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Millionen-Erbin fordert bei Markus Lanz höhere Erbschaftssteuer und widerspricht der FDP

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Sarna Röser (Unternehmerin) im Gespräch mit Christoph Trautvetter (Steuerexperte) bei „Markus Lanz“.
Sarna Röser (Unternehmerin) im Gespräch mit Christoph Trautvetter (Steuerexperte) bei „Markus Lanz“. © Cornelia Lehmann/ZDF

„Markus Lanz“ nimmt das deutsche Steuersystem unter Lupe. In der Debatte werden Steuersenkungen und -erhebungen gegeneinander abgewogen.

Hamburg – Deutschlands Steuereinnahmen erreichen regelmäßig neue Höchststände. Die Bürger müssen dennoch darum kämpfen, ihren Lebensunterhalt zu sichern. Markus Lanz möchte deshalb wissen, wie gerecht unser Steuersystem ist.

FDP-Politiker Johannes Vogel erklärt, dass das deutsche Modell nicht perfekt sei, aber zum Beispiel bei der Einkommenssteuer einem nachvollziehbaren Prinzip folgt: „Starke Schultern tragen mehr als schwache.“ Der Bundestagsabgeordnete empfindet das System daher als fair, auch wenn in seinen Augen schwache und mittlere Einkommen zu stark belastet werden. „Da sollte man die Menschen entlasten“, so Vogels Vorschlag.

Der stellvertretende FDP-Bundesvorsitzende Johannes Vogel nimmt bei „Markus Lanz“ Stellung zu den steuer- und finanzpolitischen Konzepten seiner Partei. Er meint: „Wir haben kein Einnahme-, sondern eher ein Ausgabeproblem.“
Der stellvertretende FDP-Bundesvorsitzende Johannes Vogel nimmt bei „Markus Lanz“ Stellung zu den steuer- und finanzpolitischen Konzepten seiner Partei. Er meint: „Wir haben kein Einnahme-, sondern eher ein Ausgabeproblem.“ © Cornelia Lehmann/ZDF

Steuerdebatte bei Markus Lanz

Sarna Röser stimmt ihrem Vorredner zu und bewertet das deutsche Steuersystem als gerecht. Gleichzeitig bemängelt sie die hohen Abgaben für Arbeitnehmer, die aus ihrer Sicht mehr Netto vom Brutto haben sollten.

Roman Pletter sieht bei den Abgaben vor allem den Spitzensteuersatz als großes Übel, der viel zu früh greift. Er findet es unfair, dass Menschen, die viel arbeiten, mehr Steuern zahlen müssten als jene, die ihr Geld lediglich geerbt haben.

Marlene Engelhorn wird in naher Zukunft einen zweistelligen Millionenbetrag erben und regt sich trotzdem über die ihrer Ansicht nach zu geringe Erbschaftssteuer auf. Sie halte es außerdem für falsch, dass eine Erbschaft stets als Privatangelegenheit angesehen wird, obwohl die Steuern daraus der Öffentlichkeit zugutekommen.

Unternehmerin bei „Markus Lanz“: Vermögen ist nicht gleich Vermögen

Röser, Erbin eines Familienunternehmens, warnt davor, Nachlässe zu pauschalisieren. Es müsse zwischen liquidem und festem Vermögen unterschieden werden. Ihr eigenes Vermögen sei beispielsweise an ihr Unternehmen geknüpft. Sie sei daher nicht in der Lage, von ihrem Erbe viele Steuern zu zahlen, da sie das Kapital benötigt, um den Betrieb am Laufen zu halten.

Pletter bittet diesbezüglich eine Lösung an. Der Staat könne sich in den ersten fünf bis zehn Jahren als stiller Teilhaber installieren. Erst anschließend würde die Erbschaftssteuer fällig werden. Wenn dies dann immer noch nicht gelänge, habe der Unternehmer nach Pletters Meinung falsch gewirtschaftet.

Steuerexperte Christoph Trautvetter kritisiert die Betriebe viel eher dafür, das erwirtschaftete Vermögen zurückzuhalten, statt es wieder zu investieren und so neue Ertragswege zu ergründen.  

Von links: Markus Lanz, Johannes Vogel, Sarna Röser, Christoph Trautvetter, Roman Pletter, Marlene Engelhorn (Schalte).
Von links: Markus Lanz, Johannes Vogel, Sarna Röser, Christoph Trautvetter, Roman Pletter, Marlene Engelhorn (Schalte). © Cornelia Lehmann/ZDF

Diesen Zahn zieht Röser Trautvetter sofort. Sie verweist auf die Corona-Pandemie, die sie und ihr Unternehmen ohne die vorhandenen Ersparnisse wohl nicht überstanden hätten. Die Klima-Krise stelle darüber hinaus ebenfalls eine große Herausforderung für die Konzerne dar.

FDP-Politiker positioniert sich gegen Steuererhöhungen

Engelhorn betitelt die Vermögenssteuer derweil als Nischenthema, weil sie lediglich fünf Prozent der Bevölkerung beträfe. Dennoch würde darüber häufig diskutiert, was laut Engelhorn verdeutliche, wie viel Macht reiche Menschen besitzen. Sie dürften darüber debattieren, was mit ihrem Geld geschieht, während dem Arbeiter dieses Privileg verweigert wird.

„Markus Lanz“ - das waren seine Gäste am 14. März

Während Pletter ihr zustimmt, steuert Vogel dagegen. Deutschland sei sowieso schon ein „Hochsteuerland“, weshalb er eher für Steuersenkungen als für -erhöhungen plädiert. Der stellvertretende Bundesvorsitzende der FDP wolle die Erbschaftssteuer nicht verwenden, um Familien und Unternehmen zu gefährden, da wir insbesondere auf die Betriebe angewiesen seien.

Röser rät davon ab, die Diskussion über die Erbschaftssteuer zu einer Neid-Debatte verkommen zu lassen. Sie wolle stattdessen den Zusammenhalt in den Vordergrund rücken. Sie erinnert zudem daran, dass in Bezug auf Steuern kein Einnahmen-Problem in unserem Land vorherrscht. Die Erträge würden allerdings in der Bürokratie „versickern“. Eine Aussage, die keinen Widerstand in der Runde hervorruft.

Millionenerbin kritisiert Gästeliste bei „Markus Lanz“

Da es viele seiner Zuschauer umtreibt, will der Moderator wissen, warum der Spitzensteuersatz in Deutschland schon bei einem Einkommen von 60.000 Euro greift. Trautvetter antwortet, dass der Staat den Fokus in der Vergangenheit auf mittlere Gehälter gelenkt hätte. Die reichen Menschen, die weit mehr als die 60.000 Euro verdienten, müssten laut dem Experten hingegen kaum noch Steuern auf ihre Renditen entrichten.

Trautvetter würde den Spitzensteuersatz deshalb lieber auf 100.000 oder 200.000 Euro hochschrauben, um die mittlere Einkommensklasse zu entlasten. Vogel begrüßt diesen Vorschlag, weil die Mitte der Gesellschaft durch weitere Steuern wie etwa die Grunderwerbssteuer zusätzlich belastet würde.

Lanz erinnert aber daran, dass die reichen Menschen, die ihre Steuern ordnungsgemäß entrichten, nicht das große Problem darstellten. Viel mehr müssten Schlupflöcher gestopft werden, die es ermöglichen, keine Steuern zu zahlen.

Engelhorn-Erbin stimmt Markus Lanz zu

Engelhorn, die zu Beginn der Sendung eingeräumt hatte, dass ihre Vorfahren solche Steuertricks einsetzen, um ihr Vermögen zu mehren, stimmt dem Moderator zu. Sie betont obendrein, dass Geld stets mit Macht einhergehe, da man sich Einfluss erkaufen könne. Engelhorn nutzt ihr Argument zudem, um die Gästeliste zu kritisieren. Obwohl die Arbeiterklasse einen Großteil der Steuerlast trägt, sei kein Vertreter zur Sendung eingeladen worden.

Wie die Unternehmen ihre eigene Steuerlast minimieren können, verdeutlicht Trautvetter abschließend. Deutschland stelle für viele Menschen eine Steueroase dar, weil die Kommunen eigenständig über die Höhe der Gewerbesteuer entscheiden dürfen. Ein Konzern könne sich einfach in einer bestimmten Kommune mit wenigen Mitarbeitern niederlassen, um von den günstigen Konditionen zu profitieren.

„Markus Lanz“ – Das Fazit der Sendung

Das deutsche Steuersystem benötigt keine Generalüberholung. Zu optimieren gäbe es trotzdem genug. So müsste der Mittelstand etwa durch einen höheren Spitzensteuersatz stärker entlastet werden. Darüber hinaus sollte der Staat private Erbschaften stärker besteuern, um einen Teil der Steuerlast abzufedern. (Kevin Richau)

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