Selenskyj-Berater preist deutsches Flugabwehrsystem Iris-T an — und entlarvt russische Raketentaktik
Deutschland liefert der Ukraine das Flugabwehrsystem Iris-T. Der wichtigste Berater von Wolodymyr Selenskyj frohlockt. Und erklärt die Taktik hinter den russischen Raketenangriffen.
München/Kiew — Es soll den Luftraum einer gesamten Großstadt schützen können - alleine, laut Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD). Und der deutsche Regierungschef sowie die Spitzenpolitik in Berlin haben sich schließlich in den vergangenen Monaten eifrig in Militärthemen eingelesen, seit Russland meinte, seinen Nachbarn Ukraine in einem skrupellosen Angriffskrieg überfallen zu müssen.
Iris-T SLM: Selenskyj-Berater feiert deutsches Flugabwehrsystem gegen russische Raketen

Die Rede ist vom Flugabwehrsystem Iris-T SLM vom deutschen Hersteller Diehl Defence aus Überlingen am Bodensee. „Es ist großartig, dass Deutschland uns Iris-T in dieser schwierigen Zeit geschickt hat, denn es wird in verschiedenen Ecken der Ukraine eingesetzt werden, da Raketenangriffe überall stattfinden. Dennoch sind wir der Meinung, dass mehr solcher Systeme benötigt werden, um den Himmel vollständig vor russischen Marschflugkörpern zu verschließen“, erklärte Mykhailo Podolyak, der wichtigste Berater des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj, nun im Interview mit der Bild (hinter einer Bezahlschranke).
Wir benötigen mehr solcher Systeme benötigt, um den Himmel vollständig vor russischen Marschflugkörpern zu verschließen.
Anfang der Woche hatte die Ampel-Bundesregierung die Übergabe des 140-Millionen-Euro teuren Flugabwehrsystems an der polnisch-ukrainischen Grenze bekanntgegeben. Im kommenden Jahr will Deutschland drei weitere Iris-T-Systeme an die Ukraine liefern, die sich in den vergangenen Tagen massiven Raketenangriffen durch die russische Armee ausgesetzt sah.
Russische Raketenangriffe: Ukraine erleichtert über „neue Ära der Luftabwehr“ durch Iris-T
Laut schwäbischem Hersteller eignet sich der verwendete Flugkörper Iris-T SL zur 360°-Verteidigung gegen Flugzeuge, Hubschrauber, Drohnen, Marschflugkörper und ballistische Kurzstreckenraketen. Die knapp drei Meter langen Raketen sind je Stück 88 Kilogramm schwer und bieten eine Rundumschutz mit einem Radius von 40 Kilometern. Damit kann laut „heute journal“ des ZDF eine Stadt mit rund 230.000 Einwohnern geschützt werden.
Der ukrainische Verteidigungsminister Oleksij Resnikow frohlockte am Dienstag (11. Oktober). „Eine neue Ära der Luftabwehr hat begonnen“, erklärte der Minister und forderte: „Wir brauchen mehr.“ Denn: Russland griff die Ukraine nach Angaben des Generalstabs aus Kiew auch am Donnerstag (13. Oktober) wieder mit Marschflugkörpern an.
Podolyak nahm die jüngsten Bombardements zum Anlass, um die neue russische Angriffstaktik im Ukraine-Krieg aus seiner Sicht zu entlarven. „Ein Kaskadenangriff besteht aus der ersten Welle, bei der alte Raketen eingesetzt werden, um unser Luftverteidigungssystem zu überlasten, und der zweiten und dritten Welle, bei der Hochpräzisionswaffen zum Einsatz kommen“, erklärte er der Bild und behauptete: „Russland verfügt nur über wenige Hochpräzisionswaffen, sodass es zwar zu massiven Schlägen kommen kann, aber nicht ständig, vielleicht einmal im Monat. Deshalb verhandeln wir mit unseren Partnern über die Stärkung unserer Luftverteidigung. Am Montag wurden 50 bis 60 Prozent der Raketen und Drohnen zerstört. Wenn wir die Luftabwehr verstärken, können wir 80 bis 90 Prozent der Raketen zerstören und den Schaden minimieren.“
Selenskyj-Berater Podolyak: Russland hat kaum noch Hochpräzisionsraketen
Russland sei seinen Erkenntnissen zufolge „nicht in der Lage, Hochpräzisionsraketen in großen Stückzahlen zu produzieren, es gibt nur sehr wenige davon“, meinte der Präsidenten-Berater weiter: „Es gibt praktisch keine ’Iskander’ und ’Kinschal’ mehr, also Raketen, die unsere Infrastruktur erheblich beschädigen können.“ Das deutsche Flugabwehrsystem Iris-T soll nun dabei helfen, sich gegen diese Gefahr zur Wehr zu setzen. Derweil äußert sich Staatschef Selenskyj über „Kanonenfutter“ auf russischer Seite. (pm)