„Viele, viele Kommunen sind an der Belastungsgrenze“, sagt Söder und kritisiert die aus seiner Sicht allzu vagen Hilfszusagen des Bundes. Es sei jetzt nötig, dass Olaf Scholz (SPD) eingreife. Auch am Flüchtlingsgipfel, den Innenministerin Nancy Faeser (SPD) für Februar angekündigt hat, müsse er teilnehmen. Der Kanzler sei jetzt „persönlich gefragt“. Er sei dafür, zu helfen, sagt Söder, besonders den Menschen aus der Ukraine. Er sei auch für Arbeitsmigration. Was er nicht wolle, sei die Überforderung von Städten und Kommunen. Im Moment sind laut Herrmann 170.000 Flüchtlinge in Bayern – mehr als in den Jahren 2015/16.
Der Ministerpräsident sieht vor allem den Bund in der Pflicht: Der müsse sofort weitere Liegenschaften zur Verfügung stellen und „deutlich mehr Geld“. Neue Belastungen, etwa durch die zusätzliche Aufnahme von Flüchtlingen aus Italien, müssten tabu sein, zudem brauche es endlich eine gerechte Aufteilung von Flüchtlingen unter den EU-Ländern. Schließlich weist Söder auf die versprochene Rückführungsoffensive der Ampel hin. Die müsse endlich in Gang kommen.
Dass es hier hapert, weiß auch die Bundesregierung, die nun auf den neuen Migrationsbeauftragten Joachim Stamp (FDP) hofft. Er müsse nun Migrations- und Rückführungsabkommen aushandeln, sagte SPD-Fraktionsvize Dirk Wiese der Welt. Von Stamp verspreche man sich „einen Schub“. In der Koalition drängt vor allem die FDP auf Rückführungen, um die Kommunen zu entlasten.
Während die Ampel hofft, ärgert sich Herrmann – vor allem über den Aufnahme-Eifer des Bundes. Dass man etwa Italien zusätzliche Migranten abnehme, sei schon deshalb falsch, weil das Land weit weniger belastet sei, als es den Anschein mache. Die Bundesregierung sende in Europa „dauernd Signale, dass man beliebig viele Menschen aufnehmen könne“. Herrmann betont, dass es ja nicht nur ums Unterbringen gehe, sondern auch um Plätze in Kitas und Schulen. Was es brauche, sei eine „Begrenzung des Zuzugs“, sagt er. Da schimmert die Obergrenze dann doch durch.
Marcus Mäckler