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MH17-Urteil gefallen: Drei Putin-Separatisten zu lebenslanger Haft verurteilt – doch die sitzen in Russland

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Von: Florian Naumann

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Acht Jahre liegt der Abschuss von Flug MH17 zurück. Nun ist ein Gerichtsurteil gefallen – doch die Angeklagten weilen in Russland.

Update vom 17. November, 15.33 Uhr: Das niederländische Strafgericht in Schiphol hat drei ehemals hochrangige pro-russische Separatisten wegen des Abschusses des Passagierfluges MH17 über der Ostukraine im Jahr 2014 mit 298 Toten schuldig gesprochen. Sie sollen in lebenslange Haft. Ein vierter Angeklagter wurde freigesprochen. Das Gericht verkündete das Urteil am Donnerstag in Abwesenheit der Angeklagten. Es ist ungewiss, ob die drei Verurteilten ihre Strafen jemals antreten werden.

Konkret wurden die beiden Russen Igor Girkin und Sergej Dubinski sowie der Ukrainer Leonid Chartschenko vom Gericht wegen des Absturzes und des Todes der Passagiere schuldig gesprochen, wie der Vorsitzende Richter Hendrik Steenhuis verkündete. Der ebenfalls angeklagte Russe Oleg Pulatow erhielt hingegen einen Freispruch.

MH17-Urteil: Der Vorsitzende Richter Hendrik Steenhuis am Donnerstag im Gerichtssaal am Flughafen Schiphol.
MH17-Urteil: Der Vorsitzende Richter Hendrik Steenhuis (Mitte) am Donnerstag im Gerichtssaal am Flughafen Schiphol. © IMAGO/Remko de Waal

Update vom 17. November, 15.05 Uhr: Der Flug MH17 mit 298 Menschen an Bord wurde nach Auffassung der niederländischen Richter eindeutig mit einer russischen Luftabwehrrakete vom Typ Buk über der Ostukraine abgeschossen. Abgefeuert wurde die Rakete demnach von einem Feld in einem von Separatisten kontrollierten Gebiet aus.

Bei der Urteilsverkündung im Strafprozess gegen vier mutmaßlich Hauptverantwortliche für den Abschuss bestätigte das Gericht damit erstmals Untersuchungen internationaler Ermittler. Das Luftabwehrgeschütz war demnach von einer russischen Militärbasis in die Ukraine geschafft und nach dem Abschuss zurückgebracht worden. Ein Urteil ist noch nicht final verkündet – die Verlesung soll im Laufe des Nachmittags abgeschlossen sein.

MH17-Urteil fällt: Richter sieht Kreml hinter den Separatisten – doch die Angeklagten sitzen in Russland

Der Vorsitzende Richter im MH17-Prozess, Hendrik Steenhuis (2.v.l.), vor der Urteilsverkündung.
Der Vorsitzende Richter im MH17-Prozess, Hendrik Steenhuis (2.v.l.), vor der Urteilsverkündung. © IMAGO/Remko de Waal

Erstmeldung: Amsterdam – Ein Gericht in den Niederlanden verkündet in diesen Minuten das Urteil zum Absturz der Passagiermaschine MH17 vor gut acht Jahren. Richter Hendrik Steenhuis machte dabei offenbar bereits frühzeitig klar, dass die Justiz Russland in der Verantwortung sieht: Der Kreml habe die prorussischen Kräfte gesteuert, erklärte er laut einem Tweet des Bellingcat-Journalisten Christo Grozew. Das konkrete Verdikt über die Anklagen steht noch aus.

In gut 10 Kilometer Höhe über umkämpftem Gebiet in der Ostukraine war am 17. Juli 2014 um 15.20 Uhr an der linken Seite des Cockpits eine Rakete explodiert. Hunderte kleinste Teilchen hatten das Flugzeug durchbohrt.

MH17: Urteil über Flugzeug-Abschuss mit 298 Toten – Hochrangige Separatisten im Fokus

Die Opfer kamen aus zehn Ländern, vier davon aus Deutschland. Da die meisten der Todesopfer aus den Niederlanden kamen, findet dort auch der Prozess statt. Die Angeklagten – drei Russen und ein Ukrainer – waren hochrangige prorussische Separatisten in der Ostukraine: Igor Girkin war einst russischer Geheimdienstoffizier und Kommandant der Separatisten im Donbass, genannt „Strelkow“. Sergej Dubinski, ein früherer russischer Offizier und Stellvertreter Girkins. Oleg Pulatow wiederum war Dubinskis Assistent. Leonid Chartschenko, der Ukrainer, soll eine Kampfeinheit in der Region geleitet haben

November 2014: Journalisten inspizieren den Absturz-Ort von Flug MH17 in der Ostukraine.
November 2014: Journalisten inspizieren den Absturz-Ort von Flug MH17 in der Ostukraine. © Menahem Kahana/AFP

Die Anklage warf ihnen vor, die Rakete besorgt zu haben, mit der die Maschine abgeschossen wurde. Möglicherweise war es ein Irrtum und sie wollten ein ukrainische Militärflugzeug treffen. Die Anklage hat vier Mal lebenslange Haft gefordert.

MH17-Urteil gefallen: Angeklagte in Russland – sie waren nie erschienen

Die Angeklagten waren nie zu den Gerichtsverhandlungen erschienen. Nur einer von ihnen, der Russe Oleg Pulatow, hatte sich verteidigen lassen. Alle vier sollen in Russland sein. Russland hatte immer jegliche Mitverantwortung zurückgewiesen und die Ukraine für den Abschuss verantwortlich gemacht.

Die Maschine der Malaysia Airlines war am 17. Juli 2014 auf dem Weg von Amsterdam nach Kuala Lumpur über umkämpftem Gebiet mit einer russischen Luftabwehrrakete vom Typ Buk abgeschossen worden. Alle 298 Menschen an Bord wurden getötet. Der Prozess hatte zwei Jahre und acht Monate gedauert, mehr als 90 Angehörige der Opfer sagten vor Gericht aus. (dpa/fn)

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