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Leopard-Wirrwarr immer größer: Deutschland will von der Schweiz alte Panzer zurückkaufen

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Von: Patrick Mayer

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Ein Leopard-2-Kampfpanzer aus den 1980er Jahren. Um solch ältere Modelle soll es bei dem Gesuch aus Deutschland gehen.
Ein Leopard-2-Kampfpanzer aus den 1980er Jahren. Um solch ältere Modelle soll es bei dem Gesuch aus Deutschland gehen. © IMAGO / Sven Simon

Deutschland will offenbar Kampfpanzer vom Typ Leopard-2 von der Schweiz zurückkaufen. Die Schweizer Armee protestiert entschieden.

München/Bern - Weil Moskaus Machthaber Wladimir Putin meint, mitten in Europa Krieg führen zu müssen, sind sie begehrt wie nie: deutsche Leopard-Kampfpanzer. Eifrig wird innerhalb des Nato-Bündnisses diskutiert, wer Kiew zur Verteidigung gegen die russische Aggression wie viele Exemplare überlassen will. Oder kann.

Leopard-2-Kampfpanzer: Deutschland möchte Exemplare von der Schweiz zurückkaufen

Zuletzt machte Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD), der die Verteidigungsfähigkeit der Bundeswehr infrage stellt, Druck auf die internationalen Partner. Jetzt will Deutschland selbst von der Schweiz Leopard-2-Kampfpanzer aus den 1980er Jahren zurückkaufen. Ein entsprechendes Gesuch ging an das Verteidigungsministerium in Bern, wie dessen Sprecher Renato Kalbermatten an diesem Freitag (3. März) bestätigte. Zuerst hatte die Tageszeitung Blick darüber berichtet.

Die Schweizer Armee hat laut Nachrichtenportal t-online 230 Leopard-2-Panzer, von diesen seien 96 stillgelegt. Sie seien aber nicht „außer Dienst“ gestellt, erklärte Kalbermatten demnach. Nach Schweizer Recht könne nur außer Dienst gestelltes Material verkauft werden, schilderte der Sprecher. Ob Material außer Dienst gestellt wird, darüber entscheide letztlich das Parlament.

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„Es wäre aus Sicht der Armee grundsätzlich möglich, abzüglich des Bedarfs für die Vollausrüstung der sechs mechanisierten Bataillone, auf eine beschränkte Anzahl von Kampfpanzern zu verzichten“, hieß es vom Ministerium aus Bern. Voraussetzung sei, dass das Parlament sie außer Dienst stelle. Protest gegen solch einen Plan gibt es wohl aus der Schweizer Armee. „Wir haben schon heute nicht genug Fahrzeuge“, erklärte der Präsident der Offiziersgesellschaft der Panzertruppen, Erich Muff, dem Blick.

Unklar ist, in welchem Zustand die angefragten Panzer sind. Ob sie eine Kampfwertsteigerung erfahren haben, und wenn ja, welche. Die älteren Leopard-2-Modelle aus den 1980er Jahren haben in ihrer Ursprungsversion zum Beispiel keine Mehrfach-Wurfanlage für Nebel-Körper und keine Wärmebildkamera für das Hauptzielfernrohr. Deutschland liefert der Ukraine derzeit 18 moderne Versionen vom Typ Leopard 2A6, in den kommenden Monaten sollen Dutzende Leopard-1-Panzer aus Beständen der deutschen Industrie hinzukommen.

Waffen für die Ukraine? In der Schweiz wird heftig debattiert

In der Schweiz wird derweil heftig über eine Beteiligung an Waffenlieferungen im Zusammenhang mit dem russischen Angriffskrieg auf die Ukraine gestritten. Die sicherheitspolitische Kommission des Ständerats, der zweiten Kammer des Schweizer Parlaments, hatte sich zuletzt dafür ausgesprochen, zumindest indirekte Waffenlieferungen zu ermöglichen. Ein Land, das Waffen in der Schweiz gekauft, soll diese weiterverkaufen oder -geben dürfen.

Schweizer Rüstungskonzerne fordern dagegen sogar eine Lockerung der Regeln für direkte Waffenexporte, um in Länder exportieren zu dürfen, die gegenwärtig in bewaffnete Konflikte verwickelt sind. Vom Ukraine-Krieg war dabei nicht unmittelbar die Rede, ein Zusammenhang gilt aber als wahrscheinlich. Zuletzt hatten mit Deutschland und Dänemark zwei große Unterstützer der Ukraine den Druck auf Bern erheblich erhöht, die Freigabe für Schweizer Munition von für vom Westen gelieferte Waffensysteme zu erteilen. Unter anderem ging es dabei um Munition für den Flak-Panzer Gepard.

Es wäre aus Sicht der Armee grundsätzlich möglich (...) auf eine beschränkte Anzahl von Kampfpanzern zu verzichten.

Schweizer Verteidigungsministerium

Die Bundesrepublik hatte der ukrainischen Armee zur Verteidigung gegen tieffliegende Kampfflugzeuge und Hubschrauber 30 Gepard-Panzer übergeben - laut Website der Bundesregierung inklusive zirka 6000 Schuss. Vorgesehen waren dem Vernehmen nach aber viel mehr Schuss Munition. Doch die Schweiz, wo die speziellen Patronen angefertigt werden, erlaubte die Ausfuhr nicht.

Wegen Panzer-Lieferungen an die Ukraine: Deutschland will von der Schweiz Panzer zurück

Ferner untersagte Bern Berlin offenbar, den ukrainischen Streitkräften weitere 12.400 Schuss Munition aus eigenen Beständen zu liefern. Jetzt will Deutschland offenbar selbst Leopard-2-Kampfpanzer zurück - die Verhandlungen darüber dürften knifflig werden. (pm)

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