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Wahl-Analyse: Warum die AfD in Bayern trotz 10,2 Prozent keinen Grund zum Jubelsturm hatte

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Braucht die prominente Unterstützung aus Berlin: Wahlparty der Bayern-AfD
Braucht die prominente Unterstützung aus Berlin: Wahlparty der Bayern-AfD © dpa / Armin Weigel

Viele hatten mehr erwartet: Zwar springt die AfD aus dem Stand auf ein zweistelliges Ergebnis in Bayern, doch die große Party bleibt bei den Rechtspopulisten aus. Das liegt an der Partei selbst - aber auch an den Besonderheiten im Freistaat. Eine Analyse.

München - Vor fünf Jahren wäre es ein Schock gewesen, wenn die AfD überhaupt in den Landtag nach München eingezogen wäre. Am Sonntag gelang der Partei nun sogar ein Ergebnis von über zehn Prozent, die Rechtspopulisten sichern sich souverän 22 Sitze, sind stärker als die SPD. Doch überrascht ist von dem Ergebnis kaum jemand - im Gegenteil: Teils bedrückte Stimmung herrschte auf der Wahlparty der Bayern-AfD im niederbayerischen Mamming. 

Denn mit 10,2 Prozent holte die AfD tatsächlich einige Prozentpunkte weniger als manche Umfragen vorhergesagt hatten. Gar 16 oder 17 Prozent kursierten unter Anhängern als Prognose, auch nach den ersten Hochrechnungen hofften die Teilnehmer auf der Wahlparty auf noch ein paar Prozentpunkte mehr. Doch am Ende blieb es beim knapp zweistelligen Ergebnis, rund zweieinhalb Prozentpunkte weniger als bei der Bundestagswahl 2017, fünf weniger als im Nachbarland Baden-Württemberg bei deren Wahl 2016 und sogar weniger als die Hälfte der Stimmanteile, die die Partei im gleichen Jahr in Sachsen-Anhalt ergattern konnte.

AfD fehlen die Stars in Bayern 

Dabei fehlt der AfD in Bayern etwa das, was Jörg Meuthen oder André Poggenburg für die erfolgreicheren Landesverbände 2016 darstellten: Ohne eine charismatische Führungsfigur geht den Rechtspopulisten ein entscheidendes Merkmal ab - und ein für alle so agierenden Parteien entscheidendes Erfolgsrezept. Dass der Spitzenkandidat der AfD vollkommen unbekannt blieb lag daran, dass die Partei sich gar nicht erst bemühte, einen zu benennen. Inhalte seien wichtiger als Köpfe, hieß es dazu.

Selbst die für bayerische Verhältnisse bekannteren AfD-Vertreter wie Stephan Protschka oder Katrin Ebner-Steiner sind nur wenigen ein Begriff - dabei war Ebner-Steiners Wahlkreis Deggendorf bei der Bundestagswahl 2017 noch derjenige, in dem die AfD die meisten Stimmen außer in den neuen Bundesländern sammeln konnte. Der Einzug in den Bundestag gelang ihr damit jedoch nicht - und die Bekanntheit ihres politischen Verbündeten Björn Höcke erreicht sie bei weitem nicht.

Seehofer-CSU mehr Konkurrenz als Merkel-CDU

Zudem erschweren einige Eigenheiten im bayerischen Nährboden das Wachstum für eine rechtspopulistische Partei. 180 000 Wähler wanderten zwar von der CSU zur AfD ab - die CSU selbst positionierte sich jedoch selbst so weit rechts, dass sie für viele Wähler womöglich doch noch eine Alternative zur AfD dargestellt hat. 

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Vor allem im Vergleich zu den ostdeutschen Bundesländern fehlt den Rechtspopulisten in Bayern ein nicht zu unterschätzendes Treibmittel: Häufig sind es Unzufriedenheit und Isolation, die zu Protestwählern führen und diese in die Arme der Parteien am rechten Rand treiben. Bayern geht es wirtschaftlich jedoch so gut wie keinem anderen Bundesland, die Menschen sind vergleichsweise wohlhabend und sorglos. 

Dazu kommt, dass speziell in Bayern für Konservative die Freien Wähler eine gemäßigte Alternative darstellen. So erklärt sich auch, warum im Vergleich zum ebenfalls wohlhabenden Baden-Württemberg die AfD in Bayern ein Drittel an Prozentpunkten weniger als im Nachbarland einfahren konnte. „Die sitzen seit zehn Jahren im Landtag“, erkannte auch Ebner-Steiner mit Hinblick auf den wahrscheinlichen Juniorpartner der neuen Regierungskoalition. „Sie binden unser bürgerliches Wählerpotenzial.“

„Hetze der Altparteien, vor allem CSU“

Ganz großen Anteil am etwas ernüchternden Ergebnis hätten natürlich vor allem die anderen gehabt - so die Lesart des Ergebnisses bei der AfD-Spitze in Bayern. Das Ergebnis habe „sicherlich an der Hetze der Altparteien gelegen, vor allem der CSU“, polterte Ebner-Steiner. „Da müssen wir das nächste Mal etwas präventiv eingreifen, dass wir keine offenen Flanken bieten können.“ 

Was genau damit gemeint sein könnte, ließ die Deggendorferin allerdings offen. Bedeuten könnte es etwa, dass die Partei mit ihren rechten Parolen womöglich ein wenig zu weit gegangen sein könnte. Womöglich muss man sich beim nächsten Wahlkampf jedoch auf eine noch schärfere Gangart der AfD einstellen. 

chp

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