiges Gesamtkonzept auf dem Gelände wiederfinden. Die Gemeinde braucht Gewerbeflächen, um die Finanzlage zu verbessern.
Birgit Piroué: Der Konflikt lässt sich nur damit lösen, in dem im Dialog gemeinsam mit dem Investor eine gute Lösung gefunden wird. Hier hat man leider die Vereinbarung eines städtebaulichen Vertrags versäumt.
Stellen Sie sich vor, Sie hätten eine Million Euro zur Verfügung für ein Projekt in Karlsfeld. Was würden Sie mit dem Geld machen?
Bernhard Goodwin: Ich würde die versprochene Skaterbahn bauen, die Bürgerhausstühle endlich beschaffen und die Umrüstung der Beleuchtung auf LEDs schneller vorantreiben. Denn mitdenkende Jugendliche, ordentliche kommunale Einrichtungen und eine aktive Haltung gegenüber dem Klimawandel sind ein lohnenswertes Projektziel.
Stefan Kolbe: Ich würde die Skateranlage bauen und den Rest für die Umsetzung des geplanten Fahrradkonzeptes verwenden.
Birgit Piroué: Mit einer Million kann man in einer so großen Gemeinde leider nicht viel ausrichten. Sport und Ehrenamt sind immer förderungswürdig, so könnte es für den Rohbau für das längst fällige neue Vereinshaus des TSV verwendet werden (Ausbau in Eigenregie mit ehrenamtlichen Helfern) oder für ein Projekt, in dem man Senioren mit Hausaufgabenbetreuung oder Kindergärten zusammenbringt.
Bürgermeisterwahl 2020 in Karlsfeld: Sechs Fragen - sechs Antworten
Welchen Termin im Jahr darf man in Karlsfeld keinesfalls verpassen?
Bernhard Goodwin: Als Mensch, der lange Zeit in München im Stadtviertel neben der Theresienwiese gelebt hat, kann ich sagen: das ehrenamtlich organisierte Siedlerfest. Beim Umzug ist ganz Karlsfeld auf den Beinen, und beim Feuerwerk sieht man den wunderbaren See in ganz neuen Lichtern. Magisch!
Stefan Kolbe: Es gibt viele Termine, die man nicht verpassen darf. Das Karlsfelder Siedlerfest, den Hüttenzauber, aber auch unsere vielen kulturellen und sportlichen Veranstaltungen sollte man im Fokus haben.
Birgit Piroué: Ob das Siedlerfest mit seinem tollen Feuerwerk und vielen netten Besuchern oder den TSV-Faschingsball – ich bin immer gerne dabei.
Endlich Urlaub. Bahn, Auto oder Flieger? Und wo geht’s bevorzugt hin?
Bernhard Goodwin: Die Frage müsste für mich immer lauten: zu wem geht’s hin? Ich besuche eigentlich lieber Menschen als Orte. Zumeist bin ich mit der Bahn unterwegs. Allerdings habe ich auch Verwandtschaft in Afrika und Amerika. Da geht’s nur mit dem Flieger. Ein Auto habe ich nie besessen.
Stefan Kolbe: Im Sommer werde ich eine Alpenüberquerung machen, dazu werde ich eine Woche zu Fuß unterwegs sein. Darauf freue ich mich, ansonsten ist dieses Jahr noch nichts Konkretes geplant, das werden wir spontan entscheiden.
Birgit Piroué: Ich bin offen für alles und kann mich an schönen Orten in nah und fern immer gut erholen. Das Verkehrsmittel wähle ich je nach Eignung – da lege ich mich nicht fest.
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