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„Fake-Behauptungen“ der AfD: Klimaforscher Latif explodiert bei „Lanz“

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Die Klimapolitik der AfD steht im krassen Gegensatz zum Forschungsstand. Markus Lanz fragt Steffen Kotre, warum seine Partei diesen Weg geht.

Hamburg – Zum Auftakt in eine lebhafte Klimadiskussion zeigt Markus Lanz zunächst auf, wie viele Länder in diesem Jahr bereits im Mai mit einer Dürre zu kämpfen haben. Er fragt Mojib Latif anschließend, wie viel Sorge die gezeigten Bilder in ihm auslösten. Der Klimaforscher zeigt sich überaus beunruhigt, weil die Ereignisse gehäufter und intensiver auftreten würden. Diese Entwicklung sei in seinen Augen die Folge der „menschlichen Aktivitäten“.

Latif hebt gleichzeitig hervor, dass ihn dieser Trend nicht überrasche, da die Wissenschaft, die den Anstieg der Treibhausgase beobachtet, entsprechende Prognosen getätigt hatte. Der Experte warnt mit Blick auf diese Voraussagen vor dem Entstehen einer „Klima-Nische“. Bis zum Ende des Jahrhunderts könnte laut Latif eine Wohlfühlzone entstanden sein, in der das Klima noch erträglich ist. In den anderen Gebieten würde es hingegen zu großen Fluchtbewegungen kommen.

„Markus Lanz“ – das waren seine Gäste am 25. Mai

Da die Menschen die drohende Gefahr seiner Meinung nach noch nicht vollends erkannt haben, zählt Latif im TV-Talk „Markus Lanz“ danach ein paar Fakten auf, um die aktuelle Situation einzuordnen. So habe sich die Erde beispielsweise von der Eiszeit (vor 10.000 Jahren) bis zur Industrialisierung um knapp 4 Grad erwärmt. Die gleiche Erwärmung zeichnete sich allerdings auch in den letzten 100 Jahren ab.

Latif hofft, dass dieser Trend in naher Zukunft gestoppt werden könne und baut dabei offensichtlich auf die Vorbildfunktion Deutschlands. Der Ozeanograf erklärt, dass unser Land den Rest der Welt in Bezug auf den Einsatz erneuerbarer Energien maßgeblich beeinflussen könnte. Eine positive Entwicklung sei immerhin schon in den USA und China erkennbar.

Prof. Mojib Latif (l., Klimaforscher) äußert er sich bei „Markus Lanz“ zu den neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen zu den Ursachen und Folgen des Klimawandels. Steffen Kotré (r., AfD) erläutert er seine Zweifel am menschlichen Einfluss auf die Klimaveränderung.
Prof. Mojib Latif (l., Klimaforscher) äußert er sich bei „Markus Lanz“ zu den neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen zu den Ursachen und Folgen des Klimawandels. Steffen Kotré (r., AfD) erläutert er seine Zweifel am menschlichen Einfluss auf die Klimaveränderung. © Cornelia Lehmann/ZDF

„Markus Lanz“: AfD-Politiker zweifelt menschengemachten Klimawandel an

Für Latif besteht indes kein Zweifel daran, dass der Klimawandel menschengemacht ist und dass dies der allgemeine Konsens ist. Andernfalls hätte sein Doktorvater vor zwei Jahren für diese Erkenntnis nicht den Physik-Nobelpreis erhalten.

Steffen Kotre widerspricht dennoch. Nach seiner Kenntnis hätten sich mehrere namhafte Wissenschaftler von dieser These abgewandt. Als Lanz nachbohrt, kann der AfD-Politiker jedoch keine konkreten Namen nennen.

Dessen ungeachtet beteuert Kotre, dass Klimaveränderungen „nichts Neues“ seien und verweist auf Veränderungen während der Eiszeit und während des Mittelalters. „Was wir jetzt erleben, ist neu“, hält Latif dagegen. Heutzutage spräche die Wissenschaft von einer globalen Entwicklung, die es in der Vergangenheit so nicht gab.

Klimaexperte platzt bei „Markus Lanz“ der Kragen

Kotre, der bei Latifs Erwiderung permanent dazwischenredet, verurteilt daraufhin die Untergangsstimmung, die der Klimaforscher mit seinen Aussagen heraufbeschwöre. Andere Wissenschaftler würden diese Ansichten schließlich nicht teilen.

Lanz fragt Kotre noch einmal nach entsprechenden Namen. Der gebürtige Berliner beruft sich schließlich auf Anton Zeilinger, der allerdings Quantenphysiker ist, wie Lanz hervorhebt. Für Kotre ist dessen Expertise trotzdem ausreichend. Er teile zudem die Auffassung, dass ein erhöhter CO₂-Ausstoß nicht zwangsläufig schlecht für das Klima sein muss.

Damit ist der Bogen für Latif überspannt. „Sie stellen hier einfach nur falsche Behauptungen auf“, wirft der Meteorologe seinem Vorredner vor. Kotre entgegnet, dass die Klimaforschung noch in den Kinderschuhen stecke, was Latif ebenfalls nicht unkommentiert lässt. „Das sind Fake-Behauptungen“, wird der Experte deutlich.

Als sich Kotre anschließend auf Studien der University of Alabama stützen will, erklärt Latif, dass diese Erkenntnisse längst widerlegt worden seien.

„Markus Lanz“: Steffen Kotre verschließt die Augen vor den Folgen des Klimawandels

Die Journalistin Melanie Amann warnt danach sogar vor Kotre, weil der Politiker das Klima-Thema „populistisch ausschlachtet“. Zuschauer könnten ohne eine passende Einordnung außerdem denken, dass zuvor zwei Experten über ihr Fachgebiet diskutierten. Dabei berufe sich Latif laut Amann auf Fakten, während Kotre mit Meinung hantiere.

Des Weiteren versteht die Spiegel-Journalistin nicht, warum der AfD-Politiker die Augen vor den Folgen des Klimawandels verschließt, obwohl die Menschen in seiner Heimat Brandenburg doch so sehr unter ihnen zu leiden hätten. Kotre begründet dies damit, dass er keine glaubhaften Studien, die die Erwärmung bestätigen, gefunden habe, woraufhin ihm die Runde lautstark widerspricht.

Latif verweist danach auf Klimaaufzeichnungen, die bis ins Jahr 1881 zurückreichten und aus denen hervorgehe, dass die Hitzetage in Deutschland „massiv“ zugenommen haben. Der Forscher will deshalb von Kotre wissen, welche Experten ihm andere Zahlen vorlegten. Der Angesprochene weicht daraufhin erneut aus.

Lanz greift sich daher mit dem „Europäisches Institut für Klima und Energie“ ein Expertenteam heraus, auf das sich Kotre auf seiner Website stützt. Der ZDF-Moderator führt vor Augen, dass die dortigen Verantwortlichen keine Kapazitäten darstellen und eine Klimaforschung sogar ablehnen.

Kotre fühlt sich durch diese Darlegung persönlich in die Enge getrieben. Der Rest der Runde macht ihm allerdings klar, dass es ihr darum geht, zu zeigen, welche „Experten“ er zurate zieht.

AfD-Politiker verstrickt sich bei „Markus Lanz“ in Lügen

Da die AfD in den Umfragen derzeit große Erfolge zu verzeichnen hat, fragt Markus Lanz Steffen Kotre, was sich änderte, wenn dieser den Posten des Wirtschaftsministers innehätte. Der 52-Jährige erklärt, dass er den Fokus wieder vermehrt auf Gas und Kernenergie lenken würde.

Kotre ließe laut eigener Aussage auch neue Atomkraftwerke errichten. Der Politiker wird daraufhin gefragt, ob er sich wegen des Atommülls keine Sorgen mache. Die Abfallprodukte halte er tatsächlich für unbedenklich, erklärt Kotre. Latif entgegnet, dass für diese Aussage abermals keine wissenschaftliche Basis vorläge.

Seine Gesprächspartner will Kotre dennoch für die Atomenergie begeistern, indem er die relativ niedrigen Kosten anspricht. Diese Lüge entlarvt Lanz aber umgehend. Der Talkmaster erinnert daran, dass AKW-Strom keineswegs billig sei. Als ihm Kotre widerspricht, berichtet Lanz, wie stark Atomkraftwerke subventioniert werden, um ihm die letzten Illusionen zu nehmen.

AfD-Politiker verteidigt bei „Matkus Lanz“ Propagandaauftritt im russischen Fernsehen

Zum Abschluss thematisiert Lanz die Putin-Nähe der AfD. In einem dazugehörigen Einspieler ist Steffen Kotre zu sehen, wie er in einer russischen Propagandasendung gegen die deutschen Medien austeilt und behauptet, dass der Großteil der deutschen Bürger Waffenlieferungen an die Ukraine ablehne.

Lanz fragt seinen Gast daraufhin frei heraus, warum seine Partei diese „Putin-Versteherei“ betreibe. Kotre begründet dies mit dem Narrativ der verbotenen Nato-Osterweiterung. Auf wiederholte Nachfrage kann der Abgeordnete jedoch nicht beweisen, dass es ein solches Versprechen von der Nato jemals gegeben habe.

Melanie Amann räumt derweil ein, dass der Westen wohl diplomatische Fehler gemacht habe. Da Russland in ihren Augen aber niemals bedroht wurde, könne Putin keinerlei Rechtfertigung für den Angriff auf die Ukraine vorlegen.

Kotre hält dagegen, dass die USA Russland „destabilisieren“ wollten, indem sie die Ukraine gegen Russland in Stellung brachten. Trotz dieser Ansicht bezeichnet er den Ukraine-Krieg als völkerrechtswidrigen Angriffskrieg, für den Wladimir Putiin verantwortlich sei. Für diese Tat müsse der Machthaber „zur Rechenschaft gezogen werden“.

Zuvor müsse laut Kotre allerdings erst einmal der Krieg ein Ende finden. Aus diesem Grund sei er letztlich im russischen Fernsehen aufgetreten, um den „Friedenskanal“ offenzuhalten.

„Markus Lanz“ – Das Fazit der Sendung

In der Diskussion wird ersichtlich, wie wichtig es ist, Informationsquellen zu prüfen. Meinungen und Behauptungen sollten niemals mit fundiertem Expertenwissen gleichgesetzt werden. Selbst dann nicht, wenn die Fachleute unbequeme Wahrheiten aussprechen. (Kevin Richau)

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