„Sollten sich schämen“: Elternverband rügt Söder für CSU-Lehrerkampagne
Im Wahlkampf will CSU-Chef Markus Söder auf Bildung setzen. Die Art und Weise wie stößt bei Eltern auf Unmut – ihre Kritik fällt überaus deutlich aus.
München – Markus Söder setzt auf Bildung, zumindest im Wahlkampf. Dabei wendet sich der Landeschef mit einem Versprechen an das Personal der Bildungsstätten: Es geht um tausende neue Stellen an Schulen, wo der Personalmangel grassiert – ebenso wie er es auch an deren Orten in Deutschland tut. Die Tatsache, dass Bayerns Ministerpräsident plant, auch in andern Bundesländern Personal anzuwerben, sorgt bundesweit für Irritationen. In einem offenen Brief wendet sich nun auch der Bayrische Elternverband (BEV) mit deutlichen Worten des Unmuts an den CSU-Chef, gegenüber dem klare Forderungen formuliert werden.
Elternverband schießt gegen Markus Söder und seinen Bildungswahlkampf: „Sollten sich schämen“
Dem Personalmangel im Bildungswesen will Bayerns Regierungschef Markus Söder entschlossen entgegentreten, bekennt er im Wahljahr. Doch wie? Unter anderem plant der CSU-Chef, in ganz Deutschland Kräfte anzuwerben, ein Vorhaben, über das man sich beim Elternverband BEV verwundert zeigt. Aus der Elternschaft heißt es in einem Offenen Brief: „Für die Bildung anderer Bundesländer hatten Sie bisher kaum mehr als Geringschätzung übrig. Angesichts dessen sollten Sie sich schämen, nun, in der Not, im einst naseberümpften bayerischen ‚Ausland‘ nach Lehrkräften zu angeln“.

Die Eltern bleiben deutlich: „Sie glauben aber, mit Hinweis auf die hohen Beiträge Bayerns zum Länderfinanzausgleich gewissermaßen ein Recht darauf zu haben. Dafür schämen wir bayerischen Eltern uns an Ihrer Stelle.“ Man habe in Bayern „jahrzehntelang“ vom Finanzausgleich profitiert und sich so vom armen Agrarland zum reichen Industriestandort entwickelt. Abwerbe-Aktionen in anderen Bundesländern gelten grundsätzlich als ungewöhnlich. Söders Vorstoß, auf Bayerns „Vorzüge“ zu verweisen, stößt damit auch außerhalb Bayerns auf Ablehnung. BEV-Landeschef Martin Löwe wird seinerseits deutlich: „Der Bildungserfolg von Kindern ist vom Geldbeutel der Eltern abhängig. Soll er nun auch noch von dem des Bundeslandes abhängen?“
CSU-Chef Markus Söder und der Lehrermangel: „Sie werden tiefer in die Tasche greifen müssen“
Markus Söder hatte zuletzt auf gute Bezahlung in Bayern verwiesen, doch das will Löwe so nicht stehen lassen. Er sagt, „außerdem mogeln Sie beim Gehalt. A13 für alle haben Sie zwar versprochen, bis jetzt ist davon jedoch noch nichts in Sicht.“ Seine unmissverständliche Forderung an die bayrische Politik unter Söder: „Um Unterrichten in Bayern sexy zu machen, werden Sie jetzt sofort tiefer in die Tasche greifen müssen.“
Lehrermangel ist keineswegs ein exklusiv bayrisches Phänomen, stellt auch der Elternverband fest, der deshalb für ein solidarisches Vorgehen plädiert. Zu Beginn des Briefs an CSU-Chef Söder heißt es: „Sehr geehrter Herr Ministerpräsident, Sie wollen, dass Bayerns Schulen besser mit Lehrkräften versorgt werden. – Das wollen auch wir. Sie wollen diese Lehrkräfte aus anderen Bundesländern nach Bayern locken, indem Sie besondere Anreize bieten. – Das wollen wir nicht. Denn auch in den anderen Bundesländern herrscht diesbezüglich Mangel.“ Landesweit ist die Lage an vielen Schulen prekär.
Elternverband BEV fordert Hilfe beim Umzug, Mietzuschüsse und ein kostenloses ÖPNV-Ticket von Söder
Der BEV formuliert in seinem Brief alternative Forderungen an Regierungschef Söder, die auf die Verteilung von Lehrkräften innerhalb des Bundeslandes abzielen. Man begrüße durchaus die „klug ersonnenen Lockmittel, wie etwa Hilfe beim Umzug“, heißt es im Brief. Laut Löwe sollten diese besser genutzt werden, um eine sinnvolle Verteilung innerhalb des Freistaats zu gewährleisten.
Das Schreiben schließt mit einem Rat an die bayrische Landespolitik: „Wer in den teuren Teil Bayerns ziehen soll, dem wird überdies die Entscheidung mit einem Mietzuschuss und einem kostenlosen Nahverkehrsticket leichter fallen“. Die Kritik lässt wenig Raum für Fragen, dafür aber für Antworten. Welche Söder darauf findet, beziehungsweise ob er dies tut, bleibt offen. Klar ist: Auch die Elternschaft in Bayern wird sein Vorgehen wachsamen Blickes verfolgen. (AER)