Kreml-Provokation? Russische Kampfjets nähern sich Nato-Marineverband bis auf 73 Meter

Gefährlicher Zwischenfall auf der Ostsee: Zwei russische Kampfjets haben sich einem Nato-Marineverband bis auf wenige Meter genähert und auf Kontaktversuche nicht reagiert.
Northwood/Brüssel - Zuerst Bombeneinschläge in Polen im Ukraine-Konflikt, nun das: Zwei russische Kampfjets haben sich nach Angaben der Nato in einem gefährlichen Manöver auf der Ostsee operierenden Schiffen des Nordatlantik-Bündnisses genähert - und zwar unter hundert Meter.
Russische Kampfjets fliegen in nur 91 Metern Höhe knapp an Nato-Schiffen vorbei
Wie es von der Nato heißt, seien die Flugzeuge bei dem Vorfall am Donnerstag in nur etwa 73 Metern Entfernung an dem Marineverband SNMG1 vorbeigeflogen, teilte das zuständige Nato-Hauptquartier in Northwood bei London mit. Die Flughöhe habe dabei lediglich 300 Fuß betragen, was in etwa 91 Metern entspricht. Auf Kontaktversuche sei von den Piloten aus Russland nicht reagiert worden.
Eine Sprecherin erklärte auf Nachfrage der Deutschen Presse-Agentur am Samstag, dass es sich bei den Flugzeugen um zweisitzige taktische Bomber vom Typ SU-24 gehandelt habe, die den Nato-Codenamen „Fencer“ (deutsch: Fechter) tragen. Demnach alarmierten Alliierte die schnelle Einsatzbereitschaft ihrer Luftwaffe. Diese trat auch in Aktion: Nato-Flugzeuge hätten die Russen dann so lange verfolgt, bis sie das Gebiet wieder verlassen hätten. Der Marineverband SNMG1 sei weniger als 50 Kilometer vor der polnischen Hafenstadt Danzig (Gdansk) unterwegs gewesen.
Russische Flugzeuge von Feuerleitradar erfasst?
Unklar ist, wie die Besatzung der Schiffe auf die Annäherung der Flugzeuge reagierte und welche Einheiten beteiligt waren. Denkbar wäre etwa, dass die Kampfflugzeuge zwischenzeitlich sogar von einem Feuerleitradar erfasst wurden, um sie im Notfall abschießen zu können. Wie die Sprecherin mitteilte, seien die russischen Flugzeuge seien vermutlich nicht mit Raketen bewaffnet gewesen.
Das Gebiet ist derzeit besonders riskant zu befliegen, weil es nach Nato-Angaben als Gefahrenzone gilt und derzeit für Flugabwehrübungen des Bündnisses genutzt wird. Die Annäherung sei deswegen als „unsicher und unprofessionell“ einzustufen und habe das Risiko von Fehlkalkulationen, Fehlern und Unfällen erhöht, hieß es aus dem Hauptquartier. (cg mit dpa)
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