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Pfusch im Ukraine-Krieg? Wagner-Chef Prigoschin konfrontierte Putin wohl direkt

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Von: Richard Strobl

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Jewgeni Prigoschin bei der Beerdigung der russischen Journalistin Darya Dugina im August 2022
Jewgeni Prigoschin bei der Beerdigung der russischen Journalistin Darya Dugina im August 2022. © Vyacheslav Prokofyev/imago

Der Chef der Söldner-Gruppe Wagner soll Wladimir Putin persönlich mit militärischen Fehlern im Ukraine-Krieg konfrontiert haben. Wächst sein Einfluss?

Moskau/Washington - Russland sieht sich im Ukraine-Krieg zuletzt in der Defensive. Das sorgt für Unmut in Russlands Medien, in der Bevölkerung und offenbar auch bei führenden Persönlichkeiten. Der Chef der Söldner-Gruppe Wagner, die für Russland in der Ukraine kämpft, soll Wladimir Putin sogar direkt mit den militärischen Fehlern konfrontiert haben.

Das geht nun aus einem Bericht der Washington Post hervor. Schon Anfang Oktober hatte das Blatt berichtet, dass ein Mitglied aus Putins engstem Führungskreis Russlands Machthaber persönlich mit Fehlern der militärischen Führung im Ukraine-Krieg konfrontiert habe. Diese Information ging demnach damals aus einem US-Geheimdienstbericht hervor.

Ukraine-Kritik direkt bei Putin platziert? Bericht über Wagner-Chef Prigoschin

Nun will die Washington Post auch den Namen des Kritikers herausgefunden haben: Es soll sich um Jewgeni Prigoschin, den Chef der Wagner-Gruppe, handeln, der auch den Beinamen „Putins Koch“ zugesprochen bekommen hatte. Er war Lieferant für die Kreml-Küche und betreibt das einzige private Restaurant im Kreml. Das Blatt bezieht sich dabei auf Informationen einer Quelle aus der US-Regierung.

Dem Bericht nach beschwerte sich Prigoschin direkt bei Putin, dass seine Militärchefs den Ukraine-Krieg schlecht verwalten würden. Zudem würden der Wagner-Gruppe zu viele Aufgaben zugeteilt, während man der privaten Söldner-Gruppe gleichzeitig zu wenige finanzielle sowie materielle Ressourcen bereitstelle.

Russland-Fehler im Ukraine-Krieg? Wird Prigoschin zu Putins Konkurrent?

Progeschin selbst dementierte die Meldung der Washington Post über den Pressedienst Concorde. Er habe in letzter Zeit nicht persönlich mit Putin kommuniziert. Das berichtet das Medium Meduza. Dagegen bestätigten zwei Mitglieder der Nato-Geheimdienststruktur die Meldung der Washington Post gegenüber Vice. „Prigoschin greift öffentlich Putin nahestehende Militärbeamte an, um dem Oberkommando des russischen Militärs die Kontrolle über Geld, Ressourcen und politischen Einfluss zu entziehen“, wird eine der Quellen dort zitiert.

Prigoschin wurde zuletzt als mögliche Gefahr für Putin dargestellt. So schrieben die US-Experten des Institute for the Study of War, dass Prigoschin mithilfe eines ehemaligen FSB-Offiziers ein neues Freiwilligenbataillons aushebt. Damit verstärke er die Bemühungen, eine militärische Parallelstruktur zur russischen Armee zu bilden, deren Führung Prigoschin öffentlich kritisiert. Der Darstellung des ISW nach könnte Prigoschin Putin zumindest aus medialer Sicht gefährlich werden: Putin ist auf seine Wagner-Kämpfer in der Ukraine angewiesen und versammelt offenbar zunehmend ultranationale Kräfte, die mit dem Kriegsverlauf unzufrieden sind, hinter sich. Zudem habe er keine offizielle Position in Putins System inne – und könne deshalb für öffentliche Kritik kaum zur Rechenschaft gezogen werden.

Zuvor war bereits vom Kreml-Kritiker Michail Chodorkowski von einem möglichen Machtkampf im Kreml berichtet worden. Demnach bereite sich Prigoschin auf „ein Leben nach Putin vor“, spiele aktuell aber noch ein „doppeltes Spiel“. Dabei waren Prigoshin und Tschetschenen-Anführer Ramsan Kadyrow als Team dargestellt worden. Doch laut eines neuen ISW-Berichts distanzierte sich Prigoschin zuletzt von Kadyrow.

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