Laschet, der dem mit rund 122.600 Mitgliedern größten CDU-Landesverband seit 2012 vorsteht, hatte zuletzt 2018 mit 96,3 Prozent Zustimmung sein bestes Ergebnis geliefert. Seine öffentliche Unterstützung dürfte Wüst Rückenwind geben.
Für den 46-Jährigen geht es bereits am Sonntag weiter mit einer zweitägigen Klausurtagung der CDU-Landtagsfraktion in Kamp-Lintfort. Dort wird die Partei wohl eine Sondersitzung zur Wahl des neuen Ministerpräsidenten für den darauffolgenden Mittwoch stellen. Ab 27. Oktober könnte Wüst also offiziell das Zepter in der Hand halten.
Der Landtag bereitet sich bereits auf einen bedeutenden Tag vor. Wahrscheinlich wird die Abstimmung der einzige Tagesordnungspunkt sein. Doch ob ein einziger Wahlgang genügt, ist eben aufgrund der knappen Mehrheitsverhältnisse keinesfalls sicher. Erschwerend kommt hinzu, dass mögliche krankheitsbedingte Ausfälle im Regierungslager nicht durch mögliche Enthaltungen in der Opposition ausgeglichen werden können.
Es wäre also keine Überraschung, müsste zweimal abgestimmt werden. Der Landtag nachsitzen. In diesem Fall würde die Hürde laut eines Landtagssprechers sinken. Denn steht im zweiten Durchgang nur eine Person zur Wahl, braucht es nur eine Ja-Stimme mehr, als Nein-Stimmen gezählt werden. Schickt aber auch die Opposition einen Bewerber ins Rennen, genügt die einfache Mehrheit.
Hier dürfte Wüst entgegenkommen, dass ein gemeinsames Bündnis aus SPD, Grünen und AfD kaum zu erwarten ist. Sollte sich etwa ein Sozialdemokrat mit den Stimmen der 13 Abgeordneten zählenden Rechtspopulisten wählen lassen, wäre der Aufschrei bundesweit immens. Ganz nebenbei wäre das Ende einer Mitte-Rechts-Regierung zugunsten eines Mitte-Links-Bündnisses für die AfD sowieso keine lohnenswerte Alternative.
Somit sollte Wüst eigentlich keinerlei Konkurrenz drohen. Die Stimme von Laschet hat er ohnehin in der Tasche. Der scheidende Ministerpräsident will als Landtagsabgeordneter wählen - quasi ein letzter Dienst für die NRW-CDU. Bevor er sich dann ganz der angeschlagenen Bundes-CDU widmet. Die verlangt aktuell schließlich alle Aufmerksamkeit. (mg)