Diesel-Zoff bei Maybrit Illner: Grünen-Chefin Baerbock fährt selbst eine Dreckschleuder

Bei Maybrit Illner ging es am Donnerstagabend um die Groko-Einigung zum Diesel-Streit. Auto-Fachmann Ferdinand Dudenhöffer konnte das Ergebnis kaum fassen und Grünen-Chefin Baerbock kam in Bedrängnis.
Maybrit Illner wollte am Donnerstagabend von ihren Talk-Gästen wissen: „Politik im Diesel-Dunst - geht das Chaos weiter?“ Schnell konnte man diese Frage mit Ja beantworten, denn Streit gab es in der Runde zuhauf.
Ein Vertreter der deutschen Autobauer war in der Runde nicht dabei. Dabei wären ihre Argumente interessant gewesen, schließlich weichen sie Forderungen nach zu Nachrüstungen und Umtauschprämien für Diesel bisher nur aus. „Wir haben uns die Finger wundtelefoniert, um einen deutschen Autobauer in die Sendung zu bekommen“, klagte Illner.
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Stattdessen saß ein Vertreter eines französischen Autobauers am Tisch: Uwe Hochgeschutz, Chef von Renault Deutschland. Der Firmenboss lag im Dauer-Clinch mit Grünen-Chefin Annalena Baerbock, die vehement forderte: „Wo eine Schummelsoftware eingebaut wurde, da muss umgerüstet werden!“ Notfalls müssten die Autobauer eben zu Bußgeldern verdonnert werden. Eine Milliarde Euro würde die Umrüstung aller deutschen Diesel-Autos kosten - für die Konzerne, die zusammen 40 Miliarden Euro Gewinn machten, seien das doch Peanuts.
Reine Träumereien seien das, warf Wissenschaftler Ferdinand Dudenhöfffer ein: „Die Behauptung, die Regierung könne die Autoindustrie zu irgendwas zwingen, ist Demagogie!“ Die Autokonzerne tangiere das Problem nur im Rande, glaubt er: Schließlich würden in China 25 Millionen Fahrzeuge verkauft, in Deutschland aber nur drei Millionen.
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Maybrit Illner: Grünen-Chefin Baerbock fährt Diesel - wie kann das denn sein?
In Bedrängnis brachte Moderatorin Maybrit Illner die Grünen-Chefin Baerbock mit dem Hinweis, dass sie selbst einen Diesel fahre - diese sind bekanntlich als Drecksschleudern verschrien. Illner wollte es genau wissen: „Erstens: Wie konnte es dazu kommen? Zweitens: Freuen Sie sich schon auf Verhandlungen mit dem Autohändler?“ Das Publikum lachte, Baerbock nicht. Sie rechtfertigte sich so: Vor Jahren habe sie gemeinsam mit ihren Nachbarn, die bereits einen alten Diesel hatten, entschieden, den Gebrauchtwagen weiter gemeinsam zu nutzen. Sie hätten sich damals gedacht: „Was ist ökologisch besser?“ und seien zum Ergebnis gekommen: „Ein Gebrauchtwagen, den man weiterfährt - CO2-Schutz“, verteidigte sie sich. Deswegen fahre ihre Familie und ihre Nachbarn den Diesel weiter - neben ihrem Elektro-Fahrrad wohlgemerkt, betonte die Grüne.
Jetzt habe sie allerdings die „ganze Schoße“ einmal durch, nämlich nichts als leere Versprechungen zu Nachrüstungen und Umtauschprämien. Sie forderte „klare Vorgaben wie eine Elektro-Quote“, damit Betroffene wie sie leichter auch emissionsfreie Elektro-Autos umsteigen können.
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Maybrit Illner: Wissenschaftler kritisiert Einigung der Großen Koalition scharf
Der Auto-Experte Ferdinand Dudenhöffer hat die Koalitionseinigung zur Beilegung der Dieselkrise scharf kritisiert. „Nach drei Jahren traut man sich mit so einem halbgaren Konzept an die Öffentlichkeit (...), man hätte ein Gesamtkonzept vorstellen können, wenn man die Autobauer vorher damit einbezogen hätte“, sagte er am Donnerstagabend in der ZDF-Sendung „Maybrit Illner“. Wenn man von vornherein überlegt hätte, „wie man Hardware-Nachrüstungen umsetzen kann, (...) dann wären wir heute wesentlich weiter.“ Die Verbraucher schauten nun in die Röhre, weil die Regeln schlecht seien.
Das Konzept der Koalition sieht zwei zentrale Punkte vor: Umtausch und Nachrüstung. Wer seinen alten Wagen mit der Abgasnorm Euro 4 oder 5 abgibt und dafür ein moderneres Fahrzeug - neu oder gebraucht - kauft oder least, bekommt von Herstellern eine Prämie. Daneben geht es um die technische Nachrüstung von Euro-5-Dieseln. Die will die Regierung grundsätzlich ermöglichen und den Konzernen in Rechnung stellen.
Die Grünen-Vorsitzende Annalena Baerbock forderte die Bundesregierung dazu auf, gesetzliche Regeln für eine Hardware-Nachrüstung aufzustellen. Es müssten „politische Leitplanken“ gesetzt werden. „Seit drei Jahren wissen wir, dass ein Betrugsfall vorliegt. Und jetzt so zu tun und zu sagen: „Ach nee, eigentlich, so richtig betrogen haben wir nicht“, gehtvollkommen an der Realität vorbei“, sagte sie.
Dudenhöffer warf Baerbock Wahlkampf vor. Es gebe keine gesetzliche Handhabe gegen die Autobauer, um sie zu Nachrüstungen zu zwingen.
dpa