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Am Herd mit Maiken Winter (ÖDP): Bauernpfanne zur Bienenrettung

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Von: Elke Robert

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Beim Essen zubereiten ließ sich Dr. Maiken Winter nicht helfen, bei der Vorbereitung aber schon – mit Redakteurin Elke Robert (oben rechts) ging es erst einmal zur Gemüse-Ernte auf den Sonnenacker, der nahe Winters Raistinger Wohnung liegt. © Gronau

Beim Essen lernt man die Menschen gut kennen, heißt es. Das haben wir uns zu Herzen genommen und die zwölf Direktkandidaten für die Landtagswahl aus dem Stimmkreis Weilheim eingeladen, für uns zu kochen. Heute: Dr. Maiken Winter (ÖDP).

Raisting – „Wir gehen zuerst aufs Feld und holen uns das Essen. Bitte entsprechende Schuhe anziehen.“ Nur wenige Meter von der Wohnung entfernt liegt der Abschnitt des Sonnenackers, der für Dr. Maiken Winter reserviert ist. Kartoffeln, Karotten, Zucchini, Paprika, Salat, Fenchel, Bohnen, Erbsen, Rote Beete und verschiedene Kräuter wachsen dort – nicht in Reih und Glied, aber als kunterbuntes Sortiment. Der Korb mit Gemüse fürs Abendessen ist rasch gefüllt, bloß die schwarzen Kartoffeln, eine ganz alte Sorte, verstecken sich hartnäckig. Paprika zum Beispiel dürfte nach Meinung ihrer Töchter – Annika (19) und Helena (17) – ruhig ganz vom Speiseplan verschwinden, „in dieser Hinsicht ist der Sonnenacker für mich eigentlich gar nicht so sinnvoll, sagt die 50-Jährige lachend.

Bei Landtagskandidatin Maiken Winter (ÖPD) gibt‘s: Bauernpfanne

Winter hat sich dafür entschieden, eine Bauernpfanne auf den Tisch zu bringen. Im wahrsten Sinne des Wortes naheliegend nicht nur der Acker und die Verwendung des Gemüses. Gleichzeitig passt das auch zum Artenvielfalt-Volksbegehren der ÖDP „Rettet die Bienen!“. Blüten gibt es selbst zur späten Jahreszeit noch genug auf dem Feld. Und auch die kleinbäuerliche Landwirtschaft wird unterstützt. „Und die habe ich in sehr klein auch auf meinem Acker.“

Winter ist eine der Beauftragten für das Volksbegehren. Sie hat viel Zeit investiert und hofft darauf, dass die Unterschriften ausreichen. Und dass sich der Aufwand bei der Wahl auszahlt. „Das Volksbegehren ist unglaublich teuer, es wäre schön, wenn wir jetzt mehr Stimmen bekommen würden“, so Winter, während sie die Kartoffeln und die Gelbe Rüben gründlich mit einer Bürste abschrubbt. „Wir sind die wirksamste Oppositionspartei“ zitiert sie die Worte eines ÖDP-Flyers.

Seit 2012 engagiert sich die Raistingerin in der Politik – zunächst bei den Grünen. Warum nicht mehr? Die Antwort kommt ohne das kleinste Zögern: „Die sind mir zu inkonsequent, gerade beim Klimaschutz. Der ist nicht verhandelbar, der wartet nicht.“ Und: Im Gegensatz zu den Grünen nehme man bei der ÖDP nur Spenden von Privatpersonen, nicht von Firmen. Winter empfiehlt die Recherche über „Lobbypedia“ – äußerst erhellend.

Landtagskandidatin Maiken Winter (ÖDP) zur AfD: „Wir bräuchten eine Art Notstandspartei“

Der Gedankenschritt von Grün zu Schwarz ist klein. „Wir hoffen darauf, dass wir eine Chance haben, weil die CSU gerade sehr unwählbar ist.“ Was aber die AfD betrifft, sollten sich alle anderen Parteien zusammentun: „Wir bräuchten eine Art Notstandspartei.“ Ganz nebenbei wird die hellbraune Schale der Kartoffeln grob geschält. Bei einigen bleibt nicht allzu viel übrig. Der Kartoffelkäfer war gefräßig, genau zu einer Zeit, in der Winter wegen einer Verletzung nicht laufen konnte. In lange Streifen geschnitten, wandert das Gemüse aufs Backblech. Ein großzügig bemessener Schuss Olivenöl darüber, Origano, Salz, Pfeffer, und rasch ab ins Rohr.

Volksbegehren und Wahlkampf gehen in die letzte Phase. Winter hadert mit sich, den nächsten Wahl-Infostand in Garmisch würde sie am liebsten schwänzen: Sie will zu einer Demo im Hambacher Forst, die Aktivisten unterstützen, Widerstand leisten gegen Kohleverbrennung und Klimabelastung. Genau das Thema von Dr. Maiken Winter als Klima- und Naturschützerin, Biologin, Aktivisten und natürlich Wissenschaftlerin. „Im Wahlkampf war ich überall, nur nicht in meinem Wahlkreis.“ Deshalb sollte sie unbedingt zum ÖDP-Stand. „Aber ich schiele nicht kleinäugig auf die Kandidatur, der Hambacher Forst ist wichtiger“, hat sie sich eigentlich schon entschieden.

Die ersten verführerischen Kräuterdüfte ziehen durch die Wohnung, zum bereits angerösteten Gemüse kommen frischer Zitronensaft und Fetakäse hinzu, „das einzige, was nicht in meinem Garten wächst“. Auch wenn sich die Raistingerin fast ausschließlich vegetarisch ernährt, isst sie bei Gelegenheit mal ein Stück (Bio-)Fleisch. „Alle zwei Wochen ist das schon in Ordnung. Ich bin Biologin. Der Mensch ist ein Allesfresser.“ An die Mengen und Massen, die derzeit am Oktoberfest verzehrt werden, mag sie aber lieber nicht denken.

Landtagskandidatin Maiken Winter (ÖDP) ist seit kurzem Lehrerin

Eine helfende Hand auch bei der Zubereitung des Salates lehnt Dr. Maiken Winter ab, aber alles geht zügig. Zeit ist ein kostbares Gut – die dann im Sessel der Dachgeschosswohnung genossen wird. Notfalls kann man dort auch mal ein Schulbuch aufschlagen. Mit zweiwöchiger Verspätung hat die 50-Jährige am Montag ihren neuen Job angetreten: als Lehrerin. Sie unterrichtet Englisch und PCB an der Montessori-Schule in Peißenberg. In dem Kombifach Physik, Chemie, Bio ist die promovierte Biologin zuhause. Englisch fällt ihr ebenso leicht, schließlich lebte Winter 14 Jahre lang in den USA.

Jetzt ist Endspurt. Zeit für sich selbst? Fehlanzeige. In Raisting hingen bis Anfang der Woche gerade mal drei Plakate von Dr. Maiken Winter. „Ich habe für alle plakatiert, meine eigenen liegen noch in der Garage.“

Die Landtagskandidaten für den Stimmkreis Weilheim im Porträt:

Carsten Pfuhl (Piratenpartei)

Heiner Putzier (MUT)

Harald Kühn (CSU)

Dominik Streit (SPD)

Andreas Krahl (Grüne)

Martin Zeil (FDP)

Susann Enders (Freie Wähler)

Maike Seewald (V-Partei³)

Regina Schropp (Bayernpartei)

Rolf Podlewski (Die Linke)

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