Mindestens 150 Tote: Berichte über Chemiewaffenangriff auf Ost-Ghuta

Bei Angriffen der syrischen Armee auf die letzte verbliebene Rebellenhochburg in Ost-Ghuta sind Dutzende Menschen getötet worden.
Damaskus - Hilfsorganisationen berichteten in der Nacht zum Sonntag von einem mutmaßlichen Einsatz von Chemiewaffen. Nach Angaben der Weißhelme hatte ein Hubschrauber am Samstagabend eine Fassbombe mit Chemikalien über der Stadt Duma abgeworfen. Dabei seien mindestens 150 Menschen getötet und mehr als 1000 verletzt worden. Ganze Familien seien in ihren Schutzunterkünften erstickt. Die Zahl der Opfer steige beständig. Auf ihrem Twitter-Konto veröffentlichten die Helfer schockierende Fotos der mutmaßlichen Opfer.
Auch die Hilfsorganisation UOSSM geht von einem Chemiewaffenangriff aus. Sie sprach zunächst von 25 Toten und mehr als 500 Verletzten. „Das ist eine der schlimmsten chemischen Attacken in der syrischen Geschichte“, sagte der UOSSM-Vorsitzende Ghanem Tayara am Samstag. Die Berichte konnten zunächst nicht unabhängig verifiziert werden.
Die syrische Nachrichtenagentur Sana verwarf die Berichte unterdessen als unwahr. „Einige Medien, die für ihre Unterstützung der Terroristen bekannt sind, haben behauptet, dass die Armee chemische Waffen in der Stadt Duma benutzt habe“, hieß es da. Derartige Berichte dienten nur dazu, das Vorrücken der syrischen Armee zu hindern. Die syrische Armee war zuvor begleitet von schweren Luftangriffen auf Duma vorgerückt. Dabei waren zahlreiche Zivilisten getötet worden.
Die syrische Armee hatte in den vergangenen Wochen einen massiven Militäreinsatz auf das Rebellengebiet Ost-Ghuta durchgeführt. Das Gebiet, das an die Hauptstadt Damaskus angrenzt, war jahrelang belagert. Ein Großteil der Rebellen hat sich nach Absprachen mit der syrischen Führung aus dem Gebiet zurückgezogen. Lediglich die Stadt Duma wird noch von Kämpfern der Gruppe Dschaisch al-Islam gehalten.
USA sehen Handlungsbedarf
Die US-Regierung prüft Berichte über einen möglichen Giftgasangriff im syrischen Rebellengebiet Ost-Ghuta. Man folge den beunruhigenden Nachrichten über einen weiteren mutmaßlichen Einsatz von Chemiewaffen in Syrien genau, teilte Außenministeriumssprecherin Heather Nauert in der Nacht zum Sonntag in Washington mit. Sollten sich die Berichte bestätigen, sei eine sofortige Antwort der internationalen Gemeinschaft gefordert. „Die Vereinigten Staaten bemühen sich weiterhin, mit allen verfügbaren Kräften diejenigen zur Rechenschaft zu ziehen, die Chemiewaffen einsetzen - in Syrien oder anderswo“, so Nauert.
dpa