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Shitstorm wegen Rassismus-Tweet: Tabubruch beim MDR?

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Der MDR Sachsen steht wegen eines Tweets in der Kritik. © dpa / Jan Woitas

Aufmerksamkeit für wichtige Diskussion oder dreister Tabubruch? Im Internet echauffieren sich viele über einen Tweet zu Rassismus und politischer Korrektheit des MDR Sachsen.

Dresden - Mit einer Programminformation auf Twitter löste der MDR Sachsen am Dienstag einen „Shitstorm“ aus. Laut Tweet wollte man in der Sendung Dienstags direkt darüber diskutieren, ob man heutzutage noch „Neger“ sagen dürfe. Weiter hieß es: „Warum ist politische Korrektheit zur Kampfzone geworden?“ Zur Diskussion eingeladen waren die ehemalige Parteichefin der AfD, Frauke Petry, die sächsische Linken-Politikerin Kerstin Köditz, ZDF-Moderator Peter Hahne sowie der Politikwissenschaftler Robert Feustel von der Universität Leipzig.

Eine Lawine heftiger, oft beleidigend formulierter Kritik ergoss sich sodann in Retweets und Kommentaren unter dem Tweet über den MDR Sachsen. Manche User forderten die Löschung des Tweets aufgrund der Wortwahl, andere empörten sich über die Wahl der Gäste. Petry sei „Rechtspopulistin“, ein Opfer rassistischer Beleidigungen oder rassistisch motivierter physischer Gewalt sei hingegen nicht mit von der Partie.

Eine Entschuldigung der Rundfunkanstalt konnte den Schaden nicht mehr begrenzen. Auch das Moderieren der Diskussion in den Kommentaren vermochte die zornigen User nicht zu beschwichtigen. Prominente meldeten sich ebenfalls zu Wort. So beklagte etwa die linke Aktivistin und ehemalige Grüne Jutta Ditfurth, der MDR Sachsen benutze mit „politischer Korrektheit“ einfach einen „Kampfbegriff der Neuen Rechten“. 

Der schwarze SPD-Bundestagsabgeordnete für Halle an der Saale, Dr. Karamba Diaby meldete sich ebenfalls zu Wort. Man müsse über alles diskutieren, aber der MDR habe sich bereits durch die Verwendung des Begriffs „Neger“ disqualifiziert. 

Die geladenen Gäste Kerstin Köditz und Robert Feustel verkündeten alsbald auf Twitter, sie würden an der Diskussion nicht teilnehmen. In einer detaillierteren Stellungnahme schrieben die beiden, das Thema der Sendung sei nach ihrer Zusage „in eine Richtung (weiter-)gedreht [worden], die vollends indiskutabel ist.“

Die Sendung musste schließlich abgesagt werden, da zwei der vier geladenen Gäste ihre Teilnahme absagten, wie der MDR Sachsen auf seiner Internetseite bekanntgab. Auf Twitter hieß es in einer weiteren Mitteilung, man prüfe einen neuen Termin für die Diskussion.

Die Kontroverse um den MDR-Tweet ist ein weiteres Beispiel für die hierzulande inzwischen hochgradig polarisierte Diskussion über den richtigen Umgang miteinander. Populisten hatten in der Vergangenheit teilweise versucht, diese emotional aufgeladene Debatte durch bewusste Provokationen für ihre Zwecke zu nutzen. So etwa der AfD-Politker André Poggenburg, der in Deutschland lebende Türken als „Kameltreiber“ verunglimpfte. 

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