Wird der Leopard zu leichten Beute? Russische Rakete soll Schwachstelle des deutschen Panzers ausnutzen

Deutschland und seine Nato-Partner liefern der Ukraine den Leopard 2. Doch: Russland hat ein Raketensystem, das dem Kampfpanzer gefährlich werden kann.
München/Bachmut - Boris Pistorius (SPD) hat ihn sich genau angeschaut: den Kampfpanzer „Leopard 2 A6“. Der Bundesverteidigungsminister war am Mittwochnachmittag (1. Februar) in der Feldmarschall-Rommel-Kaserne in Augustdorf in Nordrhein-Westfalen, der Heimat des Panzerbataillons 203.
Kampfpanzer Leopard 2 A6: Deutschland liefert der Ukraine 14 Exemplare
Bei einer Gefechtssimulation demonstrierten Bundeswehr-Soldaten dem Minister unter anderem die Nebelwerfer des Kampfpanzers, die den 60-Tonnen-Koloss vor Beschuss feindlicher Truppen schützen sollen. Was auf dem Truppenübungsplatz nur nachgestellt wurde, dürfte im Ukraine-Krieg bald harte Realität werden.
Deutschland liefert Kiew als Unterstützung zur Verteidigung gegen die russische Invasion 14 solcher „Leopard“-Panzer. In einer Koalition mit anderen Nato-Partnern sollen es 90 „Leos“ sein, die in den kommenden Wochen an die ukrainischen Streitkräfte übergeben werden. Doch: Ist der „Leopard“ wirklich so überlegen? Ist er durch seine Verbundpanzerung fast unverwundbar?
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Zwar haben die „Leos“ mit bis zu 4000 Metern eine höhere Schuss-Reichweite als der alte russische „T-72“-Panzer. Und die nicht ganz so alten russischen „T-80“ haben den Schwachpunkt, dass sie wegen der heißen Abgase ihrer Gasturbine für Wärmebildkameras - wie sie der „Leopard“ besitzt - auch auf größere Entfernung erkennbar sind.
Kampfpanzer Leopard 2 A6: Kornet-Raketensysteme als Gefahr im Ukraine-Krieg?
Der russische Rüstungshersteller „Rostec“ behauptet dagegen, dass Russland schon lange eine Panzerabwehrlenkwaffe habe, die dem Kampfpanzer gefährlich wird. So erklärte das Unternehmen laut staatlicher Nachrichtenagentur TASS, „dass deutsche Leopard-2-Panzer, die einige Nato-Staaten der Ukraine liefern wollen, leicht durch Kornet-Panzerabwehr-Raketensysteme zerstört werden können“.
Leopard-Kampfpanzer 2 A6: Besatzung, Leistung, Gewicht und Bewaffnung
Indienststellung: ab 7. März 2001 bei der Bundeswehr | Besatzung: 4 Soldaten - Kommandant, Fahrer, Richtschütze und Ladeschütze |
Leistung: 1500 PS | Höchstgeschwindigkeit: 68 km/h |
Gewicht: 60 Tonnen | Verbrauch: 5 Liter Kraftstoff auf einen Kilometer |
Bewaffnung: 120-mm-Glattrohrkanone, Laserentfernungsmesser und Wärmebildgerät, Turmzielfernrohr, Maschinengewehr MG3 (51 mm) | Munition: KE-Wuchtgeschosse (kinetische Energie beim Aufprall); MZ Munition (panzerbrechende Mehrzweckgranate mit Hohlladungs- und Splitterwirkung) |
Kampfentfernung: bis 4000 Meter | Trefferwahrscheinlichkeit: bis zu 90 % |
Bestand Bundeswehr: 290 Stück | Einsatzbereit: 90 Stück (14 gehen an die Ukraine, 8 sind in Litauen an der Nato-Ostflanke stationiert) |
Quellen: „heute journal“ des ZDF, Sendung vom 1. Februar 2023; youtube.com/@Bundeswehr
Kampferfahrungen hätten gezeigt, dass selbst veraltete tragbare Panzerabwehr-Raketensysteme diese Panzer ausschalten könnten, erklärte das Unternehmen laut Nachrichtenportal The Eurasien Times, das sich auf den TASS-Bericht beruft. Zur Einordnung: Die Panzerabwehrwaffe „9K135 Kornet“ wurde ab 1988 kurz vor dem Zusammenbruch der Sowjetunion zur Bekämpfung von Panzern wie des „Leopard 2“ oder des amerikanischen „M1 Abrams“ konzipiert. Die Indienststellung erfolgte 1994, im Rahmen der Russischen Föderation.
Kornet-Panzerabwehrlenkwaffe: Auf „GAZ-2975 Tigr“ der russischen Armee installiert
Zum Beispiel die Geländefahrzeuge „GAZ-2975 Tigr“ der russischen Armee können dieses Waffensystem auf dem Dach tragen. Es kann aber auch von einzelnen Soldaten auf einer Art Stativ abgefeuert werden. Der Standardgefechtskopf aus einer Tandemhohlladung kann angeblich auch dicken Panzerstahl durchdringen, was westliche Experten so nie bestätigten.
Die deutschen Panzer werden sicherlich von 125-mm-Mango-Granaten ausgeschaltet, unabhängig vom Winkel ihrer Treffer.
Laut einem Bericht der liberalen österreichischen Tageszeitung Die Presse war eine schwere russische Panzerabwehrrakete „Kornet“ (Kaliber 152 mm) Ende 2015 jedoch nicht in der Lage, im Nordirak einen kampfwertgesteigerten türkischen „M60T“ zu knacken, der auf einen im Kalten Krieg entwickelten Panzer der USA zurückgeht. Die Presse veröffentlichte dazu ein Foto des angeblich durch die Terrormiliz Islamischen Staat (IS) beschossenen Panzers. Dieser wurde demnach an der Seite stark beschädigt, aber das Militärfahrzeug explodierte nicht und fing auch kein Feuer. Verifizieren lässt sich das nicht unabhängig. Ein Video, das den angeblich wirkungslosen Einschlag der Rakete zeigen soll, ist im Internet nicht mehr abrufbar.
Laut „Rostec“ ist die „Kornet“ indes nicht die einzige Rakete, die den „Leopard“ zerstören kann. Auch panzerbrechende 125-mm-Granaten vom Typ „Mango“ sowie luftgestützte „Vikhr“- und „Ataka“-Raketen seien dazu in der Lage, berichtet TASS.

Leopard-2-Kampfpanzer für die Ukraine: Leichte Beute der russischen Armee?
In der Begründung heißt es: Die „Leoparden“ hätten keine explosive reaktive Panzerung wie russische Panzer, was sie für die Raketen anfällig mache, die von russischen Kampfflugzeugen eingesetzt würden.
„Die deutschen Panzer werden sicherlich von 125-mm-Mango-Granaten ausgeschaltet, unabhängig vom Winkel ihrer Treffer. Ein Panzer wird zerstört, wenn ein Projektil seine Front- oder Seitenpanzerung trifft“, erklärte „Rostec“. Unabhängig überprüfen lässt sich auch das nicht. Sicher ist dagegen wohl: Die Lieferung der „Leopard“-Kampfpanzer erhält auch in Moskau große Aufmerksamkeit. (pm)