Bericht schürt Sorge: Planen Wagner-Verbündete hinter Putins Rücken einen Angriff gen Nato?
Die Wagner-Gruppe ist im Ukraine-Krieg in aller Munde. Nun könnten sich weitere russische Paramilitärs in den Vordergrund drängen. Sie haben es offenbar auf die Nato abgesehen.
München - Ist der Ukraine-Krieg nur der Anfang? Ein Bericht des Guardian lässt zumindest befürchten, dass sich der Konflikt im Osten Europas zu einem globalen Brandherd ausweiten könnte. Der britischen Zeitung zufolge hat eine dem Kreml nahestehende paramilitärische Neonazi-Gruppe ihre Mitglieder aufgefordert, Informationen über die Grenz- und Militäraktivitäten in den baltischen Staaten zu übermitteln.
Da Estland, Lettland und Litauen der Nato angehören, könnte ein Angriff auf eines dieser Länder die Ausrufung des Bündnisfalles zur Folge haben. Bei der genannten Gruppe handelt es sich um die „Task Force Rusitsch“, die zum Netzwerk der weitaus bekannteren und gefürchteten Wagner-Gruppe von Unternehmer Jewgeni Prigoschin gezählt wird.

Dem Artikel zufolge sprechen anonyme Quellen von einem „außergewöhnlichen“ Schritt. Zugleich spekulieren die Informanten des Guardian, es handele sich um ein Zeichen, wie enttäuscht die Paramilitärs vom Kreml und speziell vom Kriegsverlauf und Niederlagen in der Ukraine sind.
Ukraine-Krieg und Putin: Verliert Kreml-Chef an Einfluss auf rechtsextreme Paramilitär-Gruppen?
Auch das immer offensivere Auftreten Prigoschins wurde zuletzt dahingehend interpretiert, der mächtige Vertraute von Wladimir Putin könne angesichts der Rückschläge der russischen Truppen mehr und mehr das Kommando an sich reißen wollen. Seine Einheiten führen bereits die Offensive auf die derzeit besonders umkämpfte Stadt Bachmut in der Region Donezk.
Die Entwicklungen wecken unter Beobachtern offenbar zunehmend Befürchtungen, Putin könnte die Kontrolle über die rechtsextremen Paramilitär-Gruppen verlieren, die an der Seite der offiziellen russischen Truppen an der Einnahme oder mittlerweile viel mehr Zerstörung der Ukraine arbeiten. Die Methoden dieser Gruppen könnten zur Eskalation führen und letztlich auch eine Provokation der Nato zur Folge haben.
Paramilitärs im Ukraine-Krieg: Wagner & Co. offenbar in hohem Maße autonom aktiv
Laut den Quellen ist es unrealistisch, dass der Kreml in das aktuelle Vorgehen Rusitschs involviert ist. Denn Moskau sei dank seiner Spionagesysteme zweifellos bereits im Besitz der offenbar nun abgefragten Informationen. Eine Guardian-Quelle habe betont, die wichtigste Frage laute: „Wie viel Kontrolle hat der Kreml wirklich noch?“
Es gebe bereits Hinweise darauf, dass einige paramilitärische Gruppen wie Wagner in beträchtlicher Weise autonom agieren würden und sie in gleichem Maße Zugang zu Putin haben wie offizielle Regierungsvertreter. Es seien Interaktionen Rusitschs mit Prigoschins Lager dokumentiert worden. Unklar sei aber, inwiefern die Gruppe unter strategischer Aufsicht von Wagner oder sogar dem russischen Verteidigungsministerium operiere.
Während Russlands Ex-Präsident Medwedew dem Westen mit den „massivsten Vernichtungswaffen“ droht und unter Putins Beratern ein Personalrochade erfolgen könnte, soll Rusitsch sich selbst als Sabotage- und Aufklärungseinheit etablieren wollen. Die Crowdfunding-Aktionen würden aber darauf hindeuten, dass die Gruppe nicht durch logistische Operationen der Russen unterstützt wird.
Rusitsch im Ukraine-Krieg: Rechtsextreme Paramilitärs aufgrund ihrer Brutalität bekannt
Am vergangenen Mittwoch habe die Gruppe über den eigenen Telegram-Kanal um Informationen über die Militäreinheiten im Baltikum sowie deren Patrouillenbewegungen, die Standorte der Grenzposten, die Überwachungssysteme und die Fahrzeuge gebeten. Zudem habe sie sich über Sicherheitseinrichtungen sowie die Koordinaten von Treibstoffdepots und Sicherheitssystemen in Grenzgebieten informieren wollen.
Rusitsch-Kämpfer seien über Geheimdienste in den Regionen Donbas, Charkiw und in Cherson ausfindig gemacht worden. In Syrien und auch bei Kämpfen auf der Krim 2014 hätten sie sich aufgrund ihrer Brutalität einen Namen gemacht. (mg)