Mandelas Zustand weiter kritisch

Johannesburg - Nelson Mandela geht es schlecht. Seit Tagen ist sein Zustand nach Angaben der südafrikanischen Regierung kritisch. Nach einem Besuch am Krankenbett sagt Präsident Zuma eine geplante Auslandsreise ab.
Südafrika bangt weiter um den schwer kranken Nelson Mandela. Der Gesundheitszustand des 94-Jährigen sei nach wie vor kritisch, aber stabil, teilte das Büro des südafrikanischen Präsidenten Jacob Zuma am Donnerstag mit. Dem Anti-Apartheid-Führer gehe es aber „viel besser“ als am Abend zuvor. Mandelas Tochter Makaziwe erklärte, ihr Vater könne immer noch seine Augen öffnen und reagiere auch auf Berührungen, aber es könne jetzt alles sehr schnell gehen.
Ihre Familie werde mit dem 94-Jährigen warten, bis es Zeit sei zu gehen, sagte die Tochter in einem Interview mit dem südafrikanischen Fernsehensender SABC. Mandelas Enkelin Ndileka erklärte nach einem Besuch beim südafrikanischen Ex-Präsidenten im Krankenhaus, für die Familie sei die derzeitige Situation auch deshalb so schwierig, weil sie vor den Augen der Öffentlichkeit damit umgehen müsste.
US-Präsident Barack Obama würdigte den kranken Mandela während seiner Afrikareise als große Inspiration. Aber nicht nur für ihn sei Mandela ein persönlicher Held, er sei auch ein „Held für die Welt“. Durch seine Inhaftierung und seinen anschließenden Aufstieg zu einer Ikone der Versöhnung habe Mandela gezeigt, was möglich sei, wenn „rechtschaffene Menschen, Menschen guten Willens für ein größeres Ziel zusammenarbeiten“, sagte Obama am Donnerstag bei einer Pressekonferenz in Senegal. Am Freitag wurde der US-Präsident in Südafrika erwartet.
Die Menschen dort nahmen derweil einmal mehr in bewegenden Gesten Anteil am Schicksal ihres Nationalhelden: Vor dem Krankenhaus, in dem Mandela behandelt wird, versammelten sich Mitglieder eines Chors der Heilsarmee, um für den Schwerkranken zu singen und zu beten. Weitere Bürger legten am Donnerstag Blumen und ermutigende Grußbotschaften für den Friedensnobelpreisträger vor den Stufen der Klinik nieder.
Aus Sorge um Mandela hatte Staatschef Zuma einen Staatsbesuch in Mosambik abgesagt. Er besuchte den Friedensnobelpreisträger am Mittwochabend und dann ein weiteres Mal am Donnerstag. Danach erklärte er, Mandelas Gesundheitszustand habe sich über Nacht deutlich verbessert, sei aber immer noch kritisch.
Medienberichten zufolge ist Mandela an Lebenserhaltungssysteme angeschlossen. Ein Sprecher Zumas wollte das mit Verweis auf die ärztliche Schweigepflicht und die Privatsphäre Mandelas jedoch nicht kommentieren.
Mandela, der erste schwarze südafrikanische Präsident nach dem Ende der Apartheid 1994, war am 8. Juni ins Krankenhaus eingeliefert worden. Er litt in der Vergangenheit immer wieder an schweren Atemwegsproblemen, weil er während der 27 Jahre, die er unter dem Apartheid-Regime im Gefängnis verbracht hatte, an Tuberkulose erkrankt war.
dpa