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Putin-Söldner rekrutieren Häftlinge: Mutter eines 25-Jährigen äußert sich

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Ein Häftling auf der Krim-Halbinsel (Symbolbild). © IMAGO / SNA

Im Falle eines 25-jährigen Häftlings werden Einzelheiten der Rekrutierungspraktiken der Gruppe-Wagner bekannt – eine Menschenrechtsaktivistin erhebt schwere Vorwürfe.

Moskau – US-Generalstabschef Mark Milley geht davon aus, dass im Ukraine-Krieg bereits 100.000 russische Soldaten getötet oder verwundet wurden. Wladimir Putin versucht, diese Verluste mit der Teilmobilisierung auszugleichen. Die Wagner-Gruppe rekrutiert ebenfalls neue Söldner – Angaben des britischen Geheimdienstes zufolge auch Schwerkranke und Häftlinge. Wer nicht wolle, dass in dem Konflikt private militärische Firmen und Gefangene eingesetzt würden, der solle seine eigenen Kinder an die Front schicken, hatten Medien den Wagner-Chef Jewgeni Prigoschin im September zitiert. Im Falle von Olga Smirnowa ist nun offenbar beides der Fall: Ihr 25-jähriger Sohn ist einer der von der Wagner-Gruppe rekrutierten Häftlinge.

Mutter eines rekrutierten Häftlings erhebt Vorwürfe gegen Wagner-Gruppe

Artyom Smirnow saß eigentlich eine dreijährige Haftstrafe wegen Diebstahls in einem russischen Gefängnis ab. Doch plötzlich war er nicht mehr aufzufinden. Einen Monat lang wusste seine Mutter Olga Smirnowa eigenen Angaben zufolge nicht, wo Artyom war – sie telefonierte herum, um ihn zu finden, wie sie Radio Free Europe, einem von den USA finanzierten Radiosender erzählte. Am 15. Oktober habe sie einen Anruf bekommen und erfahren, dass Artyom in der Ostukraine verwundet worden sei und mit einer Schusswunde im Arm in einem Krankenhaus nahe Luhansk läge.

Der Sohn habe erzählt, dass er einen Vertrag mit der Wagner-Gruppe unterschrieben und als Söldner gekämpft habe. Offenbar kein Einzelfall: Informationen der Antikorruptionswebseite Gulagu.net zufolge war Artyom Smirnow einer von 96 Gefangenen, die am 17. September von der Wagner-Gruppe rekrutiert worden waren. „Ich bin gegen diesen Krieg. Ich will nicht, dass mein Sohn in der Ukraine kämpft. Dafür habe ich ihn nicht großgezogen.“ , sagte Olga Smirnowa in dem am Sonntag veröffentlichten Beitrag von Radio Free Europe. Die Rekrutierung sei schnell und heimlich erfolgt, sodass die Familie sich nicht einmischen konnte, so der Vorwurf der Mutter. Bei Russlands Invasion in der Ukraine spielt die Wagner-Gruppe eine zunehmend wichtige Rolle. 

Häftlinge als Kanonenfutter? „Verwenden Leichen, um Minenfelder in der Ukraine zu räumen“

Die Menschenrechtsaktivistin Olga Romanowa kritisiert dieses Vorgehen der Söldnergruppe Wagner. „Diese Menschen haben keine militärische Ausbildung. Sie sind erschöpft, denn das Gefängnis ist kein Spa.“ Doch Putin sende diesen marginalisierten Teil der Gesellschaft nun in den Krieg. Die Menschenrechtsaktivistin macht den Kremlchef persönlich verantwortlich. „Niemand sonst hätte diese von Gerichten verurteilten Männer befreien können“, so Romanowa, „Putin sendete sie.“ Die rekrutierten Häftlinge dienen aus ihrer Sicht als „Kanonenfutter“. Denn mit der Entsendung von Häftlingen in den Krieg löse der Kremlchef zwei Probleme auf einmal, meint Romanowa: „Er verwendet ihre Leichen, um Minenfelder in der Ukraine zu räumen und reduziert gleichzeitig die Ausgaben für Gefängnisse.“

Der 25-jährige Artyom Smirnow wäre womöglich in weniger als einem Jahr auf Bewährung freigekommen. Nun kann er Angaben der Mutter zufolge seinen verwundeten Arm nicht mehr bewegen – doch der Kriegseinsatz ist offenbar dennoch nicht vorbei. „Sie werden mich nicht gehen lassen“, habe ihr Sohn gesagt, so Olga Smirnowa. Die Angaben der Mutter sowie der Menschenrechtsaktivistin ließen sich nicht unabhängig verifizieren. Dem britischen Geheimdienst zufolge besteht „die realistische Möglichkeit, dass einige der aus Strafanstalten rekrutierten Häftlinge zunächst zum Aufbau der Verteidigungsanlagen eingesetzt werden“, hieß es Ende Oktober aus London.

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