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Medwedew setzt zu irrer Tirade an: „Grunzende Jungsauen“ im Westen – „Heilige Macht“ bei Russland

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Von: Bedrettin Bölükbasi, Katja Thorwarth

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Der stellvertretende Vorsitzende des Sicherheitsrats, Dmitri Medwedew, nimmt an einem Treffen der Programm-Kommission seiner Partei teil.
Der stellvertretende Vorsitzende des Sicherheitsrats, Dmitri Medwedew, nimmt an einem Treffen der Programm-Kommission seiner Partei teil. © Yekaterina Shtukina/imago-images

Dimitri Medwedew, ehemaliger russischer Präsident, äußert sich zum Krieg in der Ukraine. Den Angriffskrieg Russlands rechtfertigt er als Kampf um „Heimaterde“.

Moskau — Der ehemalige russische Präsident Dmitri Medwedew hat am Freitag (4. November) den Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine zum „heiligen Konflikt mit dem Satan“ erklärt. Gleichzeitig warnte er, Moskau könne alle seine Feinde in die „ewigen Feuer der Gehenna“ schicken – eine frühjüdisch-neutestamentliche Bezeichnung für Hölle.

In einem Blog-Beitrag zum Tag der nationalen Einheit in Russland rechtfertigte Medwedew den Ukraine-Krieg, indem er wie Präsident Wladimir Putin das Land als Teil Russlands darstellte. „Wir brauchen keine fremden Territorien, wir haben alles im Überfluss. Aber es gibt Heimaterde, auf der unsere Vorfahren gelebt haben und auf der heute unsere Menschen leben. Wir geben sie an niemanden her“, schrieb Medwedew in seinem Text im Nachrichtendienst Telegram.

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Die Gegner Russlands in der Ukraine und im Westen bezeichnete er als „Teil einer sterbenden Welt“. Medwedew reihte eine Beleidigung an die andere: Er sprach von einem „Haufen verrückter Nazi-Drogenabhängiger“ sowie von „unter Drogen gesetzten und eingeschüchterten Menschen und ein großes Rudel bellender Hunde aus dem westlichen Zwinger“.

Damit nicht genug: Weiter hieß es von Medwedew auf Telegram, auch ein „kunterbuntes Rudel grunzender Jungsauen und engstirniger Einwohner aus dem zusammengebrochenen Westreich“ seien gegen Russlands Krieg. Den westlichen Bürgern rinne „vor Degeneration Speichel übers Kinn“.

Sie hätten „keinen Glauben und keine Ideale“, aber sehr wohl künstlich erfundene „obszöne Gewohnheiten“, die der Moral widersprechen würden, „die normalen Menschen verliehen wird“. Putins enger Vertrauter stellte fest: „Deshalb haben wir, nachdem wir uns gegen sie erhoben haben, heilige Macht erlangt.“

Ukraine-News: Medwedew beleidigt geflohene Russen und greift „Entsatanisierung“-Propaganda auf

Medwedews Wut richtete sich auch gegen russische Bürger, die im Zuge der Teilmobilisierung das Land verlassen haben. „Feige Verräter und gierige Überläufer sind in ferne Länder geflohen - mögen ihre Gebeine in der Fremde verrotten“, schrieb der Ex-Präsident. „Verängstigte Partner“, die sie verlassen hätten, seien keine „Freunde“, sondern lediglich „zufällig Mitreisende gewesen“. Ohne sie sei man „stärker und sauberer“ geworden.

Medwedew, der auch stellvertretender Leiter des Sicherheitsrates der Russischen Föderation ist, griff außerdem das seit kurzem in Russland kursierende Propagandamotiv auf, man habe es in der Ukraine mit teuflischen Kräften zu tun: „Ziel ist, den obersten Herrn der Hölle aufzuhalten, welchen Namen er auch annimmt - Satan, Luzifer oder Iblis“, formulierte er. Denn anders als dem Teufel gehe es Russland nicht um den Tod, sondern um das „Leben“. Ähnlich hatte sich Putin in seiner Annexions-Rede geäußert. Während Russlands Waffe „die Wahrheit sei“, nutze die gegnerische Seite „eine komplizierte Lüge“.

„Deshalb ist unsere Sache gerecht“, behauptete er weiter in Anlehnung an ein Zitat, mit dem die Sowjetunion 1941 zur Abwehr des deutschen Überfalls aufgerufen hatte. Medwedew, der als Präsident (2008-2012) die Hoffnung auf ein liberaleres Russland verkörperte, hat sich mehrfach besonders radikal zum Ukraine-Krieg geäußert. Putin will am Freitag in Moskau eine große historische Ausstellung eröffnen, in der die offizielle russische Sicht auf die Ukraine präsentiert wird. (ktho/dpa/bb)

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