Neuer CDU-Vorsitz: Merz kann es schaffen – wenn ihm eines gelingt

Friedrich Merz kandidiert für den CDU-Vorsitz. Ihm schlägt viel Häme entgegen. Aber man sollte abwarten. Ein Kommentar.
München - Friedrich Merz, der ewig Unvollendete der deutschen Politik, macht’s noch mal. Und viel spricht dafür, dass der Sauerländer im dritten Anlauf den Sprung an die Spitze der CDU schafft. Denn diesmal bestimmt nicht mehr das Partei-Establishment darüber, wer als jetzt zehnter Vorsitzender auf dem Stuhl Adenauers, Kohls und Merkels Platz nehmen darf. Sondern die Basis. Jene Basis, der die CDU-Spitze seit 15 Jahren einredet, sie sei zu rechts, um einen Chef mit Aussicht auf Wahlerfolge bestimmen zu dürfen.
Eine CDU-Führung, die ihren 400.000 Mitgliedern nicht traut, sie entmündigt, damit nicht der Mann Vorsitzender wird, der wie kein anderer für ihre Überzeugungen steht – das war und ist eine Zumutung. Das Ergebnis: zwei grandios gescheiterte Chefs – Annegret Kramp-Karrenbauer und Armin Laschet – und nur noch 19 Prozent Wähleranteil. Ist ja auch logisch: Wie soll denn eine Basis aus vollem Herzen für ihren Kandidaten Wahlkampf machen, wenn sie ihn selbst nur lauwarm unterstützt?
CDU-Krise: Merz kann Sieger sein, wenn er ein repräsentatives Team schafft
Es stimmt: Dem soeben 66 Jahre alt gewordenen Merz schlagen Häme und Aversionen entgegen, gerade im linken Lager. Doch warum ist das so? Weil er herausragt aus dem Einerlei. Anders als Merkel hat Merz nie versucht, gefällig zu sein, seine CDU und das, was seit 75 Jahren ihr Markenkern ist, zu verstecken, um von allen gemocht zu werden. Er steht für Wettbewerb, für soziale Marktwirtschaft, für sichere Grenzen, gegen identitätspolitische Gleichmacherei, gegen den Ruf des Muezzins, für den sich sein Gegenkandidat Helge Braun starkmacht.
Die Kanzlerin hat in einem verräterischen Moment ihre CDU mal die Partei genannt, der sie nahe stehe. Mehr Ferne geht für eine Ex-Vorsitzende kaum, die der Partei alles verdankt. Merz steht der CDU nicht „nahe“ – er lebt und verkörpert sie, und er will zeigen, dass sie als eigenwillige, selbstbestimmte, wo nötig auch mal altmodische Partei Bürgerinnen und Bürger von sich überzeugen kann. Das kann gelingen, wenn er es schafft, um sich herum ein junges Führungsteam aus Frauen und Männern aufzubauen, das die Partei in ihrer ganzen Breite abbildet. Dann muss der CDU um die Zukunft nicht bange sein.