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Gesundheitsminister-Kandidaten: Lauterbachs Traum könnte platzen - das hat drei Gründe

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Von: Sebastian Horsch

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Die Besetzung diverser Ministerien in der künftigen Bundesregierung steht offenbar. Doch beim Gesundheitsministerium kann das noch etwas dauern. Aus Gründen.

München/Berlin - Die Frage nach dem Gesundheitsministerium* beantwortet Olaf Scholz in der ihm eigenen Art, mehrere Sätze auszusprechen, ohne auch nur das Geringste zu sagen. Die Entscheidung, wer das Ressort übernehme, werde die SPD gut vorbereiten, und am Ende werde die Reporterin „eine gute Lösung sehen“. Aha. Übersetzt dürfte das heißen: Wir wissen noch nicht, wem wir das ans Bein binden.

Denn während es für andere Ministerien (Finanzen, Verkehr)* gleich mehrere heiße Kandidaten gab, tat sich in den vergangenen Wochen immer wieder die Frage auf, welcher Ampel-Politiker eigentlich das Erbe von Jens Spahn (CDU) antreten soll. Dabei könnte man meinen, mitten in einer Pandemie wäre gerade das Gesundheitsressort* ein hart umkämpftes Schlüsselressort.

Lauterbach? Gesundheitsministerium dürfte an Einfluss gewonnen haben

Tests, Impfungen, mögliche neue Medikamente - hier werden die Waffen gegen das Virus geschmiedet. Zudem hat das Haus seit 2020 an Einfluss gewonnen. Und auch in Zukunft dürfte der Stellenwert größer sein als vor Corona. Schließlich geht es auch darum, sich gegen künftige Epidemien zu wappnen.

Doch gleichzeitig gilt das Ressort schon lange auch als Haifischbecken. Zu undurchsichtig sind die verschlungenen Pfade des Gesundheitswesens, wo an jeder Stelle unerwartet ein Skandal hochploppen kann, der den Minister oder die Ministerin mit nach unten zieht. Zu mächtig sind die lobbystarken Akteure - Ärzte, Krankenhäuser, Kassen -, mit denen man es zu tun kriegt und die sich obendrein noch selbst verwalten.

Auch Branchen-Kenner Spahn stolperte in der Corona-Krise

Zwar dient gerade der noch geschäftsführende Minister Spahn als gutes Beispiel, wie man sich als Politiker auch in diesem Umfeld behauptet. Doch Spahn kam als ausgewiesener Branchen-Kenner ins Amt - als Corona dann die Spielregeln durcheinanderwürfelte, stolperte auch er über verschlafene Impfbestellungen und zu früh versprochene Bürgertests.

Wer in der vorderen Reihe der Grünen noch Interesse gehabt haben mag, dürfte spätestens von Spahns Scheitern abgeschreckt worden sein. In der FDP* wollte das Ressort ohnehin niemand, nachdem es während der letzten Regierungsbeteiligung (2009 bis 2013) gleich für zwei liberale Minister (erst Philipp Rösler, dann Daniel Bahr) nicht gerade ein Karrieresprungbrett war. Bleibt die SPD*, die das Haus nun auch bekommen hat. Doch offen ist weiter die Frage: Wer macht’s?

Lauterbach gewinnt viele Fans - gerade unter Befürwortern einer vorsichtigen Corona-Politik

Fragt man das soziale Netzwerk Twitter, erhält man eine klarere Antwort als von Scholz. Unter dem Hashtag #wirwollenkarl wird hier seit Wochen für den SPD-Mann Karl Lauterbach* geworben, der selbst ein eifriger Twitterer und vielleicht noch eifriger Talkshow-Gast ist. Der Epidemiologe hat sich seit 2020 vom Nischenpolitiker zu einem der gefragtesten Pandemie-Erklärer des Landes gemausert.

Gerade unter den Vertretern eines vorsichtigen Corona-Kurses hat er viele Unterstützer. Nur: In der SPD hat Lauterbach nicht so viele Fans. Er gilt in der eigenen Partei als eigensinniger Typ, mit dem es sich schwer arbeiten lässt. Auch beim Koalitionspartner FDP ist er nicht sehr beliebt. Und dass er obendrein ein Mann ist, erhöht seine Chancen nicht.

Karl Lauterbach sitzt auf einem blauen Sessel und hat die Arme auf das Pult gelegt, die Hände wie zum Gebet gefaltet
In der Bevölkerung offenbar beliebter als in der eigenen Partei: Karl Lauterbach könnte neuer Gesundheitsminister werden. © Kay Nietfeld/dpa

Bas fällt als Bundestagspräsidentin raus - Scholz spielt wohl auf Zeit

Bessere Karten hätte Bärbel Bas - ebenfalls ausgewiesene Gesundheitsexpertin. Da sie aber seit Kurzem Bundestagspräsidentin ist, ist sie aus dem Rennen. So könnte die Wahl am Ende auf die sächsische Gesundheitsministerin Petra Köpping fallen. Auch die bisherige Umweltministerin Svenja Schulze wird genannt. Eine Variante wäre auch die gesundheitspolitische Sprecherin Sabine Dittmar*.

Karl Lauterbach* hatte in den vergangenen Monaten immer wieder betont, sich das Ressort zuzutrauen. Bei „RTL Direkt“ sagte er nun: „Ich bin seit langer Zeit in diesem Bereich tätig, also wäre es eine Überraschung, wenn ich das grundsätzlich nicht machen wollte. Aber es gibt andere, die das können, es geht hier nicht um mich.“

Klar ist wohl: Bis die Entscheidung fällt, wird es noch etwas dauern. Scholz will die Bestätigung des Koalitionsvertrags durch seine Partei abwarten. (Sebastian Horsch) *Merkur.de ist ein Angebot von IPPEN.MEDIA

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