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„Kenne praktisch niemanden, der für Laschet ist“: Erste CDU-Politiker laufen ins Söder-Lager

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Armin Laschet, CDU-Chef und Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen und Markus Söder, Ministerpräsident von Bayern und CSU-Vorsitzender.
Armin Laschet, CDU-Chef und Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen und Markus Söder, Ministerpräsident von Bayern und CSU-Vorsitzender. © picture alliance/dpa/dpa-Pool | Michael Kappeler

Die Kanzlerfrage treibt die Union um. Laschets Umfragewerte sind weiterhin niedrig. Nun sprechen sich mehrere CDU-Politiker für Söder aus.

Berlin - Mehrere CDU-Bundestagsabgeordnete haben sich hinter CSU-Chef Markus Söder als Kanzlerkandidat gestellt. „Wir müssen mit dem antreten, mit dem wir nach Umfragen die besten Chancen haben, und das ist mit großem Abstand Markus Söder“, erklärte der rheinland-pfälzische CDU-Bundestagsabgeordnete Johannes Steiniger am Montag dem Spiegel. Parteichef Armin Laschet erhielt bisher konstant geringe Popularitätswerte.

„Bei mir an der Parteibasis kenne ich praktisch niemanden, der für Armin Laschet ist“, fügte Steiniger hinzu. Die Union müsse „alles dafür tun“, um im Herbst überhaupt noch zu regieren, mahnte der Finanzpolitiker. „Ich habe keine Lust auf vier Jahre Opposition“, sagte er.

Auch die baden-württembergische CDU-Bundestagsabgeordnete Ronja Kemmer sprach sich für Söder als Kanzlerkandidat bei der Bundestagswahl 2021 aus. „Die letzten Wahlen zeigen, dass besonders das Vertrauen in Persönlichkeiten entscheidend ist“, sagte die Vize-Chefin der Jungen Gruppe der Unionsfraktion. „Das muss zusammen mit der Frage, wer den besten Plan für Deutschland hat und die wichtigen Zukunftsthemen angeht, der Maßstab sein.“

Der Brandenburger Abgeordnete Sebastian Steineke postete am Sonntag auf seinem Twitter-Profil eine Umfrage, die ergab, dass Söder in den Augen der Follower und Leser des Posts in der Kanzlertauglichkeit weit vor Laschet liegt. „Da bleiben eigentlich keine Fragen offen“, schrieb Steineke in dem Tweet.

CDU-Abgeordnete fordert: Armin Laschet soll auf Kanzler-Kandidatur verzichten

Die sächsische CDU-Bundestagsabgeordnete Veronika Bellmann forderte Laschet auf, auf die Kandidatur zu verzichten. Wenn er „der Union und dem Land einen Dienst erweisen will und selbst ein Höchstmaß an Souveränität an den Tag legen würde, dann würde er seinen Hut nicht in den Ring der Kanzlerkandidatur werfen“, sagte sie dem Spiegel.

„Manches Material will einfach nicht strahlen, egal wie stark man es auch beleuchten mag“, fügte Bellmann hinzu. Allerdings sprach sie sich weder für Laschet noch für Söder aus - sondern für Friedrich Merz.

Ein Grund, warum Söder mehr Zuspruch als Laschet erhält, ist womöglich Laschets Corona-Krisenmanagement. Sogar Kanzlerin Angela Merkel (CDU) kritisierte Laschet - sowie den saarländischen Ministerpräsidenten Tobias Hans - am Sonntagabend für deren Vorgehen in der Pandemie.

Auch der stellvertretende Vorsitzende der Unionsfraktion im Bundestag, Carsten Linnemann (CDU), hat CDU-Chef Armin Laschet zu einem offensiveren Krisenmanagement aufgefordert. „Wir müssen zeigen, dass die Union Corona-Management kann. Bei der Maskenaffäre müssen wir Klarschiff machen und thematisch müssen wir voll in die Offensive gehen. Da ist Armin Laschet jetzt gefordert“, sagte Linnemann der Rheinischen Post. „Wir brauchen einen Deutschland-Plan für das Comeback nach der Krise. Die Union muss die Frage beantworten, wovon wir in Zukunft leben wollen und nicht nur wie.“

Markus Söder oder Armin Laschet als Kanzlerkandidat? Auch Zuspruch für Laschet

Dennoch haben sich auch ein paar Politiker hinter Laschet gestellt. Der CDU-Vizevorsitzende und baden-württembergische Innenminister Thomas Strobl sagte in Stuttgarter Zeitung und den Stuttgarter Nachrichten: „Die CDU in Deutschland möchte, dass unser Bundesvorsitzender Armin Laschet Kanzlerkandidat der Union wird und im Herbst auch Bundeskanzler.“ Aus vielen Gesprächen habe er „den Eindruck gewonnen, dass dies in der CDU Baden-Württemberg und in allen anderen CDU-Landesverbände genauso gesehen wird.“ Er appelliert an Laschet und Söder, die Kanzlerfrage schnell zu klären, möglichst bis um Ostern.

CDU und CSU wollen hingegen am vereinbarten Zeitplan zur Entscheidung über die Kanzlerkandidatur festhalten. Es bleibe dabei, dass dies zwischen Ostern und Pfingsten entschieden werde, sagte CDU-Chef Armin Laschet am Montag nach einer CDU-Präsidiumssitzung in Berlin. Wann genau die K-Frage entschieden werden soll sagte Laschet nicht. Auch Söder verwies am Sonntagabend in der ARD-„Tagesthemen“ darauf, dass ein Zeitplan vereinbart sei.

Ein eher vergiftetes Bekenntnis zu Laschet kam vom CDU-Altmeister Wolfgang Bosbach: Er habe „keinen Zweifel daran, dass Armin Laschet Kanzlerkandidat werden will“, sagte Bosbach dem Deutschlandfunk am Montag, „und wenn er es werden will, dann wird es auch“. Die besten Chancen Kanzler zu werden hätte laut Bosbach aber „nach allen Umfragen eindeutig Markus Söder“. Söder könne „kurze Sätze, klare Botschaften“: „Es ist ja nicht so, dass die Zahlen in seinem Bundesland überragend besser wären als in anderen Bundesländern, überragend besser wären als in Nordrhein-Westfalen, aber er zeigt Führungsstärke.“

Auch von den CDU-Kreisvorsitzenden habe Laschet in einer Besprechung Zuspruch für eine eigene Kanzlerkandidatur bekommen, erklärten Teilnehmern gegenüber AFP. Laschet hatte am Donnerstagabend mit rund 130 CDU-Kreisvorsitzenden über die derzeitig schwierige Lage der Partei beraten. Einige Kreisvorsitzende hatten dabei aber auch ihrem Unmut Luft gemacht und die schlechte Stimmung an der Parteibasis angesprochen, wie Teilnehmer berichteten. Es gebe viel Kritik am fehlenden Impfstoff und der Test-Strategie in den Ländern.

Der CDU-Chef wurde mit den Worten zitiert: „Es liegt an uns, es besser zu machen.“ Nur mit guten Lösungen für die Pandemiepolitik könne Vertrauen zurückgewonnen werden. Mehrere Kreisvorsitzende hätten ihm bei dem Gespräch zur Kanzlerkandidatur geraten, weil er „das richtige Profil, die Erfahrung und die Fähigkeit zu führen“ mitbringe, verlautete von Teilnehmern. (dpa/AFP/tk)

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